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DEGS-Studie

Je ärmer, desto kränker

04.06.2013  16:54 Uhr

Von Ulrike Viegener / Wer in prekären sozioökonomischen Verhältnissen lebt, trägt ein deutlich höheres Risiko für chronische Krankheiten und Beschwerden als Menschen mit höherem Status. Das hat die vom Robert-Koch-Institut durchgeführte »Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland« (DEGS) klar gezeigt.

Das Thema macht derzeit Schlagzeilen. »Armut macht krank« – unter diesem Motto steht eine aktuelle Kampagne des Deutschen Caritasverbandes. Der Deutsche Ärztetag hatte das Thema gerade groß auf seiner Agenda. Pünktlich dazu wurde jetzt eine große Erhebung des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland veröffentlicht, die valide Daten zum Gesundheitszustand in Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status liefert.

Sozioökonomischer Status – was ist das genau? Diese mehrdimensionale Größe spiegelt die individuelle Position eines Menschen in der sozialen Hierarchie wider und wird durch den sogenannten SES-Index erfasst. Dabei werden schulische und berufliche Bildung, berufliche Stellung sowie das Netto-Einkommen berücksichtigt. In Diskussionen wird ein niedriger sozioökonomischer Status oft verkürzt mit Armut gleichgesetzt, da die finanzielle Situation in der Regel auch die anderen Kernparameter des SES-Index determiniert.

 

Verglichen werden in der DEGS drei Statusgruppen, wobei die mittlere 60 Prozent der Bevölkerung umfasst, während dem oberen und unteren sozioökonomischen Status jeweils 20 Prozent der Bevölkerung zuzurechnen sind. Der Gesundheitszustand wird hier exemplarisch an fünf Punkten aufgezeigt: Selbsteinschätzung der eigenen Gesundheit sowie Prävalenzen von Diabetes, Adipositas, Bewegungsmangel und depressiver Verstimmung. Die Prävalenzermittlung stützt sich einerseits auf die Befragung der Probanden und andererseits auf objektive Untersuchungen. Insgesamt nahmen an der DEGS 8152 Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren teil.

 

Die erste Erhebungswelle der DEGS aus den Jahren 2008 bis 2011 deckt in allen Punkten eine klare Abhängigkeit der Gesundheit deutscher Erwachsener vom sozioökonomischen Status auf. Geringer Status bedeutet höheres Krankheitsrisiko. Das betrifft – entgegen der landläufigen Auffassung – nicht in erster Linie nur Männer, sondern Frauen genauso. Frauen mit niedrigem SES schätzen zu 43,5 Prozent ihren allgemeinen Gesundheitszustand als mittelmäßig bis sehr schlecht ein. In der mittleren und oberen Statusgruppe tun das dagegen nur 26,2 und 11,8 Prozent der Frauen. Bei Männern betragen die Vergleichswerte, 36,7 versus 22,3 und 14,2 Prozent.

 

Mehr Adipositas, mehr Diabetes

 

Diabetes kommt bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status häufiger vor. Das war sowohl bei Männern als auch bei Frauen sowie in allen Altersgruppen der Fall, das Signifikanzniveau wurde allerdings nur bei Frauen ab 65 Jahren erreicht. Die Prävalenzen der Risikofaktoren zeigen eine noch deutlichere Abhängigkeit vom SES.

 

So sind Frauen mit niedrigem SES zu 36,2 Prozent adipös, Frauen mit mittlerem und hohem Status dagegen nur zu 23,7 und 10,5 Prozent. Bei den Männern sind es 28,8 gegenüber 24,2 und 15,5 Prozent. Unterm Strich ist das Adipositasrisiko bei niedrigem SES bis um den Faktor 4 im Vergleicht zur oberen Statusgruppe erhöht. Und auch Bewegungsmangel ist bei niedrigem SES deutlich häufiger. Die Vergleichswerte für sportliche Inaktivität bei Frauen: 48,9 versus 34,0 und 18,9 Prozent.

 

Die Schere geht auf

 

Die aktuellen Ergebnisse sprechen laut den Autoren dafür, dass sich die Unterschiede im Gesundheitszustand der Bevölkerung je nach sozioökonomischem Status in den letzten Jahren noch verschärft haben. Dass bei niedrigem SES nicht nur die Morbidität, sondern auch die Mortalität erhöht ist, haben bereits frühere Studien gezeigt. Die Lebenserwartung ist danach um fünf bis zehn Jahre reduziert.

 

Es herrscht Konsens darüber, dass sich an dieser gesundheitlichen Ungleichheit etwas ändern muss. Die Frage ist nur: Wie lässt sich das erreichen? Primärprävention und Gesundheitsförderung sind eine Schiene, wobei entsprechende Maßnahmen aber gerade in den sozioökonomisch schwachen Bevölkerungsschichten erfahrungsgemäß schlecht greifen. Die Autoren der DEGS kommen deshalb zu dem Schluss: »Eine nachhaltige Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit wird voraussichtlich nur über eine effektive Bekämpfung der Armut und Stärkung der sozialen Integration möglich sein.« /

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