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Schwangerschaft und Stillzeit

Iod und Folsäure supplementieren

Datum 05.09.2006  12:07 Uhr

Schwangerschaft und Stillzeit

<typohead type="3">Iod und Folsäure supplementieren

Von Bettina Neuse-Schwarz

 

Seit langem wird empfohlen, Iod und Folsäure in Schwangerschaft und Stillzeit zu supplementieren. Diesen Rat scheinen die Frauen jedoch häufig zu ignorieren, was gesundheitliche Folgen für Mutter und Kind haben kann. Apotheker könnten hier nachhaken.

 

Iod ist ein essenzielles Spurenelement, Folsäure gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen. Beide Substanzen sind für den menschlichen Organismus unverzichtbar, da sie an Stoffwechsel-, Zellteilungs- und Wachstumsprozessen beteiligt sind. Obwohl beide in Nahrungsmitteln vorkommen, sind Mangelzustände nach wie vor nicht selten. Das gilt besonders für schwangere und stillende Frauen. Sie haben einen erhöhten Bedarf und sollten Iod und Folsäure generell supplementieren, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zusammen mit anderen Fachgesellschaften.

 

Zu wenig Iod in der Schwangerschaft ist schlecht für Mutter und Kind. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch sind immer noch viele Frauen, besonders aus niedrigen sozioökonomischen Bevölkerungsschichten, iodunterversorgt. Die DGE empfiehlt Schwangeren und Stillenden eine tägliche Iodzufuhr von 230 bis 260 µg, davon 100 bis maximal 150 µg in Tablettenform. Die übrigen durchschnittlich 120 µg Iod werden im Allgemeinen über die Nahrung, zum Beispiel iodhaltige Lebensmittel wie Seefisch, Milch, Milchprodukte oder iodiertes Speisesalz aufgenommen. Die Gesamttageszufuhr sollte 500 µg Iod nicht überschreiten.

Iodmangelprophylaxe

Verwendung von iodiertem Speisesalz im Haushalt

Verwendung von Lebensmitteln, die mit iodiertem Speisesalz hergestellt wurden wie Brot oder Wurst

Verzehr iodreicher Nahrungsmittel wie Seefisch oder Milch

Einnahme von täglich 100 bis 150 µg Iod in Tablettenform, am besten nach vorheriger Iodanamnese

 

Trotz der Empfehlung zur generellen Iodsupplementation in Schwangerschaft und Stillzeit nehmen aktuell nur rund 25 Prozent der Schwangeren regelmäßig, weitere 25 Prozent unregelmäßig Iod-Tabletten ein, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einem Merkblatt für Ärzte. Laut Untersuchungen leidet immer noch jede dritte Frau in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten unter einem Iodmangelkropf; jedes zehnte Neugeborene hat einen latenten Iodmangel mit verminderter Schilddrüsenhormonproduktion.

 

Warum Iod so wichtig ist

 

Iod ist ein essenzielles Spurenelement, das die Schilddrüse zum Aufbau der Schilddrüsenhormone benötigt. Diese spielen bei der Regulation bestimmter Stoffwechselprozesse, beim Wachstum und bei der Entwicklung von inneren Organen, Nervensystem und Muskulatur bei Kindern eine Rolle. Besteht ein längerfristiger Iodmangel, werden in der Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert.

 

In Schwangerschaft und Stillzeit ist der Iodbedarf bei Frauen erhöht. Gründe sind unter anderem ein gesteigerter mütterlicher Grundumsatz, ein vergrößerter Iodverteilungsraum sowie eine vermehrte renale Elimination. Infolge der schwangerschaftsbedingten Hormonumstellung kann die Synthese von Schilddrüsenhormonen bei der Frau zudem um 30 bis 100 Prozent zunehmen. Hinzu kommt, dass in der zwölften Schwangerschaftswoche auch in der fetalen Schilddrüse die Produktion von Schilddrüsenhormonen beginnt. Das dafür benötigte Iod wird ebenfalls aus dem Iodreservoir der Mutter bezogen.

 

Von Kropf bis zu Fehlgeburten

 

Bei nicht ausreichender Iodzufuhr kann es bei der Frau zur Strumabildung (endemischer Kropf) kommen, bekannteste Folge des Iodmangels. Durch Vermehrung des hormonproduzierenden Gewebes versucht der Organismus, den Iod- und daraus resultierenden Schilddrüsenhormonmangel auszugleichen.

