AVWL mahnt zur Eile |
»Ein Strukturwandel der apothekerlichen Aufgaben hin zu neuen heilberuflichen Kompetenzen und einer neuen Rolle im Gesundheitswesen kann nur mit den Apotheken vor Ort gelingen«, so der AVWL-Vorsitzende Thomas Rochell. / © AVWL/Tronquet
Nach der Bundestagswahl drängt der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) zur Eile. Es bedürfe sofortiger Maßnahmen, um das Apothekensterben zu stoppen. Statistisch betrachtet würden, bis eine neue Regierung steht, bundesweit annähernd 100 weitere Apotheken aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, warnte der AVWL-Vorsitzende Thomas Rochell.
»Und mit jedem Tag, den sich die Verhandlungen länger hinziehen, sterben ein bis zwei weitere. Deshalb muss die neue Regierung umgehend Sofortmaßnahmen ergreifen, um dieses Apothekensterben schnellstmöglich zu stoppen.« Auch ABDA-Präsident Thomas Preis hatte nach der Wahl im PZ-Interview ein Sofortprogramm für Apotheken gefordert.
AVWL-Chef Rochell betonte, die Schließungswelle zeige eindringlich, dass es bei der Honoraranpassung nach mehr als zehn Jahren ohne Inflationsausgleich keinen Aufschub mehr dulde – auch wenn die Krisen weltweit und die Herausforderungen im Land enorm seien. »Gerade mit Blick auf die Krisen ist es wichtig, in Deutschland eine stabile, flächendeckende Versorgungslage zu sichern. Das ist Daseinsvorsorge und ein Teil des sozialen Kitts in unserer Gesellschaft«, so Rochell.
Die weitere Entwicklung der Apotheken müsse im Koalitionsvertrag verankert sein. Rochell wies darauf hin, dass sich Parteien im Vorfeld der Wahl dafür ausgesprochen hätten, das heilberufliche Potenzial der Apotheker für eine flächendeckende und zugleich wirtschaftliche Versorgung zu nutzen. Diese Pläne »dürfen nicht zur Verhandlungsmasse werden«. Zugleich müssten die Apotheken auf ein langfristig solides wirtschaftliches Fundament gestellt werden.
Voraussetzung sei ein konstruktiver Dialog mit den Apotheken vor Ort, forderte der AVWL-Vorsitzende. »Ein Strukturwandel der apothekerlichen Aufgaben hin zu neuen heilberuflichen Kompetenzen und einer neuen Rolle im Gesundheitswesen kann nur mit den Apotheken vor Ort gelingen – und nicht gegen sie oder über ihre Köpfe hinweg.« Daher seien insbesondere die neuen Bundestagsabgeordneten eingeladen, sich in den Apotheken vor Ort »ein Bild von deren Aufgaben und Leistungen, von ihrem Potenzial für die Gesundheitsversorgung, aber auch von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu machen«.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.