»Bayer steckt in einer Sackgasse« |
Bayers Aktie hat derzeit einen schwierigen Stand. / © Foto: Bayer AG
Bayer-Chef Bill Anderson betonte am Freitag erneut, die Rechtsrisiken bis Ende 2026 signifikant eindämmen zu wollen. Neues gab es allerdings nicht, die Unsicherheiten und damit auch die finanziellen Risiken bleiben groß. Gleichwohl entlasteten die Aktionäre Vorstand und Aufsichtsrat. Auch der Weg für eine mögliche massive Kapitalerhöhung wurde freigemacht.
»Aus Sicht des Kapitalmarktes hat Bayer drei große Herausforderungen: die Klagewelle, die Zukunft von Glyphosat und eine schwache Pharmapipeline«, fasst Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, die Lage aus seiner Sicht zusammen. Bayer stecke in einer Sackgasse.
Die Monsanto-Übernahme hatte Andersons Vorgänger Werner Baumann gegen den Widerstand vieler Investoren durchgeboxt; er brachte den Leverkusenern die Klagewellen rund um durch den Unkrautvernichter Glyphosat und die seit Jahrzehnten verbotene Umweltchemikalie PCB ein, die schon Milliarden Euro verschlungen haben. Zuletzt hatte sich Bayer in der Hoffnung auf eine Lösung im US-Glyphosat-Streit an den Obersten Gerichtshof der USA gewandt.
Wegen hoher Schulden hatte Bayer die Dividende 2024 auf das gesetzliche Minimum zusammengestrichen, auch im laufenden Jahr werden nur wenige Cent je Aktie ausgeschüttet. Trotz aller Kritik stimmte die Hauptversammlung dem Bayer-Bestreben zu, den Weg freizumachen für eine mögliche Kapitalerhöhung um bis zu 35 Prozent. Das Geld würde für eine Eindämmung der Rechtsstreitigkeiten in den USA genutzt, nicht für Übernahmen oder vergleichbare Schritte.
Für den Fall, dass der Druck durch die vielen US-Glyphosatklagen zu hoch wird, stellte Anderson auf der Hauptversammlung abermals die Möglichkeit eines Stopps des Verkaufs des Unkrautvernichters in den USA in den Raum. Das aber würde die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Importen aus China erhöhen – und das in einer Zeit eines umfassenden Handels- und Zollstreits der beiden Länder.