BfArM erwägt Ozempic-Exportverbot |
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte überlegt, den Export von Ozempic zu verbieten. / Foto: Adobe Stock/myskin
Hintergrund für die Überlegungen des BfArM-Präsidenten ist, dass das zur Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes zugelassene Medikament Ozempic® in Deutschland billiger ist als in vielen anderen Ländern. »Wir wissen, dass ein Teil der Spritzen, die für unsere Diabetespatienten nach Deutschland geliefert werden, in andere europäische Länder oder die USA abfließen. Das ist ein großes Problem. Wir brauchen das Medikament für die Versorgung von Diabetespatienten und nicht als Lifestyle-Medikament«, sagte BfArM-Präsident Broich dem »Spiegel«.
Auf die Frage, was er dem Techmilliardär Elon Musk sagen würde, der sich dazu bekannt hatte, Semaglutid zum Abnehmen angewendet zu haben, und damit einen Hype auslöste, antwortet Broich dem Magazin: »Ich würde ihm sagen, dass ich ihm wünsche, dass er keinen Schilddrüsenkrebs bekommt.« Broich spielte damit auf den Verdacht an, dass Semaglutid und andere GLP-1-Agonisten mit einem erhöhten Risiko für Schilddrüsenkrebs in Verbindung stehen könnten. Diesen Zusammenhang konnte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) kürzlich zwar nicht bestätigen. Noch nicht abgeschlossen ist aber eine EMA-Untersuchung einer möglichen Assoziation von GLP-1-Agonisten mit einem erhöhten Suizidrisiko.
Es werde so getan, als hätten diese Medikamente keine Nebenwirkungen, sagte Broich. »Es gibt offenbar keine vernünftige Nutzen-Risiko-Abwägung mehr und die Nebenwirkungen werden völlig unter den Tisch gekehrt«, so der BfArM-Präsident.
Semaglutid ist als Ozempic zur Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes und als Wegovy® zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Adipositas zugelassen. Der Rummel um den Wirkstoff hat dazu geführt, dass die Präparate kaum noch verfügbar sind. Denn viele Menschen, die weder Typ-2-Diabetes haben noch adipös sind, wollen mit Semaglutid schlanker werden und verwenden die Präparate außerhalb der zugelassenen Indikationen.
Das von dem dänischen Konzern Novo Nordisk hergestellte Ozempic ist so begehrt, dass Kriminelle Fälschungen in Umlauf brachten. Anfang Oktober hatte das Regierungspräsidium Freiburg erstmals vor möglichen Fälschungen des Diabetesmedikaments gewarnt. Am 11. Oktober rief das BfArM die Apotheken dazu auf, jede Ozempic-Packung vor der Abgabe zu öffnen, um die enthaltenen Pens in Augenschein zu nehmen. Inzwischen sind Fälschungen in mindestens 14 Ländern aufgetaucht, darunter in Deutschland, Österreich und Großbritannien. Am 9. November informierte die Polizei Düsseldorf über Ermittlungen gegen eine Firma in Neuss. Bei einer Hausdurchsuchung konnten jedoch keine Fälschungen sichergestellt werden , hieß es.
In Deutschland liegt die Überwachung des Arzneimittelverkehrs bei den jeweils zuständigen Behörden der Bundesländer. Sie können für deutschlandweit vertriebene Fälschungen Warnungen aussprechen.