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Alkohol

Auch in Maßen schädlich

14.06.2017  09:31 Uhr

Von Annette Mende / Alkoholkonsum schadet dem Gehirn, und zwar auch in moderaten Mengen. Eine aktuell im »British Medical Journal« publizierte Arbeit deutet darauf hin, dass mit Blick auf die kognitive Leistung für die Alkoholmenge das Motto gelten muss: »Je weniger, desto besser«.

Auf das Herz-Kreislauf-System scheint sich Alkohol in geringen Mengen durchaus positiv auszuwirken, doch ob das auch für das Gehirn gilt, war bislang unklar. Um dies zu klären, werteten Forscher um Anya Topiwala von der University of Oxford nun die Daten von 550 nicht alkoholabhängigen Teilnehmern der Whitehall-II-Studie aus, einer Langzeit-Beobachtungsstudie in Großbritannien, die über 30 Jahre unter anderem den wöchentlichen Alkoholkonsum der Teilnehmer erfasste. Eine Trinkmenge von weniger als 70 ml reinen Alkohols pro Woche galt dabei als gering, 70 bis < 140 ml für Frauen beziehungsweise 70 bis < 210 ml für Männer als moderat und alles, was darüber lag, als hoch. Am Ende des Beobachtungszeitraums wurde das Gehirn der Teilnehmer einmalig mittels MRT untersucht (DOI: 10.1136/bmj.j2353).

Dosisabhängiger Effekt

Die Messungen ergaben ein Alkohol­dosis-abhängiges Risiko für eine Atrophie des Hippocampus, einer Hirn­region, die für das Gedächtnis und die räumliche Orientierung wichtig ist. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, Sozialstatus, körperliche und soziale Aktivität, Rauchen und medizinische Vorgeschichte, die das Ergebnis beeinflusst haben könnten, waren dabei bereits berücksichtigt. Teilnehmer mit extrem hohem Konsum (mehr als 300 ml Alkohol pro Woche) hatten dabei zwar das höchste Risiko, aber auch bei solchen mit moderatem Konsum war eine Hippocampus-Atrophie dreimal wahrscheinlicher als bei Abstinenzlern. Der dosisabhängige schäd­liche Effekt zeigte sich auch bei insgesamt geringem Konsum. Eine höhere Trinkmenge ging zudem mit einer Abnahme der Integrität, also der Leistungsfähigkeit, der für die Kogni­tion wichtigen weißen Substanz einher.

 

Ein höherer Konsum war mit einem schnelleren Abbau der Sprachkompetenz assoziiert: Am Ende des Beobachtungszeitraums konnten trinkfreudige Probanden in einem Test innerhalb einer Minute weniger Wörter mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben aufzählen als zu Beginn der Studie. Keine Assoziationen wurden dagegen beim einfachen Merken von Wörtern und bei der semantischen Sprachkompetenz festgestellt – hier mussten die Teilnehmer innerhalb einer Minute möglichst viele Wörter einer bestimmten Kategorie benennen.

 

Was die kognitive Leistung angeht, scheinen sich demnach bereits moderate Mengen Alkohols langfristig negativ auszuwirken und nicht – wie bislang teilweise vermutet – etwa vor Demenz zu schützen. Dieses Ergebnis ist jedoch mit Vorsicht zu interpretieren. Denn eine Schwäche der Studie ist, dass die Teilnehmer nur einmalig am Ende des Beobachtungszeitraums per MRT untersucht wurden, ein direkter Vorher-­Nachher-Vergleich also nicht möglich ist. Auch wurde die Menge des konsumierten Alkohols von den Teilnehmern selbst berichtet, wobei Schummelei oder eine unbeabsichtigte Fehleinschätzung zumindest möglich waren. Last but not least gibt die wöchentliche Trinkmenge keine Auskunft darüber, ob der Alkohol regelmäßig auf die Woche verteilt oder geballt etwa am Wochenende getrunken wurde. Es ist zumindest denkbar, dass sich diese verschiedenen Konsummuster langfristig unterschiedlich auf die Kognition auswirken. /

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