 

Weitere Folgen eines Iodmangels können Konzentrations- und Lernschwierigkeiten sein sowie eine allgemeine Leistungsminderung. Mögliche unspezifische Beschwerden einer Iodmangel-bedingten Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sind depressive Verstimmungen, Obstipation, verminderte Kältetoleranz, trockene, teigige Haut, Gewichtszunahme oder Fertilitätsstörungen.

 

Ein Iodmangel in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Fehl- und Totgeburten, aber auch für Fehlbildungen beim Kind. Denn die fetale Schilddrüse funktioniert nur bei ausreichender Iodversorgung, Gleiches gilt auch für die frühkindliche Entwicklung des zentralen Nervensystems, für Körperwachstum und -reifung. So kann ein Mangel des iodreichen Schilddrüsenhormons Thyroxin beim Ungeborenen eine schwere Entwicklungsstörung des Gehirns bewirken, was als Kretinismus bezeichnet wird. Ferner kann sich bereits beim Ungeborenen die Schilddrüse durch Iodmangel vergrößern. Betroffene Babys kommen mit einem Kropf zur Welt, was beim Neugeborenen Atemstörungen und Schluckbeschwerden auslösen kann.

 

Bei gestillten Säuglingen besteht auch nach der Geburt ein Zusammenhang zur Iodversorgung der Mutter, da bei Iodmangel der Frau auch die Muttermilch zu wenig Iod enthält. Die empfohlene medikamentöse Supplementierung ist daher auch in der Stillzeit notwendig.

 

Missbildungen vorbeugen

 

Für Folsäure gibt die DGE ebenfalls Zufuhrempfehlungen. Demnach sollten Jugendliche und Erwachsene pro Tag 400 µg Folatäquivalente zu sich nehmen. Dabei gilt die Formel: 1 µg Folsäureäquivalent = 1 µg Nahrungsfolat = 0,5 µg synthetische Folsäure.

 

Schwangeren und Stillenden wird sogar geraten, 600 µg Folatäquivalente täglich zu sich zunehmen und darüber hinaus vor und während des ersten Schwangerschaftsdrittels noch zusätzlich 400 µg Folsäure täglich in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Begründet wird dies mit Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Neuralrohrdefekten beim Neugeborenen und einer unzureichenden Folsäureversorgung zeigen. Fachleute gehen außerdem davon aus, dass eine zusätzliche Folsäurezufuhr das Risiko für Fehlbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten vermindert.

 

Mögliche Folsäurequellen

 

Folsäure ist in bestimmten tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln enthalten; zum Beispiel gelten Leber, grüne Gemüse wie Brokkoli und Spinat, Hülsenfrüchte, Weizenkeime, Hefe, Eigelb, Vollkorngetreide und Zitrusfrüchte als folsäurereich. Überdies sind im Handel mit Folsäure angereicherte Produkte zu finden, zum Beispiel bestimmte Müsli, Molkereiprodukte oder Fruchtsaftgetränke. Zum Teil ist auch iodiertes oder fluoridiertes Speisesalz mit Folsäure (100 µg/g Salz) versetzt.

 

Trotzdem nimmt nach Angaben des BfR nur etwa ein Fünftel der Deutschen ausreichend Folsäure auf. Als Gründe gelten einseitige Ernährung, hoher Alkohol- und Nikotinkonsum sowie die Einnahme bestimmter Medikamente und Kontrazeptiva. Die Supplementierung von 400 µg Folsäure pro Tag ist sicher, auch wenn die Betroffenen noch zusätzlich folsäurereiche Lebensmittel verzehren. Das zeigen Studien bei Frauen, die diese drei Monate vor und während der ersten drei Schwangerschaftsmonate durchgeführt haben.

 

Achtung: Folsäure kann die Wirkung von Antiepileptika wie Phenobarbital, Phenytoin und Primidon reduzieren. In dem Fall ist eine Dosisanpassung des Antiepileptikums notwendig.

Folsäure für Schwangere

Verzehr folatreicher Nahrungsmittel wie Gemüse, Früchte, Vollkornprodukte und folsäureangereicherter Lebensmittel wie Speisesalz

zusätzlich Supplementierung mit 400 µg Folsäure täglich bei Schwangeren, Beginn vier Wochen vor Anfang der Schwangerschaft bis Ende der zwölften Schwangerschaftswoche

Sonderfall: Nach Auftreten eines Neuralrohrdefekts in einer vorherigen Schwangerschaft sollten sogar 4 mg Folsäure pro Tag supplementiert werden

 

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