Beste Chancen zwischen 11 und 13 Uhr? |
Studierende bestehen mündliche Prüfungen mittags eher, legt eine Studie nahe. Selbiges könnte auch für Vorstellungsgespräche gelten. / © Getty Images/MmeEmil
Ob Uni-Prüfung oder Bewerbungsgespräch – der Zeitpunkt kann entscheidend sein. Das zeigt eine Beobachtungsstudie aus Italien, in der Forschende mehr als 100.000 mündliche Prüfungen auswerteten. Das Ergebnis: Zwischen 11 und 13 Uhr sind die Chancen zu bestehen am höchsten. Früh morgens oder spät nachmittags sinkt die Erfolgsquote deutlich. Die Ergebnisse sind kürzlich im Fachjournal »Frontiers in Psychology« erschienen (DOI: 10.3389/fpsyg.2025.1605041).
»Wir konnten zeigen, dass die Ergebnisse akademischer Bewertungen im Laufe des Tages systematisch variieren, mit einem deutlichen Höhepunkt der Bestehensquoten um die Mittagszeit«, kommentierte Professor Dr. Carmelo Mario Vicario, Direktor des Social-Cognitive Neuroscience Lab an der Universität Messina und Erstautor der Studie, in einer Pressemitteilung. »Studenten bestanden eher am späten Vormittag als am frühen Morgen oder am späten Nachmittag. Wir glauben, dass sich dieses Muster auch auf Vorstellungsgespräche oder andere Bewertungsprozesse ausweiten lässt«, ergänzte der Forscher.
Das Team analysierte die Leistungen von mehr als 19.000 Studierenden bei 680 Prüfern an der Universität Messina. Berücksichtigt wurden mehr als 1200 Kurse aller Abschlussstufen von Oktober 2018 bis Februar 2020. Die Zeit der Corona-Pandemie, als viele Leistungen online stattfanden, wurde bewusst ausgeschlossen, um Präsenzprüfungen zu analysieren, heißt es in der Studie.
Auch der Schwierigkeitsgrad floss in die Analyse ein. In Italien sind mündliche Prüfungen oft nicht standardisiert, haben aber großen Einfluss auf den Studienverlauf. Im Schnitt wurden 57 Prozent der Prüfungen bestanden. Die schlechtesten Ergebnisse gab es um 8 Uhr und gegen 16 Uhr.
Effekte der Tageszeit – wenn auch andere – wurden übrigens bereits bei Richtern beobachtet: Eine Studie aus Israel aus dem Jahr 2011 zeigte, dass Bewährungsanträge am Anfang des Tages oder nach Pausen häufiger genehmigt wurden. Vermutet wurde eine Art »Entscheidungsmüdigkeit« im Laufe der Arbeitszeit. In solchen Fällen tendieren Menschen eher dazu, am Status quo festzuhalten – in diesem Fall also den Bewährungsantrag abzulehnen und den Straftäter in Haft zu belassen.