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Seriös beraten

Wegweiser in der Alternativmedizin

Datum 27.08.2013  18:57 Uhr

Von Anna Hohle / Der Markt für alternative Heilmethoden ist riesig und unübersichtlich. Vielen Patienten fällt es schwer, seriöse von dubiosen Angeboten zu unterscheiden. Orientierung bieten hier Beratungsstellen und medizinische Netzwerke.

Wer hierher kommt, hat meist schon viel probiert: Die Hochschulambulanz für Naturheilkunde an der Berliner Charité ist Anlaufstelle für Patienten, die oft unter chronischen Erkrankungen leiden, denen Mittel der Schulmedizin jedoch nicht oder nur wenig helfen konnten. Michael Teut berät seit 2007 in der Ambulanz und weiß, wie viel Hoffnung gerade solche Patienten in alternative Behandlungen setzen. Doch auch Menschen ohne eine solch lange Krankheitsgeschichte suchten die Einrichtung auf, erzählt der Mediziner. Häufig misstrauten diese der konventionellen Medizin und fragten, wie sie ihre Leiden »natürlich« behandeln können. Wieder andere würden bereits medikamentös therapiert und suchten nach Wegen, die Nebenwirkungen dieser Behandlung zu mildern.

Alternativ, komplementär, natürlich, ganzheitlich: Mittlerweile gibt es eine lange Liste von Begriffen, die bestimmte Heilverfahren von konventionellen Therapien abgrenzen sollen. Eine einheitliche Definition existiert jedoch bis heute nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht unter Alternativmedizin Behandlungen, die »nicht Teil der Tradition eines Landes sind und nicht in das vorherrschende Gesundheitssystem integriert sind«.

 

Drei Gruppen solcher Verfahren unterscheidet die WHO: Zur ersten zählt die Organisation Naturprodukte wie Pflanzen und bestimmte Nahrungsmittel, auch spezielle Diäten fallen darunter. Die zweite Gruppe umfasst Methoden, die Körper oder Geist stimulieren und so Krankheiten kurieren sollen, etwa Akupunktur, Massagen, Meditation und Entspannungstechniken. Therapien, die Aspekte beider Gruppen umfassen, wie Homöopathie, Ayurveda oder Traditionelle Chinesische Medizin, gehören zur dritten Kategorie. Im Gegensatz zu konventionellen Methoden ist die Wirksamkeit all dieser Verfahren meist nicht durch wissenschaftliche Studien belegt.

 

Teut und seine Kollegen empfehlen alternative Behandlungen meist als Ergänzung zur konventionellen Therapie, denn keiner der Ärzte an der Hochschulambulanz ist ein Feind der Schulmedizin. Nur helfe diese allein eben manchen Patienten nicht genug, erzählt Teut. Er selbst ist von vielen alternativen Methoden überzeugt und hat oft erlebt, wie sehr gerade chronisch Kranke von ihnen profitieren können. An wundersame Heilungen glaubt der Arzt jedoch nicht. Vielmehr seien die Behandlungen häufig auch deshalb so erfolgreich, weil die Anbieter den Blick nicht nur auf die Krankheit selbst richten, sondern den Patienten ganzheitlich betrachten und intensiv betreuen.

 

Sprechende Medizin

 

So sind Teut und seine Kollegen fest von der sogenannten sprechenden Medizin überzeugt, also der Annahme, dass zeitintensive Gespräche und psychosoziale Betreuung die Heilung begünstigen. »Wir haben das Glück, uns für Patientengespräche weit mehr Zeit nehmen zu können als Ärzte in anderen Einrichtungen«, sagt der Mediziner. Auch nehme man in der Hochschulambulanz den Lebensstil jedes einzelnen Patienten unter die Lupe, schaue also, inwieweit bereits eine Änderung der Ernährung oder bestimmter Gewohnheiten Krankheitssymptome bessern kann. Erst danach suche man nach einer alternativen oder konventionellen Behandlung, die die Beschwerden des Patienten lindern kann. In der Hochschulambulanz können die Patienten sich dann etwa mit Phytopharmaka oder Akupunktur behandeln lassen, Entspannungstechniken erlernen oder Kurse zur Ernährungsumstellung besuchen.

