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Hepatitiden

Unterschiedliche Therapieoptionen

04.06.2013  17:32 Uhr

»Es gibt in der Medizin derzeit kein weiteres Gebiet, das sich so dynamisch entwickelt wie die Behandlung von Hepatitis C«, sagt Professor Dr. Eckart Schott von der Berliner Charité. In immer kürzeren Abständen kämen neue Therapieoptionen hinzu. Deutlich weniger Dynamik dagegen hat derzeit die Hepatitis-B-Therapie.

Schott erklärte, dass die Diskrepanz der therapeutischen Perspektiven aus den grundlegenden Unterschieden der Erreger resultiert. Hepatitis B wird von einem DNA-Virus ausgelöst. Das integriert seine Erbinformation in das Genom des infizierten Menschen. Damit ist eine vollständige Viruseradikation nicht mehr möglich. Es kann zwar eine Kontrolle des Erregers, aber keine wirkliche Heilung geben. Im Gegensatz dazu ist der Erreger von Hepatitis C ein RNA-Virus. Es integriert seine Erbinformation nicht ins menschliche Genom. Mit den geeigneten Medikamenten sind Eradikation und Heilung möglich.

Für die Behandlung der Hepatitis B gibt es zwei unterschiedliche Strategien. Entweder wird versucht, das Immunsystem des infizierten Menschen mit Interferon-α zu stimulieren. Laut Schott wird hierbei in der Regel pegyliertes Inter­feron-α-2a eingesetzt. Die Behandlung dauert ein Jahr. Bei 30 bis 40 Prozent der Patienten wird so eine dauerhafte Kontrolle des Erregers erreicht. Dieses Therapieschema wird vor allem bei Patienten mit geringer Viruslast und erhöhten Transaminase-Werten eingesetzt.

 

Als Alternative zur Immunkontrolle gibt es die Therapie mit Protease-Hemmern. Laut Schott werden heute hauptsächlich das Nucleotid-Analogon Tenofovir und das Nucleosid-Analogon Entecavir verordnet. Sie würden praktisch keine Resistenzen entstehen lassen. Ältere Präparate wie Lamivudin, Telbivudin und Adefovir seien wegen häufiger Resistenzen in der Hepatitis-B-Therapie heute weitgehend obsolet. Die Behandlung mit Protease-Inhibitoren ist zwar gut verträglich, hat aber auch einen Nachteil. Im Gegensatz zur Interferon-Therapie ist sie eine Dauertherapie. Sie habe zwar einen theore­tischen Endpunkt, dieser werde aber in der Praxis nicht erreicht.

 

Aktuell kommt allerdings Bewegung in das Therapieschema. Es werde derzeit intensiv diskutiert, Nucleotid-/ Nucleosid-Analoga mit Interferon zu kombinieren oder als sequenzielle Therapie anzuwenden, sagte Schott. Dies könnte vor allem für Patienten eine Option sein, die auf die bisherige Therapie nicht ausreichend ansprechen.

 

Neue Protease-Hemmer gegen Hepatitis C

 

Erfreulicher als bei Hepatitis B sind die Möglichkeiten bei der Behandlung der Hepatitis C. Dort werde zwar heute oft noch mit einer Kombination von Inter­feron und Ribavirin gearbeitet, sagte Schott. Seit 2011 stehen mit Telaprevir und Boceprevir für die Behandlung von Genotyp-1-Infektionen zwei Protease-Hemmer zur Verfügung. Mit ihnen lässt sich, kombiniert mit Ribavirin und Interferon-α, eine vollständige Heilung der Patienten erzielen. Kontraindiziert ist die Therapie allerdings bei Kinderwunsch sowie bei psychischen, neurologischen oder autoimmunen Erkrankungen.

 

Schott rät dazu, eine Therapie möglichst schnell zu beginnen. Je kürzer nach der Infektion die Behandlung beginnt, desto größer seien die Heilungschancen. Dabei ist die Therapie umso aussichtsreicher, je weniger Fibrose besteht. Grundsätzlich seien die Heilungschancen mit diesen Medikamenten sehr unterschiedlich. Die beste Prognose haben Männer unter 40 Jahren und Frauen jedes Alters.

 

Die Therapieregime sind hochkomplex und müssen exakt eingehalten werden. Die Tripletherapie mit Telaprevir oder Boceprevir dauert 24 bis 48 Wochen. Entscheidend für die Dauer ist die Geschwindigkeit, mit der der Körper auf die Therapie anspricht. Geht dies schnell, ist die Behandlung kürzer. Als wichtige Nebenwirkungen nannte Schott Anämien, Hautausschläge (Telaprevir) und Geschmacksstörungen (Boceprevir). Zudem werden beide Substanzen über CYP3A4 abgebaut, weshalb es zahlreiche Interaktionen gibt.

 

Die beiden Präparate sind noch ziemlich neu, doch dürften sie ihre beste Zeit schon bald hinter sich haben. Die nächste Generation der Protease-Hemmer steht bereits vor der Zulassung. Sie werden ebenfalls mit Ribavirin und Inter­feron kombiniert. Sie sollen bei verschiedenen Genotypen wirken, weniger Nebenwirkungen haben und innerhalb von zwölf Wochen die Erkrankung heilen. Die Medikamente der darauf folgenden Generation würden dann auch ohne Interferon auskommen, so Schott.

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