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Carrageen

Auswirkungen auf den Darm und den Zuckerstoffwechsel

Carrageen ist ein Zusatzstoff, der von der Lebensmittelindustrie zunehmend häufiger eingesetzt wird. Er könnte allerdings Entzündungen im Darm anfeuern und das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Corinna Cappellaro
22.01.2025  09:00 Uhr

Carrageen (CGN) wird aus Rotalgen gewonnen. Chemisch gesehen handelt es sich um Galactose-Polysaccharide mit unterschiedlichen Anteilen an sulfatierten Galactose- und Anhydrogalactose-Einheiten. Unter der Zulassungsnummer E 407 wird CGN als Gelier-, Stabilisations- und Verdickungsmittel, Fettersatz oder Emulgator eingesetzt.

Abbauprodukte von Carrageen stehen im Verdacht, Insulinresistenz, Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen, Leberzirrhose, Geschwüre und Krebs auszulösen. Hinweise auf diese möglichen Wirkungen stammen aus In-vitro-Daten und aus Studien mit Mäusen. Eine erste populationsbasierte europäische Studie deute auf eine Verbindung zwischen steigenden Mengen an CGN in Lebensmitteln und einer zunehmenden Diabetesinzidenz hin, schreibt ein Team um Professor Dr. Robert Wagner vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) in Neuherberg im Fachjournal »BMC Medicine«.

Die Arbeitsgruppe untersuchte den Zusammenhang zwischen Carrageen und Darmpermeabilität sowie entzündliche Reaktionen und Typ-2-Diabetes in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Crossover-Studie an 20 jungen, gesunden Männern. Die Probanden erhielten zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung zweimal täglich 250 mg Carrageen oder Placebo.

Nach zwei Wochen stieg die Darmpermeabilität (Lactulose-Mannitol-Test, Plasma-Zonulin-Test), was vermutlich durch eine Entzündung ausgelöst wurde. »Unsere Untersuchung deutet darauf hin, dass der Konsum von Carrageen, ähnlich wie in den durchgeführten Tierstudien, die Barrierefunktion des Darms beeinträchtigen kann«, so Wagner in einer Meldung des DZD. »Dies könnte langfristig gesundheitliche Folgen haben und das Risiko für entzündliche Erkrankungen erhöhen.«

Wurden nur die Teilnehmenden mit höherem Gewicht ausgewertet, zeigten sich während der Carrageen-Einnahme höhere Entzündungswerte sowie eine Reduktion bei der Insulinsensitivität. Wurden alle Teilnehmer ausgewertet, änderte sich die durchschnittliche Insulinwirkung nicht signifikant. »Unsere Probanden waren im Mittel vermutlich noch zu gesund, um deutliche stoffwechselbezogene Effekte durch Carrageen zu zeigen«, vermutet Seniorautor Professor Dr. Norbert Stefan. »Bei älteren oder übergewichtigen Personen könnten die Auswirkungen jedoch stärker sein.«

Dass vulnerable Personen offensichtlich empfindlicher reagieren, zeigen andere Studien. Nach einem Review einer italienischen Arbeitsgruppe führt Carrageen bei Menschen mit Colitis ulcerosa häufiger zu Rückfällen (»Nutrients« 2021,  DOI: 10.3390/nu13103402). Eine US-amerikanische Studie nahm sich Personen mit Prädiabetes vor: Wurden sie ohne Carrageen ernährt, sank nach zwölf Wochen der HbA1c-Wert (»Journal of Diabetes Research« 2020, DOI: 10.1155/2020/8267980).

Da die Hinweise im Wesentlichen auf In-vitro-Daten, Tierversuchen und sehr kleinen klinischen Studien basieren, sind weitere Studien notwendig, um den Zusammenhang von Diabetes und Carrageen zu untersuchen.

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