Bakterien locken CAR-T-Zellen in solide Tumoren |
Theo Dingermann |
25.10.2023 09:00 Uhr |
Bestimmte Bakterienarten, darunter Escherichia coli, könnten nach gentechnischer Manipulation womöglich dazu genutzt werden, solide Tumore für einen Angriff durch CAR-T-Zellen zu markieren. / Foto: Science Photo Library/Power And Syred
Geeignete Zielmoleküle für Chimäre-Antigenrezeptor(CAR)-T-Zellen zur Behandlung von soliden Tumoren zu finden, erwies sich bisher als extrem schwierig. Als Zielstrukturen eignen sich nämlich nur Oberflächenmoleküle, die auf den Tumor beschränkt sind und die nicht auf anderen Geweben exprimiert werden. Forschende um Dr. Rosa L. Vincent von der Columbia University beschreiben im Fachjournal »Science« nun eine mögliche, sehr elegante Lösung dieses Problems: Probiotika-gesteuerte CAR-T-Zellen (ProCAR).
Die Idee basiert auf der Beobachtung, dass bestimmte Bakterienarten selektiv immunprivilegierte Tumorkerne besiedeln. Diese Bakterien können gentechnisch verändert und dann als synthetisches Antigenziel genutzt werden, das die Tumore für eine Erkennung durch CAR-T-Zellen markiert. Durch die Kombination von Tumor-affinen Bakterien und CAR-T-Zellen ergibt sich so eine neue Strategie zur Behandlung solider Tumore.
Ihre ProCAR-Plattform testeten die Forschenden in humanisierten und immunkompetenten Mausmodellen für Leukämie, Darm- und Brustkrebs und zeigten, dass die Interaktion zu einer sicheren Verkleinerung des Tumorvolumens führte. Das Team räumt allerdings ein, dass sein System noch weiterentwickelt werden muss, bevor es für eine klinische Anwendung in Betracht gezogen werden kann. Ferner entwickelte die Gruppe multifunktionale Probiotika, die Chemokine freisetzen, um die Rekrutierung von CAR-T-Zellen und die therapeutische Reaktion zu verbessern.
Die Ergebnisse der präklinischen In-vivo-Tests deuten darauf hin, dass die kombinierte ProCAR-Zelltherapieplattform den Anwendungsbereich der CAR-T-Zelltherapie auf schwer zu bekämpfende solide Tumore erweitern könnte. In einem begleitenden »Perspective«-Beitrag schreiben allerdings Dr. Eric Bressler und Dr. Wilson Wong vom Boston University Biomedical Engineering and Biological Design Center, dass die Translation des ProCAR-Systems in die Klinik unter anderem von der Skalierbarkeit auf größere Tumore und der Sicherheit des Prinzips abhängen werden.