Bedeutende medizinische Entwicklungen in 2024 |
Christina Hohmann-Jeddi |
28.12.2023 11:00 Uhr |
Ob ein Basen-Editierungsansatz, der das PCSK9-Gen inaktiviert, bei familiärer Hypercholesterolämie die LDL-Cholesterolwerte dauerhaft senken kann, wird derzeit in einer Phase-I-Studie untersucht. / Foto: Getty Images/Andrew Brookes
Das Jahr 2023 hat einige medizinische Neuerungen gebracht und auch im kommenden Jahr sind Fortschritte zu erwarten. Die Redaktion des Journals »Nature Medicine« hat elf Experten gefragt, welche klinischen Studien den stärksten Einfluss auf die Medizin in 2024 haben werden. Zu finden sind hier etwa ein Base-Editing-Ansatz, neue Impfstoffe und Stammzellen, sowie KI-Algorithmen und eine App. »Dies sind potenziell aufregende Behandlungen, aber nur durch diese Versuche können Forscher wissen, ob sie Patienten nützen werden«, sagt Ben Johnson, Senior Editor bei »Nature Medicine«, in einer Mitteilung.
Prominent auf der Liste ist künstliche Intelligenz zu finden. In der Studie MARS-ED etwa wird der Nutzen eines KI-Modells zur Vorhersage des 31-Tage-Sterblichkeitsrisikos von Patienten, die sich in einer Notaufnahme behandeln lassen, untersucht. Es wurde auch eine britische Studie nominiert, die eine KI-basierte Auswertung von Röntgenaufnahmen zur frühen Diagnose von Lungenkrebs untersucht. In Voruntersuchungen ließ sich der Zeitraum bis zur Diagnosestellung so halbieren.
Zu Krebstherapien sind drei weitere Studien aufgeführt: In 4-IN-THE-LUNG-RUN wird verglichen, ob die alle zwei Jahre stattfindende Vorsorgeuntersuchung auf Lungenkrebs mithilfe von CT-Scans bei Personen, die bei der ersten Untersuchung keine Anomalien aufweisen, ebenso wirksam zur Verhinderung von Krebstodesfällen ist wie jährliche Tests. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Trastuzumab Deruxtecan, einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das auf HER2 bei Brustkrebs abzielt, wird bei Patientinnen mit oder ohne Hirnmetastasen untersucht. Die NADINA-Studie schließlich soll die Wirksamkeit der neoadjuvanten Behandlung mit Ipilimumab plus Nivolumab (zwei Arten von Immuntherapien) mit der Wirksamkeit der adjuvanten Behandlung mit Nivolumab bei Melanomen vergleichen.
Auch psychische und neurologische Themen sind auf der Liste vertreten: So untersucht eine Studie eine App zur Unterstützung der Therapie von perinataler Depression, eine Studie die Wirksamkeit und Kosteneffizienz eines Interventionsmodells für die psychische Gesundheit von Kleinkindern im Vergleich zu den üblichen Sozialarbeitsdiensten für Kinder im Alter von 0 bis 5 Jahren in Pflegefamilien und in einer weiteren Studie wird die Wirksamkeit der Transplantation von dopaminergen Neuronen aus embryonalen Stammzellen bei Parkinson-Patienten geprüft.
Auch zwei Impfstoffstudien befinden sich auf der Liste: Eine läuft zu einem Vektorimpfstoffkandidaten gegen HIV, der vor allem T-Zellen aktivieren soll, die andere untersucht die Langzeit-Schutzwirkung der Malariavakzine R21 bei Kindern in Afrika. Last but not least untersucht die Heart-1 Studie den Einsatz von DNA-Baseneditierung des PCSK9-Gens zum langfristigen Absenken des LDL-Cholesterolwerts mit familiärer Hypercholesterolämie.
Die Liste zeige, wie breit gefächert die Forschung sei und wie vielfältig Lösungsansätze für medizinische Probleme von globaler Bedeutung seien, sagt Johnson. »Forscher, Aufsichtsbehörden, Ärzte, Patienten und Nature Medicine werden diese Studien aufmerksam verfolgen, um zu sehen, ob die Behandlungen sicher und wirksam sind.«