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Behandlungsfehler

Reden ist Gold

30.08.2011  17:45 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Behandlungsfehler werden häufig totgeschwiegen. Die Betroffenen reagieren unsicher, weil sie auf einen Zwischenfall nicht vorbereitet sind. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit hat einen Leitfaden erstellt, der helfen soll, sich richtig zu verhalten.

Behandlungsfehler sind bedauerlich aber keine Seltenheit in Medizin und Pflege. Wichtig ist, nach einem Zwischenfall offen miteinander zu kommunizieren, um das Problem aufzuarbeiten. Genau das werde in Deutschland aber häufig nicht getan, sagte Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS), in Berlin. »Immer noch zu häufig ist Schweigen die Reaktion, wo Offenheit und Entschuldigung unbedingt angesagt wären.« Das Aktionsbündnis hat daher eine Broschüre entwickelt, die helfen soll, sich nach einem Behandlungsfehler adäquat zu verhalten. »Die Akteure sollten auf Zwischenfälle vorbereitet sein, damit sie wissen, wie sie im Ernstfall reagieren.«

 

Null-Fehler-Mythos

 

Die Broschüre beschreibt nicht nur die Rechtslage nach einem Zwischenfall, sondern zeigt auch Beispiele auf für die Kommunikation nach innen und nach außen. Geschildert wird, wie am besten mit Patienten und Angehörigen, mit betroffenen Mitarbeitern und in besonders schweren Fällen mit der Öffentlichkeit gesprochen werden sollte. Für Krankenhäuser und Arztpraxen, aber auch für Pflegeeinrichtungen und Apotheken kann das Heft als Blaupause für die Kommunikation im Ernstfall dienen.

Lange Zeit habe im Selbstverständnis der Medizin ein Null-Fehler-Mythos vorgeherrscht, sagte Dr. Jörg Lauterberg, unter dessen Leitung die Broschüre entstanden ist. »Fehler waren tabu, daher war und ist man auch immer noch nicht gut auf den Umgang mit Zwischenfällen vorbereitet.« Leistungserbringer hätten häufig Angst vor Sanktionen und davor, ihren Versicherungsschutz zu verlieren, wenn sie offen über Fehler sprechen. »Dabei geht es erstmal nur um eine Entschuldigung und die hat nichts mit einem Schuldeingeständnis zu tun«, so Lauterberg.

 

In den USA ist man bereits einen Schritt weiter. Der Berufskodex der amerikanischen Ärzte enthalte seit Jahrzehnten eine Verpflichtung, Behandlungsfehler gegenüber den Patienten einzuräumen, sagte Lauterberg. »Die Standesvertretungen der Gesundheitsberufe in Deutschland sollten hierzu ebenfalls klare Empfehlungen geben.« Auch in der Aus- und Weiterbildung solle das Thema eine stärkere Rolle spielen.

 

Bei einem Zwischenfall sind neben den Leistungserbringern aber auch die Patienten gefragt. Sie müssten sich frühzeitig zu Wort melden, sagte Professor Dr. Hartmut Siebert, Vizevorsitzender des APS. »Häufig reagieren Patienten lange Zeit nachdem ein Fehler aufgetreten ist, und zwar mit einem Schreiben vom Rechtsanwalt.«

 

Sofort melden

 

Dabei sei es gerade wichtig, mögliche Probleme noch unter der Behandlung zu klären. Häufig handele es sich dabei lediglich um Unklarheiten und Missverständnisse. »Wir müssen den Patienten Mut machen, sich sofort zu melden, sobald sie Zweifel haben oder der Verdacht eines Fehler besteht«, so Siebert.

 

Auch die Versicherer würden das offene Gespräch zwischen Arzt und Patient befürworten und im Schadensfall eine Entschuldigung des Arztes unterstüzten. »Denn je enger der Kontakt zum Patienten ist, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Klage kommt«, sagte Siebert. / 

Das Aktionsbündnis

Im Aktionsbündnis Patientensicherheit haben sich Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände und der Patientenorganisationen zusammengeschlossen. Gemeinsam engagieren sie sich für eine sichere Gesundheitsversorgung in Deutschland. Prominente Untersützung erhält das Bündnis von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), der die Schirmherrschaft übernommen hat.

 

Die Broschüre »Reden ist Gold: Kommunikation nach einem Zwischenfall« steht unter www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de zum Download bereit. Das Heft kann auch direkt beim Aktionsbündnis angefordert werden. Sie erreichen das APS unter der E-Mail-Adresse info(at)aps-ev.de.

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