Beitragsbemessungsgrenze soll angehoben werden |
Menschen mit hohem Einkommen könnten bald mehr für ihre Krankenversicherung zahlen. / © Imago / Panthermedia
Die Ausgaben der Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sind allein im ersten Halbjahr 2025 um 8 Prozent gestiegen. Schon im kommenden Jahr könnten den Krankenkassen erneut Milliarden fehlen. Auch die Gesetzliche Rentenversicherung gerät angesichts des demografischen Wandels unter Druck.
Menschen mit einem hohen Einkommen müssen daher im kommenden Jahr voraussichtlich mehr Geld an die Sozialversicherungen abführen. Konkret geht es um die Anhebung der sogenannten Bemessungsgrenze beim Einkommen, bis zu der Sozialbeiträge zu entrichten sind. Sie wird jährlich an die Lohnentwicklung angepasst.
Den entsprechenden Verordnungsentwurf, der die Grenzen für 2026 neu festlegt, hat das Bundesarbeitsministerium am Freitag zur Abstimmung an die anderen Ressorts geschickt. Der Entwurf, über den zuvor das Portal »Politico« berichtete, liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Die Beitragsbemessungsgrenze ist der Höchstbetrag des Bruttoeinkommens, bis zu dem Beiträge zum gesetzlichen System der Krankenversicherung und der Alterssicherung, zu dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber beitragen, erhoben werden. Einkommen oberhalb dieser Grenze wird nicht für die Berechnung herangezogen.
Um die maßgebenden Werte der Rechengrößen der Sozialversicherung zu bestimmen, betrachtet man die Entwicklung der Löhne und Gehälter.
Der SPD-Gesundheitsexperte Christos Pantazis hatte im Juni in einem Interview vorgeschlagen, dass Gutverdiener mehr in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen. Konkret plädierte er für eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze um rund 2500 Euro, um die angespannte Finanzlage der Versicherungen zu stabilisieren.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen, plädierte neben Strukturreformen ebenfalls für eine Anhebung »stufenweise auf das Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung«.
»Entscheidend ist am Ende doch, was auf dem Lohnzettel übrig bleibt«, sagte der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, nun »Bild« und dpa. »Statt immer nur Grenzen hochzuschrauben, braucht es endlich Einsparungen bei den Sozialleistungen.«
Mit Blick auf den für 2026 vorgesehenen Anstieg der Beitragsbemessungsgrenze vollziehe die Bundesregierung die Lohnentwicklung nach und habe »in der Sache wenig Gestaltungsspielraum«, sagte dagegen Dennis Radtke (CDU), Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands, dem »Tagesspiegel«.
Er fügte jedoch hinzu: »Das Dilemma ist: Parallel zur Anhebung der Bemessungsgrenze zeichnet sich die Erhöhung der Zusatzbeiträge in der GKV ab.« Somit würden viele Beschäftigte gleich doppelt getroffen statt endlich entlastet. Der Europaabgeordnete sagte der Zeitung: »Viele haben einfach die Nase voll, weil sie trotz harter Arbeit kaum noch vom Fleck kommen.«
Anfang dieses Jahres waren die Zusatzbeiträge im Schnitt auf 2,9 Prozent gestiegen. Jeweils im Herbst ermittelt ein Schätzerkreis einen Orientierungswert für den durchschnittlichen Zusatzbeitrag im Folgejahr. Den konkreten Zusatzbeitrag legt dann jede Kasse nach ihrer Finanzsituation für ihre Versicherten fest.
Zum Gesamtbeitrag für die Krankenversicherung, den sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, gehört daneben der allgemeine Satz von einheitlich 14,6 Prozent des Bruttolohns.
Die Leistungsausgaben der rund 90 Krankenkassen waren im ersten Halbjahr um 7,95 Prozent auf 166,1 Milliarden Euro gestiegen, wie aus Kennzahlen des GKV-Spitzenverbands hervorgeht.