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Eichenprozessionsspinner

Giftige Raupenhaare in der Luft

Datum 18.06.2007  10:59 Uhr

Eichenprozessionsspinner

<typohead type="3">Giftige Raupenhaare in der Luft

Von Sonya Mayoufi

 

Der Eichenprozessionsspinner hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland stark ausgebreitet. Dies ist für seine bevorzugte Nahrungsquelle, die Eiche, weniger gefährlich, als für den Menschen. Die giftigen Haare der Schmetterlingsraupen können heftige allergische Reaktionen beim Einatmen und auf der Haut verursachen.

 

Schwimmbäder, Kindergärten und Parkanlagen in verschiedenen Gebieten Deutschlands mussten in den vergangenen Wochen wegen Gesundheitsgefährdung geschlossen werden. Grund für die Aufregung war ein unscheinbarer, grauer Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner. Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) war früher vor allem in Südeuropa verbreitet. Aufgrund des zunehmend warm-trockenen Klimas konnte er seit dem Jahr 2000 auch nach Deutschland vordringen und sich hier verbreiten. Seit dem heißen Sommer von 2003 ist die Populationsdichte stark angestiegen. Eine Massenvermehrung ist nach Angaben der Biologischen Bundesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (bba) derzeit in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt zu beobachten.

 

Der forstwirtschaftliche Schaden, den die Raupen verursachen, ist zu vernachlässigen, da Eichen ein hohes Regenerationsvermögen besitzen. Doch die Massenvermehrung ist aus einem anderen Grund problematisch: Die Raupen besitzen toxische Haare.

 

Die stark behaarten Raupen schlüpfen Ende April bis Anfang Mai und durchlaufen sechs Larvenstadien. Am Anfang sind sie bräunlich-gelb gefärbt, in späteren Stadien schwärzlich-blau. Auf der Suche nach Futter bewegen sich die Raupen in Gruppen »prozessionsartig« fort. Als Nahrungsquelle dienen ihnen ausschließlich die Blätter europäischer Eichen. Die Raupen fressen nicht nur gemeinsam, sondern schlafen auch zusammen in Gespinstnestern, die bis zu einen Meter groß sein können. In diesen Nestern verpuppen sie sich ab Anfang Juli. Nach einer Puppenruhe von drei bis fünf Wochen schlüpfen die wie Motten aussehenden Nachtfalter. Bereits in der zweiten Nacht legen die Weibchen, zum Teil nach Überwindung von sehr großen Strecken, den gesamten Vorrat ihrer Eier ab und sterben.

 

Fliegende Brennhaare

 

Von medizinischer Bedeutung sind die Gifthaare der älteren Raupen ab dem dritten Larvenstadium, die zu starken Reizungen der Haut, der Atemwege und der Augen führen können. Die mikroskopisch kleinen, hohlen Haare brechen leicht ab und werden mit dem Wind über weite Strecken verbreitet. Die widerhakenähnlichen Abbruchstellen der Haare setzen sich bevorzugt an dünnen und feuchten Hautstellen fest, wo sie sich in die Haut bohren und das enthaltene Nesselgift Thaumetopoein injizieren. Dies kann eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslösen.

 

Die Reaktionen auf das Nesselgift können von leichten Hautreizungen, Asthma bis hin zum anaphylaktischen Schock reichen. Beim Einatmen können die Brennhaare die Schleimhaut der Atemwege reizen und bei anfälligen Personen Asthma hervorrufen. Bei Kontakt mit der Haut tritt eine Raupendermatitis auf, die drei unterschiedliche Erscheinungsbilder aufweist: die Kontakturtikaria (Quaddeln), toxische irritative Dermatitis oder anhaltende Papeln (Knötchen), die an Insektenstiche erinnern. Die Hautreaktionen sind von starkem Juckreiz begleitet. Bei juckenden und schmerzenden Hauterscheinungen sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen.

 

Die Haut- und Schleimhauterkrankungen werden in der Regel mit Cortison behandelt, gegen den Juckreiz helfen auch Antihistaminika. Asthmatische Reaktionen machen eine Behandlung mit bronchodilatativen Sprays oder Cortison erforderlich. Hautreizungen klingen in der Regel nach sieben Tagen wieder ab.

 

Vor allem Kinder und durch Allergien vorbelastete Personen sollten Regionen meiden, in denen der Eichenprozessionsspinner vorkommt. Seine bevorzugten Siedlungsgebiete sind Waldrandlagen, lichte Bestände oder gut besonnte Einzelbäume in Wohngebieten und Gärten. Bei einem möglicherweise erfolgten Kontakt mit den Raupenhaaren ist intensives Duschen und Waschen der Kleidung wie Schuhe erforderlich. Denn an Textilien haftende Brennhaare können immer wieder neue Hautentzündungen auslösen. Mit der Verpuppung der Raupen Anfang Juli endet das Problem aber nicht, denn die giftigen Härchen sind in der Natur lange haltbar. Sie können mehrere Jahren intakt und reizauslösend bleiben.

 

Auch die Entfernung der Nester stellt ein Problem dar, da sie besonders viele Brennhaare enthalten. Die Gespinste sollten ausschließlich durch Fachpersonen wie Feuerwehr, Förster oder spezielle Schädlingsbekämpfer, die vollständig abgeschlossene Schutzkleidung tragen, beseitigt werden. Die Nester werden in der Regel abgesaugt und in einer Deponie verbrannt.

 

Experten zufolge ist mit einem Zusammenbruch der stark angewachsenen Population momentan nicht zu rechnen. Die Klimabedingungen lassen eher eine weitere Zunahme des Eichenprozessionsspinners vermuten, sodass besondere Vorsicht und Aufklärung nötig sind.

 

Weitere Informationen und eine Karte der aktuellen Verbreitungsgebiete sind auf der Website der Biologischen Bundesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (www.bba.bund.de) zu finden.

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