Besonders empfehlenswert für Herz-Kreislauf-Patienten |
Daniela Hüttemann |
08.09.2025 16:20 Uhr |
Soll ein kardiovaskulärer Patient ein NSAR einnehmen, empfiehlt es sich, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren. / © ABDA
6,5 Prozent aller Notaufnahmen in Deutschland erfolgen aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen, zitierte Dr. Nina Griese-Mammen vom Geschäftsbereich Arzneimittel der ABDA aus einem Bericht im »Deutschen Ärzteblatt« aus dem Jahr 2018. Zu den am häufigsten betroffenen Arzneistoffklassen zählten antithrombotische Mittel, Betablocker, Diuretika und Arzneistoffe mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System. Dabei sind nicht unbedingt die Interaktionen schuld, die Apotheker häufig gleich im Hinterkopf haben, so Griese-Mammen am vergangenen Sonntag beim Fortbildungskongress der Apothekerkammern Niedersachsen und Westfalen-Lippe auf Langeoog.
Blutungen sind ein häufiger Einlieferungsgrund, wenn jemand Hämostase-beeinflussende Arzneimittel wie Rivaroxaban oder Phenprocoumon einnehmen muss. Eine nicht kontrollierte Hypertonie zählt hier zu den modifizierbaren Risikofaktoren. Daher lohne es sich, Patienten mit Antihypertensiva und Antithrombotika neben einer Medikationsanalyse auch eine strukturierte Blutdruckmessung anzubieten.
Dr. Nina Griese-Mammen / © PZ/Daniela Hüttemann
Vor allem in der Selbstmedikation sollte man bei Herz-Kreislauf-Patienten immer auf nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) achten. Bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko wie Herz- und/oder Niereninsuffizienz oder unter Arzneimitteln, die die Blutgerinnung beeinflussen, sollte man möglichst darauf verzichten. Gleiches gilt, wenn bereits mit einem RAS-Blocker (Sartan/ACE-Hemmer) und Diuretikum behandelt wird, damit daraus kein »Triple Whammy« wird, der zu akutem Nierenversagen führen kann. Die Alternativen wären Paracetamol, Metamizol oder gegebenenfalls Opioide.
Kann nicht auf NSAR verzichtet werden, sollten NSAR mit dem besten Sicherheitsprofil in der niedrigst wirksamen Dosierung und so kurz wie möglich eingesetzt werden. Konkret nannte Griese-Mammen Ibuprofen. Da NSAR den Blutdruck erhöhen können, sollte der Patient regelmäßig selbst messen. Gerade bei den Hochrisikopatienten sollte bei Ansetzen eines NSAR davor und 14 Tage im Verlauf auch eine professionelle Kontrolle stattfinden, die die Apotheke übernehmen kann. Bei erhöhtem Blutungsrisiko sollte auch ein PPI dazu eingenommen werden.
Bei kardiovaskulären Risiken und Erkrankungen, lohne es sich immer, genauer hinzuschauen. »Wir können jetzt schon mit den pDL Polymedikation und Blutdruckmessung viel für diese Patienten erreichen«, verdeutlichte Griese auch anhand von Studienergebnissen und Auswertungen der ABDA. Sie ist optimistisch, dass weitere honorierte Dienstleistungen hinzukommen könnten und die pDL auch Eingang in die Versorgungsleitlinien finden. »Es braucht mehr Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in den Leitlinien« – und dafür seien die Apothekerinnen und Apotheker die richtigen Ansprechpartner, so Griese-Mammen.