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Blinddarmentzündung

Bei Erwachsenen kann oft ein Antibiotikum reichen

Statt einen entzündeten Wurmfortsatz des Blinddarms operativ zu entfernen, kann es bei Erwachsenen laut einer aktuellen Metaanalyse reichen, ein Antibiotikum zu geben. Bei Kindern kam kürzlich eine Studie zu einem ähnlichen Ergebnis.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 19.02.2025  11:00 Uhr

Ein entzündeter Wurmfortsatz des Blinddarms (Appendix) wurde früher nahezu immer operativ entfernt. Seit einigen Jahren mehren sich jedoch die Hinweise darauf, dass die Operation entfallen kann, wenn der Patient mit einem Antibiotikum behandelt wird. Die Evidenz hierzu ist allerdings nicht eindeutig.

Nachdem kürzlich im Fachjournal »The Lancet« eine Studie zu dieser Fragestellung mit pädiatrischen Patienten erschienen war, folgte nun in »The Lancet Gastroenterology & Hepatology« eine entsprechende Arbeit mit erwachsenen Betroffenen. Das Autorenteam um Dr. Jochem C G Scheijmans von der Universität Amsterdam in den Niederlanden veröffentlichte die Ergebnisse einer Metaanalyse mit individuellen Patientendaten von Erwachsenen, in der eine Antibiotikatherapie mit einer Blinddarm-OP (Appendektomie) hinsichtlich der Komplikationsrate im ersten Jahr nach der Blinddarmentzündung verglichen wurde.

Insgesamt wurden 2101 Patienten in die Metaanalyse einbezogen; randomisiert wurden 1050 davon primär antibiotisch behandelt und 1051 primär operativ. Nach einem Jahr hatte es bei 57 Patienten in der Antibiotika-Gruppe Komplikationen gegeben und bei 87 in der OP-Gruppe (5,4 versus 8,3 Prozent). Die Komplikationsrate war bei Patienten mit einem per Bildgebung identifizierten Kotstein (Appendikolith) im Blinddarm höher: In dieser Subgruppe kam es nach primär antibiotischer Therapie bei 29 von 193 Patienten zu einer Komplikation (15,0 Prozent), nach primär operativer Therapie aber nur bei 12 von 190 (6,3 Prozent).

Operation nicht als »Komplikation« gewertet

Allerdings werteten die Autoren eine Operation, die innerhalb eines Jahres nach einer Antibiotikatherapie notwendig wurde, nicht als »Komplikation«. Immerhin 356 Patienten (33,9 Prozent), die zunächst ein Antibiotikum erhalten hatten, musste der Blinddarm dann innerhalb eines Jahres doch noch entfernt werden. Von denjenigen mit einem Appendikolith waren es sogar 94 (48,7 Prozent).

Dem Fazit der Autoren, dass eine Behandlung mit Antibiotika bei erwachsenen Patienten ohne Appendikolith eine sichere Alternative zur Operation darstellen könne, mit der sich innerhalb eines Jahres etwa zwei Drittel der Appendektomien vermeiden ließen, schließt sich Professor Dr. Adewale O Adisa von der Obafemi Awolowo University in Nigeria in einem Kommentar daher nur bedingt an. Aus seiner Sicht sei es nicht als Erfolg einer Therapie zu werten, wenn Patienten nach kurzer Zeit wegen desselben Gesundheitsproblems erneut behandelt werden müssten.

So lässt also auch das Ergebnis dieser Metaanalyse noch Raum für Diskussionen. In der Gesamtschau sollte man es wohl eher als Hinweis darauf deuten, dass Erwachsenen mit unkomplizierter Blinddarmentzündung eine primäre Antibiotikatherapie angeboten werden kann, ohne dass dies die Komplikationsrate steigert. Die Möglichkeit, dass am Ende doch noch eine Operation notwendig wird, sollte dabei aber klar benannt werden.

Dass trotz der neuen Forschungsergebnisse die Empfehlung nicht eindeutig ausfällt, zeigt auch ein Vergleich mit der jüngsten Studie zur Appendizitistherapie bei Kindern. Diese hatte ähnliche Ergebnisse – 34 Prozent der Kinder, die zunächst ein Antibiotikum erhalten hatten, mussten schließlich doch operiert werden. In dieser Studie wurde das aber als ein Versagen der Antibiotikatherapie gewertet, weshalb die Autoren die primäre Operation als überlegen ansahen.

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