 

Die Beratung an der Charité steht allen Patienten offen, lediglich eine Überweisung vom Hausarzt ist dazu nötig. Allerdings meldeten sich viele Patienten zunächst per Telefon, erzählt Teut. Er schlägt ihnen dann oft vor, persönlich vorbeizukommen, denn telefonisch will er keine Therapie empfehlen. Vor jeder Empfehlung stehe eine genaue Analyse der Krankheit und die sei am Telefon nicht möglich, erklärt der Arzt. Patienten, denen der Weg in die Hauptstadt zu weit ist, nennt er stattdessen Einrichtungen in der Nähe ihres Wohnortes, etwa Kliniken mit naturheilkundlichem Schwerpunkt oder niedergelassene Ärzte mit einer speziellen Weiterbildung in diesem Bereich.

Bislang gibt es nur wenige Einrichtungen, in denen sich Patienten zu alternativen Heilmethoden beraten lassen können. Neben der Hochschulambulanz der Charité hat sich im vergangenen Jahr das Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie, kurz KOKON, gegründet, um das Wissen über den Nutzen alternativer Medizin speziell bei Krebserkrankungen zu verbessern. Neben Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen sind auch Institutionen wie die deutsche Krebshilfe an dem Forschungsprojekt beteiligt. Bei KOKON können sich Patienten deutschlandweit telefonisch beraten lassen. Zwar befindet sich das Projekt noch in der Entwicklung. Es werde aber »kein Krebspatient abgewiesen, der Fragen zu bestimmten Alternativverfahren hat«, sagt die stellvertretende KOKON-Sprecherin Corina Güthlin.

 

Wachsendes Angebot

 

Das stetig wachsende Angebot an alternativen Heilverfahren hat nicht nur zu einem Anstieg der Patientenanfragen geführt. Auch bei vielen Experten wächst seitdem der Wunsch, seriöse von fragwürdigen Methoden zu unterscheiden und Patienten vor falschen Hoffnungen und dubiosen Geldmachern zu schützen. In den USA forschen Wissenschaftler seit Jahren zu Alternativmedizin, mit beträchtlicher finanzieller Unterstützung durch den Staat. Auch in Europa entstehen vermehrt Institutionen, die sich der Aufklärung über Alternativmedizin widmen, ohne explizit Beratungsstellen zu sein. Seit 2008 gibt es etwa das Europäische Informationszentrum für Komplemen­tärmedizin (EICCAM) mit Sitz in Brüssel. Die dortigen Experten haben eine Reihe von alternativen Heilmethoden auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Inzwischen stehen auf der EICCAM-Homepage die Ergebnisse von sechs dieser Studien auch in deutscher Sprache bereit, etwa zu Akupunktur, Homöopathie und Ginkgo biloba.

 

Auch das Dialogforum Pluralismus in der Medizin hat sich zum Ziel gesetzt, das Wissen über Alternativmedizin zu fördern und diese von unseriösen Methoden abzugrenzen. Im Jahr 2000 gegründet, haben sich inzwischen 18 deutsche Ärzte in dem Netzwerk zusammengeschlossen und versuchen, Vertreter konventioneller und komplementärer Methoden miteinander ins Gespräch zu bringen. Regelmäßig organisieren die Mitglieder des Forums Konferenzen zu alternativmedizinischen Themen und publizieren Artikel in Fachmedien. Denn noch herrscht unter Medizinern viel Uneinigkeit über die Legitimität alternativer Heilverfahren.

 

Insbesondere die mangelnde Wissenschaftlichkeit stößt vielen Ärzten sauer auf. Hier wollen die Mitglieder des Forums ansetzen und sich dafür einsetzen, dass mehr alternative Heilmethoden sachgerecht und vorurteilsfrei auf ihren Patientennutzen geprüft werden. Denn erst wenn mit Zahlen belegt ist, dass ein Verfahren Erkrankten hilft, verliert es in den Augen vieler den Beigeschmack des obskuren Öko-Unfugs.

 

Viele sind bereits überzeugt

 

Viele Patienten sind von der Wirkung alternativer Therapien schon heute überzeugt. So ergab eine Befragung im Rahmen des Gesundheitsmonitors 2012 unter knapp 1800 Deutschen, dass zwei Drittel der Teilnehmer bereits alternative Heilmethoden genutzt hatten, 40 Prozent davon in den zwölf Monaten vor der Befragung. Zur Wirkung der verschiedenen Therapien befragt, gaben je nach Verfahren zwischen 70 und 90 Prozent dieser Patienten an, die Behandlung habe ihnen geholfen. /

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