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Morbi-RSA

Experten schlagen Reformen vor

25.10.2017  09:18 Uhr

Von Stephanie Schersch / Der Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen ignoriert regionale Unterschiede und ist anfällig für Manipulationen. Das geht aus einem Gutachten hervor, das der wissenschaftliche Beirat am Bundesversicherungsamt erstellt hat.

Der morbiditätsorientierte Risiko­strukturausgleich (Morbi-RSA) regelt die Verteilung der Gelder aus dem Gesundheits­fonds an die einzelnen Kranken­kassen. Für jeden Versicherten erhalten die Kassen einen bestimmten Betrag, der von Faktoren wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand des Patienten abhängt. So gibt es etwa für chronisch Kranke höhere Zuweisungen als für Versicherte ohne ein entsprechendes Leiden. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Krankenkassen bevorzugt gesunde Mitglieder aufnehmen.

 

In den vergangenen Jahren waren immer wieder Forderungen laut geworden, den Finanzausgleich zu reformieren. Vor allem Ersatz-, Betriebs- und Innungskrankenkassen sehen sich im Nachteil und warfen den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) regelmäßig vor, von den Strukturen zur Verteilung der Gelder überdurchschnittlich zu profitieren. Ende 2016 beauftragte das Bundesministerium für Gesundheit den wissenschaftlichen Beirat daher, die Wirkung des Morbi-RSA auf den Prüfstand zu stellen und verschiedene Reformvorschläge zu evaluieren. Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchung stellten die Experten um den Beiratsvorsitzenden Professor Jürgen Wasem vergangene Woche in Bonn vor.

 

Regionale Unterschiede

 

In ihrem Gutachten befassen sie sich unter anderem mit der Aufnahme einer Regionalkomponente in den Morbi-RSA. Insbesondere Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hatte einen solchen Schritt zuletzt immer wieder eingefordert und argumentiert, der Finanzausgleich lasse die im Freistaat vergleichsweise hohen Preise für Gesundheitsleistungen völlig außer Acht. Auch der Beirat nennt die Situation mit Blick auf regionale Kostenunterschiede »unbefriedigend«. Anreize für eine regionale Risikoselektion der Krankenkassen könnten damit zumindest nicht ausgeschlossen werden und »Verzerrungen im Wettbewerb zwischen Krankenkassen, die in sich nur teilweise überschneidenden Regionen tätig sind, entstehen«, heißt es.

 

Kritiker befürchten, dass mit der Einführung einer Regionalkomponente lokale Unterschiede in der Struktur der medizinischen Versorgung erst recht zementiert werden. Schließlich würden dann Gelder aus kostenarmen in ohnehin schon überdurchschnittlich kostenintensive Regionen fließen. Aus Sicht des Beirats haben die Argumente für eine solche Komponente dennoch mehr Gewicht. Als Alternative schlagen die Experten regional unterschiedlich hohe Zusatzbeiträge der Kassen vor. Möglich ist demnach auch eine Kombination beider Regelungen. Der Beirat will das Thema nun in einem Folgegutachten vertiefen, das im April 2018 vorliegen soll.

 

Darüber hinaus sind die Experten Vorwürfen nachgegangen, Krankenkassen würden Einfluss auf das Kodierverhalten der Ärzte nehmen, um über die Dokumentation bestimmter Diagnosen mehr Zuweisungen zu erhalten. Eindeutige Beweise lieferten die Analysen zwar nicht, schreibt der Beirat. Dennoch gebe es »Belege für manipulative Aktivitäten der Krankenkassen«. Ein Verzicht auf die Diagnosen bei der Berechnung der Zuschüsse ist demnach aber der falsche Weg. Stattdessen sollen künftig nicht mehr nur ausgewählte, besonders kostenintensive Krankheitsbilder, sondern alle Diagnosen eine Rolle spielen. Auch die verordneten Arzneimittel sollen stärker berücksichtigt werden.

 

Die Techniker Krankenkasse sieht das kritisch. Der Morbi-RSA würde damit noch anfälliger für Manipulationen als er ohnehin schon sei, heißt es dort. Auch der Vorstand des BKK-Dachverbands, Franz Knieps, sagte, der Beirat gebe den benachteiligten Kassen »Steine statt Brot«. AOK-Chef Martin Litsch bezeichnete das Gutachten hingegen als gute Basis für die Weiterentwicklung des Morbi-RSA. /

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