Baden-Württemberg verliert 88 Apotheken |
Der Weg zur nächsten Apotheke wird für die Menschen in Baden-Württemberg immer weiter. / Foto: Adobe Stock/Nitschmann,Hans-Joachim
Zum Jahresbeginn 2024 versorgten 2.211 öffentliche Apotheken die baden-württembergische Bevölkerung mit Arzneimitteln. Das sind 88 Apotheken weniger als noch ein Jahr zuvor. Der Rückgang der öffentlichen Apotheken erreicht damit auch in dem südwestdeutschen Bundesland bislang nicht gekannte Ausmaße.
Allein in den zurückliegenden zehn Jahren ging die Anzahl der öffentlichen Apotheken in Baden-Württemberg um mehr als 16 Prozent zurück. Martin Braun, Präsident der Landesapothekerkammer (LAK) Baden-Württemberg, ist angesichts dieser Zahlen alarmiert: »Die jährliche Anzahl an Apothekenschließungen in Baden-Württemberg liegt mittlerweile doppelt so hoch wie noch vor zehn Jahren. Dieser Trend ist keine Schwarzmalerei, sondern bittere Realität.«
Viele Menschen sind auf eine wohnortnahe Apotheke angewiesen, gerade wenn sie chronisch krank oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. »Mit jeder geschlossenen Apotheke geht für die Bürgerinnen und Bürger auch ein Stück Lebensqualität verloren«, stellt LAK-Präsident Braun klar. Gerade der Weg zur nächsten Notdienstapotheke werde für viele Menschen immer länger.
Die LAK Baden-Württemberg drängt angesichts dieser Fehlentwicklungen auf ein zielgerichtetes und beherztes Eingreifen der Politik. »Es ist für viele Politiker eine unbequeme Wahrheit, aber hinter diesem Trend stecken in erster Linie wirtschaftliche Ursachen,« erläutert Martin Braun. »Das Honorar, das Apotheker mit jedem verschreibungspflichtigen Arzneimittel erhalten, wurde seit über zehn Jahren nicht angehoben, geschweige denn an die immensen Kostensteigerungen der letzten Jahre angepasst. Ganz im Gegenteil: Im Februar 2023 wurde das Honorar faktisch sogar um etwa 3 Prozent gekürzt. Immer mehr Apothekenleiter stehen dadurch mit dem Rücken zur Wand.«
In diesem Zusammenhang sei die Apothekerschaft über die vorgeschlagenen Lösungskonzepte aus dem Bundesgesundheitsministerium erschüttert. Dieses hatte in den vergangenen Monaten Pläne lanciert, die unter anderem Apotheken ohne approbiertes pharmazeutisches Personal und einen Umverteilungsmechanismus bei hochpreisigen Arzneimitteln vorsehen. LAK-Präsident Braun hat dazu eine klare Haltung: »Bei Umsetzung dieser Pläne werden keine Probleme gelöst, sondern weitere existenzbedrohende Probleme geschaffen. Kein einziger Patient wäre besser versorgt, die Dynamik bei Apothekenschließungen würde sogar noch verstärkt.«