Belumosudil rockt – und ROCK2 schweigt |
Sven Siebenand |
18.07.2025 15:30 Uhr |
Eine Graft-versus-Host-Disease (GvHD) ist eine Komplikation, die nach einer allogenen Stammzelltransplantation auftreten kann. Die Immunzellen des Spenders erkennen die Körperzellen des Empfängers als fremd und greifen diese an. Dies sollte frühzeitig erkannt werden, weshalb Transplantierte regelmäßig zur Kontrolle zum Arzt gehen sollten. / © Adobe Stock/MdBabul
Eine chronische Graft-versus-Host-Disease (cGvHD) ist eine Komplikation, die nach einer allogenen Stammzelltransplantation auftreten kann und zu einer erheblichen Morbidität und Mortalität führt. Die Immunzellen des Spenders erkennen die Körperzellen des Empfängers als fremd und greifen diese an. Das führt zu Entzündungen und Fibrose in verschiedenen Geweben, darunter Haut, Mund, Auge, Gelenke, Leber, Lunge, Speiseröhre und Magen-Darm-Trakt.
Abhängig vom Schweregrad und der Organmanifestation wird eine cGvHD lokal behandelt oder systemisch mit Corticosteroiden, gegebenenfalls in Kombination mit anderen Immunsuppressiva. Es besteht jedoch Bedarf an weiteren Therapieoptionen.
In den USA ist eine solche zugelassen: der Kinasehemmer Belumosudil (Rezurock®). Der Wirkstoff darf dort für die Behandlung von erwachsenen und pädiatrischen Patienten ab zwölf Jahren mit cGvHD nach Versagen von mindestens zwei vorherigen systemischen Therapielinien zum Einsatz kommen. Bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) wird der Zulassungsantrag für den Kinasehemmer derzeit geprüft – ebenfalls als Medikament bei cGvHD ab der Drittlinie.
Bei cGvHD ist der sogenannte ROCK2-Signalweg überaktiv. Dies führt, kurz gesagt, zu einem Rückgang von Zellen und Molekülen, die das Immunsystem in Schach halten, und zum Anstieg von Zellen und Molekülen, die Entzündungen und Fibrose verursachen. Das Immunsystem gerät also aus dem Gleichgewicht.
Belumosudil ist ein Inhibitor der Rho-assoziierten Kinase 2 (ROCK2). Dadurch verringert der oral verfügbare Wirkstoff proinflammatorische Reaktionen über die Regulierung der STAT3/STAT5-Phosphorylierung und die Verschiebung des Gleichgewichts zwischen Th17-Zellen und regulatorischen T-Zellen.
Eine in der Fachzeitschrift »Blood« publizierte randomisierte Studie untersuchte Belumosudil 200 mg einmal täglich (n = 66) und 200 mg zweimal täglich (n = 66) bei Patienten mit cGvHD, die zuvor zwei bis fünf Therapielinien erhalten hatten. Der primäre Endpunkt war die Gesamtansprechrate (ORR), gemessen anhand der Konsenskriterien der National Institutes of Health aus dem Jahr 2014. Unter 200 mg Belumosudil lag die ORR bei 74 Prozent, bei der Tagesdosis von 400 mg betrug sie 77 Prozent.
Die in der US-Fachinformation von Rezurock empfohlene Dosis sind 200 mg einmal täglich. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Infektionen, Asthenie, Übelkeit, Durchfall, Dyspnoe, Husten, Ödeme, Blutungen, Bauchschmerzen, Schmerzen des Bewegungsapparats, Kopfschmerzen und Hypertonie.