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Medikamentenhandel

Mit dreißig Cent gegen Schmerzen

Datum 26.09.2006  11:43 Uhr

Medikamentenhandel

<typohead type="3">Mit dreißig Cent gegen Schmerzen

Von Antonia Reichmann

 

Im westafrikanischen Staat Benin blüht das illegale Medikamentengeschäft. Auf Märkten und durch ambulante Händlerinnen sind rezeptfreie und rezeptpflichtige Medikamente problemlos und billig zu erwerben. Für dort ansässige Apotheker ist das ein existenzielles Problem.

 

Außer den beliebten Schmerzmitteln wie Paracetamol und Ibuprofen sind Ampicillin, Chloroquin, Cyproheptadin, Mebendazol und Metronidazol im Angebot. Das teuerste Mittel auf zwei untersuchten Marktständen in Dassa-Zoumé war eine Ampulle Dexamethason 0,5 Milligramm für 300 CFA-Francs (0,46 Euro). Produziert wurde das Präparat in Ghana. Die Medikamente kommen aus Benin selbst oder den westafrikanischen Nachbarstaaten. Sie sind in Englisch oder Französisch beschriftet, Sprachen, die die Marktfrauen oft gar nicht verstehen. Neben Französisch werden an die 90 afrikanische Sprachen und Dialekte gesprochen, die Analphabetenrate betrug 2005 in der Altersgruppe über 15 Jahren 60 Prozent (bei Frauen sogar 75 Prozent). Häufig sind die Medikamente von dubioser Herkunft und unterliegen auch keiner Qualitätskontrolle. Der »TCP Saft« gegen Aphthen enthält zum Beispiel Phenol.

 

Unerträgliche Zustände für den 51-jährigen Apotheker Aliou Salami: Er sieht keine Zukunft für Benins Apotheken. Sie haben starke ökonomische Einbußen durch den »freien Handel« auf den Märkten, aber auch für die Volksgesundheit seien die Praktiken eine große Gefahr.

 

Aliou Salami stammt aus Cotonou und erhielt ein Stipendium für das Pharmaziestudium in Pyatigorsk im Kaukasus. Er schloss das fünfjährige Studium mit dem Titel »Master of Science« ab. Es war für ihn selbstverständlich, in die Heimat zurückzukehren. »Es ist besser zurückzugehen und zu kämpfen«, sagt er und ergänzt, »ich kenne Europa. Es ist schwer, dort zu leben.«

 

Apotheken besitzen das Arzneimittelmonopol in Benin, jeder Verkauf außerhalb ist deshalb illegal. Behörden und Regierung schauen den Schwarzhändlern jedoch größtenteils tatenlos zu. Vor vier Jahren wurden auf dem großen Markt in Cotonou die Medikamentenstände zwar geschlossen, die einmalige Aktion blieb jedoch ohne Folgen, denn danach lief alles wieder wie früher. »Zu viele verdienen an diesem Geschäft«, meint der Apotheker. »Selbstverständlich ist unsere Armut eine Tatsache«, fährt Salami fort, »aber dieser finanziellen Not begegnete die Regierung mit der Einführung von Generika.« Diese werden heute zu sehr günstigen Preisen und mit garantierter Qualität in den Apotheken angeboten. Umgerechnet kosten beispielsweise die 10-er-Packungen Paracetamol oder Ibuprofen 30 Cent, 10 Stück Chloroquin etwa 23 Cent oder 20 Clotrimoxazol 1,05 Euro. Es gibt sogar Medikamente, die auf dem Markt teurer sind als in der Apotheke. Viele scheuen den Gang in die Apotheke, nicht nur wegen der vermeintlich höheren Kosten, sondern auch aus Mentalitätsgründen, ist Salami überzeugt. Während die Menschen in den ebenfalls armen Nachbarstaaten wie Togo, Niger oder Burkina Faso ganz selbstverständlich in die Apotheke gingen, um ihre Medikamente zu kaufen, würde in Benin an der Gesundheit gespart. Besonders junge Leute klagten über die Arzneimittelpreise in Apotheken, kauften aber dann teure Produkte aus dem Kosmetiksortiment.

 

Viel Geld ausgegeben wird auch für die Toten. Beerdigungszeremonien verschlingen in Benin riesige Mengen an Geld. »Wenn du Geld für eine Zeremonie brauchst, gibt dir jeder und kommt jeder, aber wenn du krank bist und Geld für Medikamente brauchst, kommt niemand und hilft dir niemand«, sagt der Pharmazeut. Dass hier ein Sinneswandel eintreten muss, liegt für ihn auf der Hand: »Wenn du krank bist, muss dieselbe Freundschaft da sein, wie wenn du tot bist.« Gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen versucht er als Mitglied in der Standesorganisation OPB (Ordre des Pharmaciens du Benin) die Dinge zu ändern. Die Erfolge sind bis jetzt jedoch spärlich. Manchmal ändert sich jedoch schnell etwas, wie das jüngst verhängte Verbot des Benzinverkaufs aus Flaschen zeigt. Dies wurde nach mehreren folgenreichen Unfällen ausgesprochen. Abzuwarten bleibt, wie lange es eingehalten wird.

 

Fünf Jahre arbeitete Salami unter anderem als Herstellungsleiter bei der pharmazeutischen Firma Biobenin in Cotonou. Dann entschloss er sich zur Gründung einer eigenen Apotheke in Dassa-Zoumé, wo es bis dahin noch keine »Pharmacie« gab. Salami beliefert unter anderem das örtliche Krankenhaus und hat 24 Stunden Dienstbereitschaft. Außer ihm arbeiten noch seine Frau und drei weitere Angestellte in der Apotheke. Benin verpflichtet Apotheker zur eigenen Leitung ihrer Apotheke und erlaubt das Betreiben einer Zweigapotheke.

 

Apothekerin Antonia Reichmann bereiste Benin im Mai und Juni 2006 im Auftrag des deutschen Vereins "Pro Benin".

 

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