Bessere Versorgung bei kaum längeren Fahrzeiten |
Der überwiegende Teil von Schlaganfall-Betroffenen könnte in Kliniken mit Stroke Unit behandelt werden, ohne dass sich die Fahrtzeit relevant verlängert, so das Ergebnis eines aktuellen Reports. / © Adobe Stock/NIKOLAS HOFFMANN
Zeit und Qualität sind bei der Behandlung eines Schlaganfalls entscheidend, damit die betroffenen Hirnregionen wieder ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Doch hierzulande werden längst nicht alle Patienten in eine Klinik mit sogenannter Stroke Unit gefahren, die auf Schlaganfall spezialisiert ist. Viele werden in die nächstgelegene Klinik gebracht und damit nicht unbedingt in ein Krankenhaus mit entsprechender Akutstation.
Ein neuer Datenreport zeigt nun: Würde die Versorgung von Schlaganfall-Patienten ausschließlich auf Stroke Units konzentriert, blieben die Fahrzeiten für gut 94 Prozent der Bevölkerung immer noch im empfohlenen Rahmen. Die Ergebnisse sind hochaktuell: Am Freitag soll der Bundesrat über eine Klinikreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entscheiden, die auch eine stärkere Konzentration der Schlaganfallversorgung auf Stroke Units vorsieht.
Wenn es um die Behandlung eines Schlaganfalls geht, zählt jede Minute, um die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen und langfristige Schäden zu minimieren. Entsprechend darf laut des »Eckpunktepapiers 2016 zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung« nach Eingang des Notrufs maximal eine Stunde vergehen, bis Menschen mit einem potenziellen Schlaganfall das Krankenhaus erreicht haben sollten, wobei die reine Fahrt zur Klinik nicht mehr als 30 Minuten dauern sollte.
Dort ist das Sterberisiko nachweislich geringer, wenn das Krankenhaus über eine sogenannte Stroke Unit (SU) verfügt – in Deutschland gibt es 349 von der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft zertifizierte SU und weitere ohne Zertifikat. Als Stroke Unit werden spezialisierte Akutstationen bezeichnet, die besonders ausgestattet sind und rund um die Uhr spezielle Behandlungsmöglichkeiten anbieten. Deswegen empfiehlt die aktuelle medizinische Leitlinie zur Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls, dass alle Menschen mit Schlaganfall auf einer Stroke Unit behandelt werden sollen.
Das ist hierzulande aber nicht immer der Fall: Laut Science Media Center (SMC) ergab eine Umfrage unter Rettungsdiensten im deutschsprachigen Raum 2020, dass bis zu einem Drittel der Patientinnen und Patienten mit leichter Symptomatik und bis zu 20 Prozent der schwer Betroffenen in die nächstgelegene Klinik und damit nicht zwingend in eine zertifizierte Stroke Unit transportiert wurden. Nach Berechnungen des Bundesgesundheitsministeriums sei 2021 jeder vierte Schlaganfall-Patient nicht in einer Klinik mit Stroke Unit behandelt worden.