Bald Lösung für die Chargenübermittlung? |
Cornelia Dölger |
02.06.2025 16:58 Uhr |
Die BVVA-Vorsitzende Heike Gnekow (Archivbild) beleuchtete das zurückliegende Jahr berufspolitisch. / © 2022 Fräuein Fotochrom | Julia Koplin
Ein Thema, das auch für den Bundesverband der Versorgungsapotheker (BVVA) seit Langem schwelt, ist die E-Rezept-Übertragung bei Blistern. Für die betroffenen heimversorgenden Apotheken gilt eine Übergangslösung, die Ende Juni ausläuft. Demnach dürfen Apotheken, die patientenindividuell verblistern, bei der E-Rezept-Übermittlung statt der Chargennummer übergangsweise den Begriff »STELLEN« in den E-Abgabedatensatz eintragen. Der Grund: Technisch ist es bislang nicht möglich, die Chargenbezeichnungen aller verwendeten Umverpackungen zu dokumentieren.
Bei der heutigen BVVA-Jahrestagung in Mainz sagte die BVVA-Vorsitzende Gnekow, dass hierzu eine technische Anlage in Arbeit sei. Blaupause sei eine bestehende Ergänzungsvereinbarung zwischen dem BVVA, dem Bundesverband Patientenindividueller Verblisterer (BPAV) und der AOK. Man hoffe, dass man auf das Thema zeitnah »einen Deckel draufmachen« könne, so Gnekow zur PZ.
Auch vom Deutschen Apothekerverband (DAV) heißt es, dass man dazu mit dem GKV-Spitzenverband im Gespräch sei. Gnekow zeigte sich überzeugt, dass, falls eine Verlängerung der Übergangsregelung notwendig werde, diese bilateral zwischen GKV-Spitzenverband und DAV vereinbart werden könne.
In ihrem berufspolitischen Bericht skizzierte Gnekow angelehnt an die vier Jahreszeiten, wie die (Versorgungs-)Apotheken das zurückliegende Jahr durchlebt hätten. Eisig ging es demnach vor einem Jahr zu, als sich die Branche politisch »am Winteranfang« befand. Mitte Juni dann der »harte Kälteeinbruch«, als der Referentenentwurf für das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) ans Licht kam. Da seien die Daunenjacken herausgeholt worden, so Gnekow. Die Kommunikation sei damals »ziemlich eingefroren« gewesen, erinnert Gnekow an die mehrfachen Vorstöße des damaligen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) durch die Medien.
Das rhetorische Eis sei mit dem Ampelbruch und der heraufziehenden Neuwahl geschmolzen. Es seien viele Gespräche mit der Politik geführt worden, etwa mit dem damaligen SPD-Apothekenberichterstatter Dirk Heidenblut, mit der damaligen FDP-Apothekenexpertin Kristine Lütke, aber auch mit der Union, etwa mit Stephan Pilsinger (CSU), Georg Kippels (CDU) und Tino Sorge (CDU), Letztere inzwischen parlamentarische Staatssekretäre im Bundesgesundheitsministerium (BMG).
Ein politischer Frühling zog der BVVA-Vorsitzenden zufolge mit dem Wechsel an der BMG-Spitze ein. Auch wenn die neue Ministerin Nina Warken (CDU) fachfremd sei, stünden ihr mit Kippels und Sorge zwei Gesundheitsexperten zur Seite, die den Apotheken gewogen seien. »Die Ausgangslage ist so gut wie lange nicht«, so Gnekow. Die Apotheken würden detailliert im Koalitionsvertrag erwähnt, dies mute an »wie Vogelgezwitscher« nach einem dunklen Winter.
Ein weiteres Dauerthema neben der Chargenübermittlung sei die Übertragung von Rezepten für die Heimversorgung über die Telematikinfrastruktur (TI). Warum die Weiterleitung von der Arztpraxis in die Apotheke nicht statthaft sei, sondern über das Heim laufen müsse, sei nicht nachzuvollziehen. Hier brauche es endlich eine Klarstellung.
Der BVVA werde sich, wenn der politische Sommer mit hitzigen Diskussionen heraufziehe, mit seinen Forderungen zu Wort melden, etwa zur Rechtssicherheit für die Arzneimittelversorgung in speziellen Versorgungsbereichen, insbesondere bei der Palliativ- sowie der Substitutionsversorgung. Es gelte etwa, die Apotheken zu stärken und eine klare Trennung von ambulantem und stationärem Sektor aufrechtzuerhalten. Die Verblisterung müsse als Baustein gegen den Pflegenotstand gefördert werden.
»Nach Winter, Frühling und Sommer kommt die Erntezeit«, schloss Gnekow ihren Bericht. »Ich hoffe, dass wir reichlich Früchte bekommen und es sich zeigt, dass unsere Arbeit Erfolg hat.« Auch Hessens Vize-Kammerpräsidentin Schamim Eckert hatte in ihrem Grußwort die Erfolge der Apotheken durch die Proteste hervorgehoben, insbesondere durch den so genannten »hessischen Weg«, wies aber auch auf die weiteren Herausforderungen hin.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.