Auszeichnung für Entdeckung der microRNA |
Seit 1901 werden jedes Jahr am 10. Dezember die Nobelpreise verliehen. Heute wurden die aktuellen Nobelpreisträger für Medizin bekannt gegeben. / © Adobe Stock/Jean Luc Flemal
Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an den Biologen Professor Dr. Victor Ambros von der University of Massachusetts Medical School und den Genetiker Professor Dr. Gary Ruvkun von der Harvard University für ihre Arbeiten an microRNA.
Dabei handelt es sich um eine Klasse winziger RNA-Moleküle, die eine entscheidende Rolle bei der Genregulation spielen. »Ihre bahnbrechende Entdeckung im Wurm Caenorhabditis elegans offenbarte ein völlig neues Prinzip der Genregulation«, heißt es vom Nobelpreiskomitee bei der Verkündung heute in Stockholm. Es stellte sich heraus, dass dies für mehrzellige Organismen, einschließlich des Menschen, von wesentlicher Bedeutung ist. MicroRNAs erwiesen sich als grundlegend wichtig für die Entwicklung und Funktion von Organismen.
Die in den Chromosomen gespeicherte Information kann mit einer Gebrauchsanweisung für alle Zellen des Körpers verglichen werden. Jede Zelle enthält dieselben Chromosomen und damit denselben Satz von Genen. Verschiedene Zelltypen wie Muskel- und Nervenzellen haben trotzdem sehr unterschiedliche Eigenschaften. Dafür spielen Mechanismen der Genregulation eine Rolle, wie sie von Ambros und Ruvkun beschrieben wurden.
Victor Ambros (geboren 1953) arbeitet an der University of Massachusetts Medical School, Gary Ruvkun (geboren 1952) an der Harvard Medical School sowie am Massaschusetts General Hospital. Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist wie im Vorjahr mit 11 Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert. Sie geht je zur Hälfte an die beiden Forscher.
Mit der Bekanntgabe in der Preiskategorie Physiologie oder Medizin wird traditionell die alljährliche Nobelpreis-Saison eingeläutet. Am Dienstag und Mittwoch werden die Nobelpreisträger in den Kategorien Physik und Chemie auserkoren, ehe am Donnerstag der Literaturnobelpreis folgt. Am Freitag wird dann der Friedensnobelpreis vergeben – er ist der einzige der Nobelpreise, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben wird. In Stockholm folgt zum Abschluss Anfang kommender Woche der Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften. Er geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833 bis 1896) zurück.
Die Nobelpreise sollen laut Nobels Testament diejenigen ehren, die der Menschheit in den einzelnen Kategorien im vorangegangenen Jahr den größten Nutzen erwiesen haben. Sie können dabei an einen Einzelpreisträger oder bis zu drei Gewählte gleichzeitig gehen. Gerade in den Wissenschaftskategorien kommt es häufig vor, dass mehrere Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam geehrt werden, die zum Beispiel zum selben Themenfeld geforscht haben.
Seit der ersten Auszeichnung im Jahr 1901 wurden insgesamt 227 Menschen mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet, darunter 13 Frauen. Im vergangenen Jahr war er an die in Ungarn geborene Biochemikerin Professor Dr. Katalin Karikó und den US-Immunologen Professor Dr. Drew Weissman gegangen. Sie erhielten ihn für ihre Grundlagenarbeit an der mRNA-Technologie, die die unheimlich schnelle Entwicklung von Corona-Impfstoffen ermöglicht hat. Aus Sicht des Nobelpreiskomitees für Medizin haben Karikó und Weissman mit ihren Arbeiten dazu beigetragen, in beispiellosem Tempo Impfstoffe zu entwickeln, eine verheerende Pandemie einzudämmen und Millionen von Menschenleben zu retten.
Feierlich überreicht werden alle Nobelpreise traditionell an Nobels Todestag am 10. Dezember. Dotiert sind die Auszeichnungen in diesem Jahr erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Kategorie. Teilen sich zwei Preisträger die Ehrung, wird dieses Preisgeld unter ihnen aufgeteilt.