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Antibiotikaresistenzen

BAH-Konferenz diskutiert Lösungen

Anlässlich des europäischen Antibiotikatags am 18. November hat der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) heute in Berlin seine erste Antibiotikakonferenz veranstaltet. Um künftig die Antibiotikavielfalt zu erhalten, fordern die Hersteller unter anderem mehr finanzielle Anreize sowie eine Anpassung der Festbeträge.
Jennifer Evans
18.11.2019  15:16 Uhr

In den vergangenen Jahrzehnten sind weltweit nur wenige Antibiotika aus neuen Wirkstoffklassen entwickelt und zugelassen worden. Einige Hersteller haben sich zudem ganz aus dem Markt zurückzogen, zuletzt Novartis und Sanofi im Jahr 2018 und AstraZeneca  im Jahr 2016. Insgesamt ist die Anzahl der Hersteller nach BAH-Angaben in den vergangenen zehn Jahren um 28 Prozent zurückgegangen. Das liege etwa an den hohen Entwicklungskosten und den zu geringen Erträgen, weil innovative Antibiotika meist nur als Reserve zum Einsatz kämen, so der stellvertretende BAH-Hauptgeschäftsführer Hermann Kortland. »Es ist wichtig, den Unternehmen wirtschaftliche Anreize zu bieten, damit sie überhaupt die Entwicklung neuer antibiotischer Wirkstoffe vorantreiben. Dafür muss man bei den Preisen die Sonderstellung dieser Arzneimittel als Reservetherapeutika berücksichtigen.« Auch sollten neue Präparate bei der Bewertung nach dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) grundsätzlich einen Zusatznutzen zugesprochen bekommen, so Kortland. Das stabilisiere zum Beispiel das Preisniveau und könne Forschungsanreize setzen.

Schuld an der Entwicklung im Antibiotika-Markt haben in seinen Augen vor allem die Festbeträge. Kortland fordert daher eine »weitere Differenzierung der Festbeträge«, weil Antibiotika sich in »einem erschreckend niedrigen Bereich« bewegen. Als Beispiel nennt er Ciprofloxacin, dessen Festbetrag bei 35 Cent liegt. Zudem stünden die Hersteller aufgrund der Rabattverträge unter starkem Preisdruck, sodass sie sich gezwungen sehen, ihre Wirkstoffe kostengünstiger im Ausland zu produzieren oder ganz vom Markt zu gehen.

Mehr Aufklärung rund um Antibiotika-Einsatz

Bei der Ausbreitung von Resistenzen spielt die Aufklärungsarbeit der Bevölkerung eine entscheidende Rolle, wie Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH, hervorhebt. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse der Gesundheitsmonitor-Umfrage des Verbands unter rund 1000 Bundesbürgern: Lediglich jeder Zweite gab an zu wissen, dass Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen wirksam sind. Auch durch den unkritischen Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika, die gegen gleich mehrere Bakterienarten wirken, entwickeln sich Resistenzen. Wenn eine Therapie aber nicht sofort starten muss, sollten Kroth zufolge stattdessen besser Schmalspektrum-Antibiotika zum Einsatz kommen, die einen spezifischen Erreger bekämpfen. Entsprechend fordert er, dass die Kassen künftig jene Schnelltests erstatten, die diese Erreger bestimmen.

Gut wäre, den Antibiotika-Verbrauch im Bereich der Atemwegsinfektionen zu reduzieren, betont Professor Michael Kresken, Geschäftsleiter der Antiinfectives Intelligence an der Rheinischen Fachhochschule Köln. Ebenso sollten weniger Breitband-Anitibiotika wie Cephalosporin und Amoxicillin zum Einsatz kommen. Weitere Lösungsansätze sieht er neben der Überprüfung der Preisgestaltung auch in einer Verbesserung der Diagnostik sowie der Einhaltung infektionspräventiver Maßnahmen. Im stationären Bereich gilt es Kresken zufolge, orale Antibiotika-Therapien kritisch zu hinterfragen und die Entwicklung neuer Wirkstoffe zu fördern.

Um die Situation langfristig zu entspannen, pocht Robert Welte, Leiter Market Access bei Glaxo-Smith-Kline Deutschland, auf eine Verlängerung des Patentschutzes der neuen Präparate. Zudem ist es seiner Ansicht nach wichtig, die Antibiotika-Grundlagenforschung etwa durch finanzielle Anreize zu stärken. Derzeit sei die Motivation der Hersteller »primär gesellschaftlich begründet«.

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