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Neurologie

Immuntherapie als neue Option

28.06.2017  09:08 Uhr

PZ / Gedächtnisverlust, Epilepsie oder Bewegungs­störungen – diese und weitere neurologischen Krankheiten können nach neuen Erkenntnissen auch durch Autoantikörper ausgelöst werden und auf Immuntherapien ansprechen. Das berichteten Neurologen auf einem Fachkongress in Amsterdam.

Lange Zeit ging man davon aus, dass das Gehirn nicht durch Autoantikörper gefährdet ist, weil es durch die Blut-Hirn-Schranke geschützt sein sollte. Inzwischen ist aber nachgewiesen, dass auch Proteine im Gehirn Ziel der Angriffe sein können. »Das ist zwar selten der Fall, aber wenn, dann führt es binnen weniger Tage oder Wochen zu schweren Erkrankungen«, sagte Professor Dr. Angela Vincent von der Universität Oxford beim Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Amsterdam, wie die EAN mitteilt. »Die Wissenschaft hat sich diesem Phänomen in den vergangenen Jahren intensiv gewidmet, die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten haben sich erheblich verbessert.«

Die Fortschritte beruhen auf der zunehmend möglichen Identifizierung jener Autoantikörper, die Erkrankungen des Gehirns auslösen. Diese greifen verschiedene Rezeptoren und Kanäle von Membranproteinen neuronaler und nicht neuronaler Zellen im Zentralnervensystem an. Zu diesen Zielen gehören zum Beispiel NMDA-Rezeptoren, andere Glutamatrezeptoren, GABA- Rezeptoren, und LGI1 und CASPR 2, zwei Proteine, die eine Rolle in der Nerven­erregung spielen.

 

Diese neuen Einsichten sind wichtig für Früherkennung und Diagnose. »Der Möglichkeit einer Autoimmunität des Krankheitsgeschehens muss heute bei vielen akuten oder subakuten neuro­logischen Erkrankungen auch deshalb nachgegangen werden, weil die Beschwerden bei positiver Diagnose mit einer Immuntherapie gut behandelbar sein können«, so Vincent. Ein Beispiel hierfür ist eine neu entdeckte Form von Epilepsie: Betroffene sind von häufigen, kurz auftretenden Spasmen der Arme und des Gesichts betroffen. Man geht davon aus, dass diese sogenannten faziobrachial dystonen Anfälle durch Autoantikörper gegen das Pro­tein LGI1 ausgelöst werden. Dr. Sarosh Irani von der Universität Oxford berichtete, dass betroffene Patienten gut auf eine Immuntherapie ansprechen; die Anfälle verschwanden innerhalb weniger Wochen. Eventuell könnten auch manche therapierefraktären Patienten mit herkömmlichen Epilepsien auf Immuntherapien ansprechen, so Vincent: »Es könnte sein, dass Autoantikörper bei einem kleinen Anteil typischer Epilepsien die Ursache der Erkrankung ist. Weitere Studien sind notwendig um zu sehen, ob diese Patienten auf Immuntherapien ansprechen.«

 

Mit der Verfügbarkeit kommerzieller Testkits sind Autoantikörper-Screenings inzwischen weitverbreitet. Doch es ist nicht so einfach zu definieren, welche Patienten sinnvollerweise auf Autoantikörper untersucht werden sollten. Immer mehr Antikörper im Blutserum und in der Rückenmarksflüssigkeit werden entdeckt. Manche sind relativ weitverbreitet, andere selten. Noch ist es Vincents Einschätzung nach zu früh zu beurteilen, ob ein umfangreiches Autoantikörper-Screening bei Menschen mit isolierten epileptischen Anfällen, Psychosen oder kognitiver Dysfunktion als Routinemaßnahme künftig sinnvoll sein wird. /

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