Pharmazeutische Zeitung online

Am Gemeinwohl orientieren

15.11.2005  11:37 Uhr

Wochenendworkshop

<typohead type="3">Am Gemeinwohl orientieren

von Christiane Berg, Halle

 

Pharmazeutische Betreuung muss für den Bürger erlebbar werden, so lautete der Appell am diesjährigen zweiten Wochenendworkshop »Patient und Pharmazeutische Betreuung« in Halle. Denn patientenorientierte Pharmazie grenzt die öffentliche Apotheke von der Konkurrenz ab und stellt somit den Weg der Zukunft dar.

 

»Insgesamt rund 1000 Teilnehmer an drei Standorten in der Bundesrepublik sind ein Zeichen dafür, dass das Konzept dieser nunmehr schon fast traditionellen praxisnahen Fortbildung stimmt und von den Apothekerinnen und Apothekern gern angenommen wird.« Gerd Haese, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, zeigte sich erfreut, dass der Workshop in den traditionsreichen Räumen der 500 Jahre alten Universität Halle-Wittenberg in diesem Jahr die größte Teilnehmerzahl zu verzeichnen hat. Circa 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte der Kammerpräsident am 12. und 13. November im Auditorium maximum der Martin-Luther-Universität begrüßen, ein Ort, an dem »die Pharmazie zu Hause ist«. Auftakt der drei Wochenenden umfassenden Veranstaltungsreihe war der Workshop am 29. und 30. Oktober in Frankfurt am Main (siehe <link fileadmin pza pharm1.htm _self>PZ 45/05), der mit 300 Teilnehmern bereits regen Zuspruch fand.

 

»Mehr und mehr setzt sich offenbar die Erkenntnis durch, dass patientenorientierte Pharmazie der Tätigkeitsschwerpunkt der Zukunft für die wohnortnahe öffentliche Apotheke sein wird und auch sein muss, wenn wir uns der Konkurrenz anderer Vertriebswege erwehren wollen«, sagte Haese. Für den praktisch tätigen Apotheker böten die drei Workshops die ideale Möglichkeit, sich auf einem Gebiet fortzubilden, das noch nicht Gegenstand der Ausbildung war.

 

Existiert für den Berufsnachwuchs an der Universität inzwischen das Fach »Klinische Pharmazie«, so sollen die Ausbildungsinhalte dieses relativ neuen Faches in enger Zusammenarbeit der Pharmazeutischen Institute und der Praxis weiterentwickelt werden. Die Praxis, so Haese, bietet viele Tätigkeitsfelder, die es wissenschaftlich zu bearbeiten gilt.

 

Dem Patienten nutzen

 

Der Kammerpräsident betonte, dass der freie Heilberuf des Apothekers sich am Gemeinwohl zu orientieren hat. Pharmazeutische Betreuung trage insgesamt zu diesem Gemeinwohl bei, auch wenn sie jeweils auf ganz individuelle Personen zugeschnitten ist. Allein das Bekenntnis zur Pharmazeutischen Betreuung an sich reiche jedoch nicht aus. »Wir müssen den höheren Nutzen, den wir bieten, auch für den Bürger erlebbar machen«, so Haese. Es sei ebenfalls wesentliches Charakteristikum eines freien Heilberufes, dem Patienten diesen Nutzen gerade in Zeiten der fortschreitenden Integrationsversorgung zu bieten und zu verdeutlichen. »Kunden und Patienten dürfen erwarten, von uns fachmännisch und professionell versorgt und beraten zu werden«, so der Kammerpräsident.

 

Zum Gelingen des diesjährigen Workshops, der zum dritten und letzten Mal am 19. und 20. November in Lübeck stattfinden wird, trugen und tragen insgesamt elf Referentinnen und Referenten bei. Vorträge und Seminare bieten praxisbezogene Unterstützung bei der Umsetzung der Pharmazeutischen Betreuung von Marcumar-, Osteoporose- oder Migräne-Patienten beziehungsweise von Patienten in der Heimversorgung. Weitere Themen sind das Hypotonie-Management in der Apotheke beziehungsweise die Pharmazeutische Betreuung in der Selbstmedikation.

 

Risikomedikamente erkennen

 

Durch die Zunahme des Bevölkerungsanteils älterer und alter Menschen in den kommenden Jahren wird der Trend zur Polypharmazie und damit die Wahrscheinlichkeit von Interaktionen zunehmen, sagte Dr. Nina Griese, Berlin, im Seminar »Der Interaktionscheck«. Zwar werden Arzneimittelwechselwirkungen nur für 1 bis 2 Prozent aller unerwünschten, klinisch relevanten Arzneimittelreaktionen verantwortlich gemacht. Sie seien aber häufig vorhersehbar und damit vermeidbar.

 

In der Literatur sind etwa 6500 Arzneimittelwechselwirkungen beschrieben. »Achtung zum Beispiel bei Medikamenten mit geringer therapeutischer Breite wie Phenytoin und Theophyllin, Achtung bei Arzneistoffen, die der ständigen Kontrolle der Dosierung benötigen wie Immunsuppressiva und Antikoagulantien«, mahnte Griese. Es sei Aufgabe der Apotheke, Risikomedikamente zu (er)kennen und Interaktionen auch mit Präparaten zur Selbstmedikation zu identifizieren. Die Referentin empfahl hierzu das Führen einer Patienten- und Medikationsdatei. Der Interaktionscheck stelle einen wichtigen Beitrag zur Arzneimittelsicherheit dar und könne als Instrument zur Kundenbindung eingesetzt werden.

 

Mut zur Ansprache haben

 

Anregungen zur Betreuung und auch Erkennung depressiver Patienten in der Apotheke gaben Diplom-Psychologin Anne Lange-Stricker, Ostbevern, und Dr. Katja Renner, Wassenberg. Etwa vier Millionen Deutsche leiden an depressiven Störungen. 12 Prozent aller Männer und 26 Prozent der Frauen erkranken im Laufe des Lebens an einer Depression. Der große Teil der depressiven Patienten bleibt unerkannt beziehungsweise wird nicht adäquat behandelt. Es sei Aufgabe der Apotheke, nicht nur Arzneimittel-bezogene Probleme zu erkennen, sondern auch, eine tragfähige Beziehung herzustellen. Denn die Apotheke sei wichtige Anlaufstation für den depressiven Patienten.

 

Studien zufolge zeigt die Kombination von Psycho- und Pharmakotherapie bessere Ergebnisse als die jeweilige Monotherapie, betonten die Referentinnen. Dabei habe die medikamentöse Therapie einige typische Charakteristika: »Antidepressiva brauchen Zeit, bis sie wirken. Nebenwirkungen treten oft nur zu Beginn auf. Die kontinuierliche Einnahme der Medikamente ist wichtig.« Entsprechende Betreuungshinweise im Beratungsgespräch haben daher eine große Bedeutung. »Helfen Sie dem Patienten im Umgang mit seinen Medikamenten ­ vergessen Sie aber nie, dass Sie sein Apotheker und nicht sein Psychologe sind«, unterstrichen Renner und Lange-Stricker.

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