Pharmazeutische Zeitung online
Krebstherapie

Das Labor im Patienten

26.07.2016  16:01 Uhr

Von Annette Mende / Ingenieure des US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology haben eine Minisonde entwickelt, mit der sich die Wirksamkeit verschiedener Krebs­medikamente direkt im Tumor testen lässt. Eine erste Studie mit Brustkrebspatientinnen läuft bereits.

Zur Therapie solider Tumoren stehen mehr als 100 Wirkstoffe zur Verfügung. Auf welche davon ein Patient am besten ansprechen wird, lässt sich meist nur schwierig vorhersagen. Hier soll die reiskorngroße Sonde helfen, die per Biopsie ins Tumorgewebe implantiert wird und dort 24 Stunden lang verbleibt. In dieser Zeit werden aus kleinsten Hohlräumen bis zu 30 verschiedene Wirkstoffe freigesetzt. 

 

Die Kavernen sind so angeordnet, dass die herausdiffundierenden Wirkstoffe sich im Gewebe nicht überlappen. Nach 24 Stunden erfolgt eine zweite Biopsie mit einer dickeren Nadel, bei der die Sonde samt etwas umliegendem Gewebe entnommen wird. Anhand dieser Gewebeprobe lässt sich dann ermitteln, gegenüber welchem Arzneistoff die Krebszellen am empfindlichsten sind.

 

Arzneistoffgefüllte Hohlräume

 

Die Entwickler um Dr. Oliver Jonas stellen ihre Erfindung im Fachjournal »Science Translational Medicine« vor (DOI: 10.1126/scitranslmed.3010564). Die Sonde besteht aus einem steifen, kristallinen Polymer, ihre Hohlräume können mit jedem beliebigen gelösten Arzneistoff gefüllt werden. Auch Kombinationen aus mehreren Wirkstoffen können getestet werden, indem sie zusammen in eine Öffnung gefüllt werden. Um ein realistisches Bild zu zeichnen, werden die Wirkstoffe in so niedrigen Konzen­trationen verabreicht, wie sie im Tumorgewebe bei systemischer Gabe zu erwarten sind. Aus der Sonde dringen die Arzneistoffe zwischen 200 und 300 Mikrometer tief ins Gewebe ein – genügend, um die Wirkung zu beurteilen, aber zu wenig für einen systemischen Effekt.

 

Das umgebende Gewebe wird anschließend im Labor aufgeschnitten und mit speziellen Antikörpern präpariert, die Zelltod- oder -proliferation-spezifische Biomarker sichtbar machen. Beispielsweise lässt sich gespaltene Caspase 3 nachweisen, ein Enzym, das an der Apoptose, dem programmierten Zelltod, beteiligt ist. So können die Forscher einen apoptotischen Index für jeden getesteten Wirkstoff beziehungsweise für jede Wirkstoffkombination erstellen, der das Ausmaß der Wirksamkeit auf den Tumor widerspiegelt.

Das Besondere dieser Methode ist, dass sie die Wirksamkeit der verschiedenen Arzneistoffe in vivo, also im Tumor in seiner natürlichen Umgebung testet. »Das Labor wird in den Patienten verlegt«, sagt Jonas in einer Pressemitteilung. Das ist ein großer Vorteil gegenüber der In-vitro-Testung, bei der Tumorzellen entnommen, in der Petrischale vermehrt und dann dort auf ihre Empfindlichkeit gegenüber unterschiedlichen Wirkstoffen untersucht werden. Dieses Verfahren wird zwar bereits teilweise angewendet, aber es ist relativ aufwendig und zudem unter Umständen weniger aussagekräftig als der Sondentest. Denn die Krebszellen werden dabei aus ihrer Umgebung herausgerissen, was das Therapieansprechen beeinflussen kann, so Jonas.

 

Klinische Studie mit Brustkrebs-Patientinnen

 

In Tierversuchen ließ sich die Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Krebsmitteln bei Mäusen mit menschlichen Prostata-, Brust- und Hautkrebszellen anhand der Sonde korrekt vorhersagen. Momentan läuft an einer Krebsklinik in New York eine Pilotstudie, an der unter anderem Frauen mit dreifach negativem Brustkrebs teilnehmen können. Diese Krebsart, bei der die Tumorzellen weder Estrogen-, noch Progesteron- oder HER2-Rezeptoren tragen, gilt als besonders aggressiv. Mittels des In-vivo-Tests sollen bei diesen Patientinnen vor Behandlungsbeginn der wirksamste Arzneistoff oder die wirksamste Kombinationstherapie ermittelt werden. Ein weiteres mögliches Einsatzgebiet ihrer Sonde sehen die Wissenschaftler in der Testung neu entwickelter Arzneistoffe. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa