Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Unterschätztes Enzym

Bakterien erzeugen neue Gene mit Reverser Transkriptase

Das Enzym Reverse Transkriptase, bekannt aus Retroviren, hat offenbar überraschende Fähigkeiten: Eine Bakterienart nutzt es, um neue, funktionale Gene zu erzeugen. Diese schützen das Bakterium bei einem Virusbefall, wie eine neue Studie aus den USA zeigt.
AutorKontaktLaura Rudolph
Datum 24.05.2024  11:00 Uhr

Bis der US-amerikanische Biologe Howard Martin Temin im Jahr 1970 das Enzym Reverse Transkriptase (RT) entdeckte, glaubte man, dass genetische Information nur in eine Richtung fließen könne: von der DNA über die RNA zum Protein. Die RT kann jedoch die genetische Sequenz umkehren, indem es RNA in DNA »zurück« umwandelt. Diese Fähigkeit wurde zuerst bei Retroviren beobachtet, die dieses Enzym nutzen, um die aus RNA erzeugte DNA in das Genom der Wirtszelle zu integrieren. Bekanntestes Beispiel ist hier wohl HIV.

Die RT kann jedoch offenbar mehr, als bisher angenommen. In einer aktuellen Studie haben Forschende in der Bakterienart Klebsiella pneumoniae eine spezielle Form des Enzyms identifiziert, das anders arbeitet als die bisher bekannten RT: Sie schreibt nicht nur RNA in DNA um, sondern erzeugt dabei neue Gene, die durch viele sich wiederholende Sequenzen auffallen. Die teils langen Proteine, für die sie codieren, schützen das Bakterium bei einem Befall mit Viren.  Die Ergebnisse der Studie des Team um Stephen Tang von der Columbia University in New York wurden bisher nur in Form eines Preprints auf dem Server »Biorxiv« publiziert

»Neo-Protein« schützt Bakterien vor Virusvermehrung

Die bakterielle RT nutzt lange RNA-Moleküle als Vorlage, die aufgrund von intramolekularen Basenpaarungen Schleifen und Haarnadelstrukturen bilden. Das Enzym »wandert« wiederholt an diesen Schleifen entlang, liest die RNA ab und wandelt sie in DNA um. Dadurch entsteht DNA mit sich wiederholenden (repetitiven) Sequenzen.

Die repetitive DNA-Sequenz bildet dabei eine sogenannte offene Leseraster-Sequenz, die von den Forschenden als »Never-ending Open Reading Frame« (Neo) bezeichnet wird. Diese Neo-Sequenz besitzt kein traditionelles Stop-Codon. Die Umsetzung der DNA zu RNA und Proteinen kann daher, zumindest theoretisch, unbegrenzt lange erfolgen, was zu sehr großen Proteinen führen kann.

Die Forschenden beobachteten, dass das Bakterium die Neo-DNA-Sequenz dann in RNA umschreibt und in das entsprechende Protein übersetzt, wenn es mit Viren befallen ist. Das »Neo-Protein« blockiert das Zellwachstum und schützt somit die Bakterienzellen vor der Virusvermehrung. Wie der auslösende Mechanismus funktioniert, ist bislang noch nicht erforscht.

Doch auch wenn der Prozess noch nicht vollständig verstanden ist, zeigt diese Arbeit, dass RNA nicht nur eine Zwischenstufe im genetischen Informationsfluss ist, sondern offenbar auch direkt zur Bildung neuer Gene beitragen könnte. Diese Entdeckung könnte interessant sein, um zukünftig neue biotechnologische Anwendungen zu entwickeln.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa