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Arzneimittelprobleme

»Gelebter Verbraucherschutz«

06.06.2006  14:35 Uhr

Arzneimittelprobleme

<typohead type="3">»Gelebter Verbraucherschutz«

von Conny Becker, Berlin

 

Täglich sehen sich Apotheker einem breiten Spektrum von arzneimittelbezogenen Problemen gegenüber. Um der Öffentlichkeit einen Eindruck davon zu geben, lief vergangenes Jahr eine Aktionswoche in Apotheken, deren Ergebnisse jetzt der Presse vorgestellt wurden.

 

»Arzneimittelbezogene Probleme sind Ereignisse oder Umstände bei der Arzneimitteltherapie, die tatsächlich oder potenziell das Erreichen angestrebter Therapieziele verhindern«, erklärte Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, auf einer Pressekonferenz der ABDA in Berlin. Darunter fällt eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Probleme, die von Wechselwirkungen und falschen Dosierungen über Kontraindikationen auf Grund von Arzneimittelallergien oder Schwangerschaft bis zu Lieferschwierigkeiten des Medikaments reichen. Um genaue Daten darüber zu gewinnen, wie häufig derartige Probleme im Apothekenalltag vorkommen, initiierten die Landesapothekerkammern vergangenes Jahr gemeinsam mit dem ZAPP der ABDA eine Aktionswoche. Zwischen Februar und Mai 2005 dokumentierten bundesweit 1146 Apotheken arzneimittelbezogene Probleme, mit denen sie innerhalb einer Woche konfrontiert waren.

 

Insgesamt berichteten die teilnehmenden Apotheken von mehr als 10.000 arzneimittelbezogenen Problemen (ABP). Das entspricht rund neun ABP pro Apotheke pro Woche, die vornehmlich im Patientengespräch, aber auch mit Hilfe der Patientendatei, des Interaktions- beziehungsweise CAVE-Moduls der ABDA-Datenbank oder des Medikationsprofils ermittelt wurden. »Bei einem von hundert Kunden trat ein arzneimittelbezogenes Problem auf«, sagte Linz. Durchschnittlich besuchten in der Aktionswoche rund 900 Kunden die Apotheke, welche 500 Rezepte bearbeitete und 1600 Arzneimittel abgab.

 

»Der Großteil der arzneimittelbezogenen Probleme bezog sich auf verordnete Arzneimittel«, informierte die BAK-Präsidentin. So verursachten zu 91 Prozent verordnete Medikamente und nur zu 9 Prozent die Selbstmedikation ein Problem, das es in der Apotheke zu lösen galt. Dies gelang bei 82 Prozent vollständig, bei 11 Prozent teilweise. In mehr als 60 Prozent der Fälle war dazu eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt notwendig.

 

Bewährtes Vier-Augen-Prinzip

 

Den ersten Platz in der »Top 10« der arzneimittelbezogenen Probleme nahmen in der Aktionswoche die Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten ein. Nahezu gleich häufig schaffte ein unvollständig, seltener unleserlich ausgefülltes Rezept Probleme, da etwa die Darreichungsform oder -stärke fehlte. Jeder 15. Patient kannte zudem seine Dosierung nicht und bei fast jedem 20. stellten die Apotheken mangelndes Wissen zur korrekten Einnahme fest. In 3 Prozent der Fälle war das falsche Arzneimittel verordnet worden. »Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass der Apotheker als Filter dient. Das Vier-Augen-Prinzip Arzt und Apotheker hat sich bewährt«, so Linz.

 

Insgesamt ließen sich 72 Kategorien arzneimittelbezogener Probleme unterscheiden, sagte Professor Dr. Martin Schulz vom ZAPP der ABDA. Mehr als die Hälfte aller dokumentierten Probleme ergaben sich aus der Verordnung, gut ein Viertel lag beim Patienten begründet. So müssten etwa bei cortisonhaltigen Medikamenten oder Antibiotika mögliche Ängste ausgeräumt werden, sagte Linz. Denn: »Das beste Arzneimittel wirkt nicht, wenn es nicht oder falsch eingenommen wird.« In der Selbstmedikation müsse man zudem stets die Eigendiagnose hinterfragen; häufig stelle sich der Selbstmedikationswunsch als ungeeignet heraus.

 

Apotheker müssen der Untersuchung zufolge eine Vielzahl arzneimittelbezogener Probleme lösen. Auf Deutschland hochgerechnet wären dies 28.000 erkannte und überwiegend gelöste ABPs täglich. Die somit verbesserte Arzneimittelanwendung und erhöhte Arzneimittelsicherheit fasste Linz als »gelebten Verbraucherschutz in Apotheken« zusammen. Die optimale Ausgangslage, um arzneimittelbezogene Probleme aufzuspüren, bildet der BAK-Präsidentin zufolge das Hausapothekenmodell. Denn wer ein Medikationsprofil zur Hand hat, kann häufiger Interaktionen oder Doppelverordnungen erkennen. So ließen sich Überdosierungen vermeiden sowie direkte und indirekte Kosten einsparen.

 

Lesen Sie dazu auch "Studie bestätigt die Rolle des Apothekers".

 

Die vollständige Publikation der Ergebnisse erscheint als Titelbeitrag in der PZ 25/06.

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