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Depressive Symptome

Betablocker nach Herzinfarkt nützen nicht jedem

Betablocker gehören häufig zur Medikation nach einem Herzinfarkt. Bei Patienten mit weitgehend erhaltener Herzfunktion könnte der Nutzen jedoch beschränkt und das Risiko für depressive Symptome erhöht sein, wie eine neue Studie aus Schweden nahelegt.
Laura Rudolph
12.11.2024  09:00 Uhr

Nach einem Herzinfarkt bekommen Patienten neben Acetylsalicylsäure (ASS), Statinen und ACE- oder AT1-Hemmern häufig Betablocker verschrieben. Aktuelle Studien lassen jedoch daran zweifeln, ob Letztere solchen Patienten nützen, deren Herz nach dem Infarkt noch eine weitgehend intakte Pumpleistung aufweist. So lieferte die schwedische Studie REDUCE-AMI im April Hinweise, dass Betablocker bei Patienten mit einer Auswurfleistung der linken Herzkammer von mindestens 50 Prozent weder das Sterbe- noch auf das Rückfallrisiko positiv beeinflussen. Verglichen wurde eine Basismedikation mit und ohne Betablocker (»New England Journal of Medicine«, DOI: 10.1056/NEJMoa2401479). 

Eine neue Subgruppenanalyse dieser Studie legt nun nahe, dass Betablocker bei dieser Patientengruppe zudem depressive Symptome verstärken könnten. »Betablocker führten bei Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten hatten, aber nicht an einer Herzinsuffizienz litten, zu einem leicht erhöhten Maß an depressiven Symptomen. Gleichzeitig haben Betablocker für diese Patientengruppe keine lebenserhaltende Funktion«, fasst Erstautor Philip Leissner von der Universität Uppsala in Schweden die zentralen Erkenntnisse in einer Pressemitteilung zusammen. Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich im »European Heart Journal« erschienen (DOI: 10.1093/ehjacc/zuae112).

Das Ziel dieser Teilstudie war es, herauszufinden, wie sich Betablocker auf selbstberichtete Symptome von Angst und Depression auswirkten. Hierfür untersuchte das Team um Leissner 806 Patientinnen und Patienten aus dem REDUCE-AMI-Kollektiv. Die Hälfte erhielt nach dem Herzinfarkt Betablocker, die andere nicht (unverblindet). Zu drei Zeitpunkten (Krankenhauseinweisung, sechs bis zehn Wochen und 12 bis 14 Monate nach dem Infarkt) befragten die Forschenden die Patienten zu ihren Angst- und Depressionssymptomen anhand der Hospital Anxiety and Depression Skala.

Leichte Zunahme von depressiven Symptomen

Die Auswertung zeigte, dass Betablocker mit einem erhöhten Risiko für Depressionen assoziiert waren. Bei Studienbeginn waren 14 Prozent der Patienten mögliche Depressionsfälle. In der Betablocker-Gruppe nahmen die depressiven Symptome sechs bis zehn Wochen nach dem Infarkt um 0,48 Punkte auf der Skala zu (Maximalscore: 21 Punkte). Ab 0,5 bis 5,57 Punkten Unterschied in der Skala – je nach Schweregrad der Symptome und Patient – gilt dies als klinisch relevant. Die Auswirkung des Betablockers mit knapp 0,5 Punkten ist daher als eher gering zu betrachten, aber dennoch statistisch signifikant. Nach 12 bis 14 Monaten war der Unterschied mit 0,41 Punkten noch messbar. Angstsymptome wurden dagegen durch Betablocker nicht signifikant beeinflusst.

Auffällig war, dass bei Patienten, die bereits vor der Studie Betablocker eingenommen hatten, die depressiven Symptome bei der zweiten Nachuntersuchung stärker zugenommen hatten (um 1,2 Punkte).

»Früher verordneten die meisten Ärzte auch Patienten ohne Herzinsuffizienz Betablocker, aber da die Beweise dafür nicht mehr so stark sind, sollte dies überdacht werden«, schlussfolgert Leissner. »Wenn das Medikament keine Wirkung auf ihr Herz hat, dann nehmen die Patienten es unnötigerweise ein und laufen Gefahr, depressiv zu werden.«

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