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Fibrinolytikum aus Fledermausspeichel

14.11.2005  17:49 Uhr

Schlaganfall

<typohead type="3">Fibrinolytikum aus Fledermausspeichel

von Claudia Frey, Eschborn

 

Desmoteplase ist ein neuer Plasminogen-Aktivator, der über die bisherige Zeitgrenze von drei Stunden nach Auftreten der Schlaganfall-Symptome eingesetzt werden darf. Derzeit befindet sich das neue Fibrinolytikum in der Phase III.

 

Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Wird der Patient nicht innerhalb von zwei Stunden nach Auftreten der Symptome von Spezialisten behandelt, kommt es zu irreversiblen Hirnschäden bis hin zum Tod. Das bisher einzige zugelassene Medikament für die fibrinolytische Behandlung beim ischämischen Schlaganfall ist der intravenöse rekombinante Gewebsplasminogen-Aktivator rt-PA (Alteplase). Auf Grund eines erhöhten Risikos für intrazerebralen Blutungen darf er jedoch nur bis zu drei Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eingesetzt werden. Oft wird dieses Zeitfenster überschritten.

 

Das Universitätsklinikum Aachen startet eine klinische Studie mit dem von der Firma Paion neu entwickeltem Plasminogen-Aktivator Desmoteplase, wie in einem Pressegespräch Anfang November 2005 vorgestellt wurde. Mit diesem ist es möglich, Patienten erstmals bis zu neun Stunden nach dem Einsetzen der akuten Symptome zu behandeln. An der Phase-III-Studie, DIAS-2 (Desmoteplase Im Akuten Ischämischen Schlaganfall) sind weltweit 71 Zentren beteiligt.

 

Desmoteplase ist ein Protein, das ursprünglich aus dem Speichel der Vampirfledermaus Desmodus rotundus stammt. Diese Art ernährt sich ausschließlich vom Blut von Säugetieren. Desmoteplase aktiviert das an Fibrin gebundene Plasminogen selektiv. Das somit entstehende proteolytische Plasmin kann Fibringerinnsel abbauen. Es ist in der Lage, den Thrombus im Gehirn aufzulösen, ohne das Blutgerinnungssystem zu beeinflussen. Daher könnte möglicherweise die Blutungsgefahr reduziert werden. Zudem wirkt Desmoteplase selbst nicht neurotoxisch. Positive Ergebnisse lieferten bereits zwei Phase-II-Studien. In der DIAS-Studie, einer placebokontrollierten Doppelblindstudie, wurden 104 Patienten mit einem akuten ischämischen Schlaganfall innerhalb von drei bis neun Stunden nach Einsetzen der Symptome mit einem intravenösem Bolus Desmoteplase oder Placebo behandelt. Eine Öffnung der Arterien und eine Wiederherstellung der Blutversorgung wurde bei deutlich mehr Patienten beobachtet, denen 90 µg/kg oder 125 µg/kg Desmoteplase injiziert worden war, als in der Placebogruppe (47 und 71,4 Prozent versus 18 Prozent). Entsprechend erreichten in den Verumgruppen mehr Patienten eine signifikante klinische Verbesserung nach 90 Tagen als mit Placebo.

 

In einer weiteren Studie (DEDAS, Dose Escalation study of Desmoteplase in Acute ischaemic Stroke) mit 38 Patienten wurde ein ähnliches Ergebnis bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit für 125 µg/kg Desmoteplase wie in der DIAS-Studie beobachtet. Die Wirksamkeit der Dosierung von 90 µg/kg konnte dagegen nicht bestätigt werden. Möglicherweise kann dies auf eine große Zahl von Verletzungen des Studienprotokolls zurückgeführt werden (beispielsweise die Aufnahme von Patienten, die laut Studienprotokoll ausgeschlossen sein sollten).

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