Barmer verschiebt Gesundheitskarte in die virtuelle Welt |
Die Barmer Krankenkasse will ihren Versicherten anbieten, ihre Versichertenkarte auf das Smartphone und ins Web zu holen. / Foto: imago images/Martin Bäuml Fotodesign
Mit diesem voll-digitalen Nachweis sollten Versicherte alle Leistungen, insbesondere im Zusammenhang mit der elektronischen Patientenakte, sowie die digitalen Gesundheitsangebote wahrnehmen können, teilte die Kasse am heutigen Mittwoch mit. Ziel sei es, den 8,7 Millionen Versicherten einen einfachen und gleichzeitig sicheren Zugang zu den digitalen Services zu ermöglichen, betonte Roland Bruns, IT-Leiter der Barmer. Für die Umsetzung wurden T-Systems und der ID-Dienstleister Verimi beauftragt. Der Vertrag hat eine Laufzeit von sieben Jahren.
»Die Digitale Identität wird auf dem Smartphone in einer digitalen ID-Wallet, also in einer elektronischen Brieftasche, gespeichert«, sagte eine Sprecherin. Als digitaler Aufbewahrungsort der digitalen Gesundheitskarte komme die Verimi ID-Wallet zu Einsatz, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik als sicheres Verfahren genehmigt wurde. T-Systems betreibe den Dienst in der Cloud. Verimi und T-Systems erklärten, die vorgestellte Lösung sei so konzipiert, dass auch weitere gesetzliche wie private Krankenkassen die Komponenten als Grundlage ihres Angebotes nutzen könnten. Die digitale Identität funktioniert demnach »gleichberechtigt und ergänzend zur elektronischen Gesundheitskarte«, heißt es von der Barmer.
Mit diesem Schritt würden also die herkömmlichen physischen Versichertenkarten zumindest für Barmer-Versicherte überflüssig. Ob die rein virtuelle Option dann auch die Möglichkeit umfasst, E-Rezepte von der Arztpraxis in die Apotheke zu transportieren, wurde heute zunächst nicht kommuniziert. Angesichts des näher rückenden flächendeckenden E-Rezept-Starts kommt die Frage nach einem sicheren und leicht zugänglichen Übertragungsweg aber immer wieder auf. Denn wem nützt es, wenn nach dem Start Menschen mit einem ausgedruckten Rezeptcode in die Apotheken kommen, weil sie sich mit der Technologie fürs E-Rezept nicht auskennen oder nicht ausgestattet sind?
Als Transportweg des E-Rezepts von der Arztpraxis in die Apotheke sieht die vom Bundesgesundheitsministerium dominierte Gematik bislang ausschließlich die von ihr entwickelte E-Rezept-App fürs Smartphone oder Ausdrucke vor. Die E-Rezept-App ist aber ein Kanal, der wegen seines komplizierten Anmeldemechanismus‘ per NFC-Technologie immer wieder in der Kritik steht und als wenig verbraucherfreundlich gilt. Simpler sollte es per Elektronischer Gesundheitskarte (EGK) gehen. Hierbei sollten die Versicherten die EGK in der Apotheke vorlegen, um den Apothekenteams den Zugriff auf die offenen E-Rezepte zu gestatten. Der Bundestag beauftragte die Gematik, diesen Transportweg zu etablieren, was diese auch umsetzte und die technischen Voraussetzungen schuf – allerdings liegt das Projekt inzwischen auf Eis. Grund dafür ist das Einschreiten einiger Versender, die in dem Übertragungsweg per EGK Nachteile für sich sehen. Ein Rechtsgutachten soll das klären, es steht noch aus. Die neue Digital-Version der Barmer für die EGK könnte diesbezüglich aber interessant werden. Denn der niederländische Versandkonzern Doc Morris hatte erklärt, dass er das E-Rezept auf der EGK nur akzeptieren werde, wenn die Patienten ihre EGK auch digital verwenden könnten, um an Doc Morris E-Rezepte weiterzuleiten.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.