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Feinstaub

Je feiner, desto gefährlicher

04.06.2013  17:32 Uhr

Die von Feinstaub ausgehenden gesundheitlichen Gefahren werden von Experten unterschiedlich bewertet. Für Privatdozent Dr. Rudolf Jörres vom Institut für Umwelt- und Arbeitsmedizin an der Universität München steht fest: »Unzählige Studien zu Feinstaub haben eine klare Beziehung zu diversen klinisch relevanten Größen gezeigt, vor allem der Mortalität.« Das gelte für kurz- und langfristige Expositionen gleichermaßen.

Für Nicht-Experten überraschend ist, dass Feinstaub zwar über Nase, Luftröhre und Lunge in den Körper gelangt, sich die klinischen Effekte aber weniger in den Atemwegen als im Herz-Kreislauf-System zeigen. Dort initiieren Feinstaub-Partikel entzündliche Prozesse, die die Bildung atherosklerotischer Plaques begünstigen. »Untersuchungen haben gezeigt, dass eine langfristige Feinstaubbelastung den Arteriendurchmesser reduzieren kann und die Gefahr von Beinvenenthrombosen erhöht«, sagte Jörres. Belastet würden auch die Leber und das Herz. Der Herzschlag verliere an Variabilität.

 

Im Gegensatz zu anderen Noxen sind beim Feinstaub nicht die großen Partikel am gefährlichsten, sondern die kleinen. Während Teilchen mit einem Durchmesser von 10 µm und mehr beim Einatmen in Nase oder Rachen hängenbleiben, gelangen Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 100 nm über die Luftröhre in die Bronchien, von dort in die Alveolen und dann über das Gefäßsystem in den gesamten Körper. Neben Entzündungsprozessen begünstigen sie vermutlich auch Allergien.

Es gibt aber auch eine Reihe anderer beobachteter Effekte. So soll Feinstaub nach einer von Jörres zitierten Studie das Geburtsgewicht von Babys negativ beeinflussen. Die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit einem Geburtsgewicht von unter 3000 g auf die Welt zu bringen, steige in mit Feinstaub stärker belasteten Regionen signifikant an. In einer schwedischen Studie konnte zudem gezeigt werden, dass Dieselabgase zumindest bei kardiovaskulär vorbelasteten Menschen ischämische Reaktionen auslösen. In einer anderen Untersuchung mussten sich Menschen aus einer gering mit Feinstaub belasteten ländlichen Region für einige Zeit in einer Großstadt aufhalten. In der Folge sei bei den Testpersonen ein Rückgang der Insulinsensibilität gemessen worden.

 

Staub aus dem Drucker

 

Auch Laserdrucker können ein Gefahrenpotenzial bergen. Sie emittieren sehr kleine und damit auch potenziell sehr schädliche Partikel, die allerdings keine Tonerbestandteile sind. Laut Jörres ist dies bei etwa jedem zehnten Drucker der Fall und somit eher die Ausnahme. Bei emittierenden Druckern habe man klare klinische Effekte feststellen können, so Jörres. Bei den anderen 90 Prozent sei dies nicht der Fall.

 

Jörres räumte ein, dass die Interpretation der Ergebnisse von Untersuchungen zu Feinstaub wegen der parallel auftretenden Effekte anderer Umweltnoxen oft schwierig sei. Insgesamt sei die Datenlage angesichts einer Vielzahl von Untersuchungen an Menschen und Tieren aber so gut, dass bei diesem Thema »Zweifel zweifelhaft sind«. In der Summe zeigten die Untersuchungen signifikant, dass Feinstaub klinische Effekte auslöst.

 

Die seit einigen Jahren geführte Diskussion über Feinstaub verliert laut Jörres dennoch derzeit ein wenig an Intensität. In den Fokus des öffentlichen Interesses sind stattdessen Nanopartikel gerückt. Eine Aussage zu deren Gefahrenpotenzial lasse sich derzeit aber kaum treffen, so der Wissenschaftler. Im Gegensatz zum Feinstaub gebe es verschiedene Aufnahmewege, wobei der über die Nahrung wahrscheinlich der wichtigste sei. Vermutlich hätten Nanopartikel im Gegensatz zu Feinstaub weniger eine toxische Wirkung als einen Einfluss auf die Genregulation. Eine Risikoabschätzung für Nanopartikel sei deshalb schwieriger als für Feinstaub. Zudem würden die Ergebnisse von wahrscheinlich stärkeren Umwelteffekten überlagert.

 

Besser ist die Datenlage bei einer anderen potenziellen Umweltnoxe: Für Ozon seien Reizsymptome bis hin zu einer Einschränkung der Lungenfunktion gut belegt. Allerdings seien die in der Regel sehr schwach und daher oftmals nicht klinisch relevant. Zudem seien davon nur manche Menschen betroffen, andere reagierten gar nicht auf Ozon. Für einen Zusammenhang mit der Mortalität gebe es keine ausreichenden Belege.

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