Apo-Bank sieht Chancen im Markt |
02.06.2006 11:04 Uhr |
<typohead type="3">Apo-Bank sieht Chancen im Markt
von Thomas Bellartz, Düsseldorf
Egal, wie Deutschland abschneidet bei dieser WM - die Vertreter der Deutschen Apotheker- und Ärztebank eG können sich auf ein gutes Ergebnis des Jahres 2005 freuen. Vorstandssprecher Günter Preuß erläuterte der PZ im Gespräch die Gründe für den Erfolg und die Aussichten im Wachstumsmarkt Gesundheit.
PZ: Wie ist die Lage bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank?
Preuß: Wir können feststellen, dass wir in 2005 wieder ein hervorragendes Ergebnis geschafft haben und sehr zufrieden damit sind. Das mag angesichts unseres Jahresabschlusses zurückhaltend sein; aber wir wissen, wie wechselhaft das Geschäft ist und dass wir auch bei Erfolgen nicht übertreiben dürfen.
PZ: Sie haben neue Rekordzahlen vorgelegt. Da besteht kein Grund für Understatement.
Preuß: Wir sind natürlich hochzufrieden. Bei einem Teilbetriebsergebnis von 259,1 Millionen Euro vor dem Hintergrund der Marktbedingungen versteht sich das von selbst. Wobei ich bewusst deutlich mache, dass dieses Ergebnis vor der Risikovorsorge steht und sich das operative Geschäft widerspiegelt. Und da haben wir sehr gut abgeschnitten - mit einem Wertzuwachs von 10, 7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2004. Da können wir am Markt exzellent bestehen.
PZ: Sie sind auf einem ohnehin hohen Niveau gewachsen. Das nährt das Anspruchsverhalten Ihrer Vertreterversammlung und auch der Genossen. Können Sie dem auch in Zukunft mit guten Zahlen gerecht werden?
Preuß: Da bin ich sehr optimistisch. Sie wissen, dass wir seit Jahrzehnten eine gleichbleibend hohe Ausschüttung von 6 Prozent haben. Und gerade in Zeiten, in denen der Kapitalmarkt kaum Zinserträge beschert, ist das etwas Besonderes; das ist eine attraktive Rendite. Aber kein Zweifel: Es bedarf enormer Anstrengungen, diese hohe Niveau auch zukünftig zu halten.
PZ: Manche Kennzahlen Ihrer Gewinn- und-Verlust-Rechnung sind bemerkenswert, so der Zinsüberschuss, der erneut kräftig angestiegen ist. Woran liegt das?
Preuß: Der Zinsüberschuss ist tatsächlich für uns sehr wichtig; weil die Bank vor allem eine kreditgebende Bank ist und auch in der Vergangenheit war. Um rund 300 Millionen Euro hat sich unser Darlehens-Neugeschäft nun auf rund 3,4 Milliarden Euro ausgeweitet; ein Darlehensgeschäft mit Apothekern, Ärzten und Zahnärzten. Vor rund 10 Jahren verbuchten wir ähnliche Zahlen - allerdings in D-Mark.
PZ: Was lässt sich aus diesen Zahlen ableiten?
Preuß: Der Markt im Gesundheitswesen gestaltet sich für uns sehr positiv. Denn die Entwicklung bei Ärzten und Apothekern hat in den vergangenen Jahren viele Banken dazu veranlasst, die so genannte Branchenampel auf Rot zu stellen. Wenn es um die Heilberufe geht, dann wagen sich Bankhäuser, die oft nur geringe Insiderkenntnisse haben, kaum mehr an Existenzgründungen heran. Es sei denn, einer bringt viele Sicherheiten mit, hat vermögende Eltern et cetera. Aber derjenige, der nichts in der Tasche hat, der wird heute kaum mehr finanziert. Wir machen das bis zum heutigen Tag, wenn es sein muss auch ohne Sicherheiten. Wenn wir von der Finanzierung überzeugt sind, dann engagieren wir uns auch.
PZ: Es ist nicht davon auszugehen, dass Sie weniger risikobewusst sind, als andere Banker.
Preuß: Natürlich achten wir auf unsere Risiken. Aber unser Vorteil ist, dass wir wissen, wovon wir reden. Unsere Branchenkenntnisse pflegen wir auf allen Ebenen - lokal, regional, landes- wie bundesweit, das ermöglicht uns, bei der Existenzgründung ganz genau hinzuschauen. Das zeichnet uns aus und hebt uns von Mitbewerbern ab. Im Übrigen erklärt dies auch unseren immer noch steigenden Marktanteil bei den Gründungen: Rund 60 Prozent der Neugründungen laufen über uns, also mehr als jeder zweite Gründer wird von der Apo-Bank betreut.
PZ: Und bei den Bestandskunden?
Preuß: Wir haben unseren Marktanteil in allen Berufsgruppen weiter ausbauen können, so dass wir auch insgesamt bei nahezu 60 Prozent Marktanteil liegen. Als Finanzierer sind wir bei den Heilberufen unbestritten. Wir begleiten den Kunden und greifen auch frühzeitig zur Prophylaxe, wenn es mal nicht so läuft oder sich Schwierigkeiten andeuten. Wir reagieren sofort, fragen nach den Gründen für Veränderungen; andere sind in dieser Beziehung nicht so schnell. Zurück zur GuV. Beim Zinsüberschuss haben wir ein gutes Ergebnis erwirtschaftet, darauf sind wir stolz. Auch bei der Kreditabwicklung haben wir hervorragend abgeschnitten. Wir haben weniger Mitarbeiter, bei mehr Geschäft und kürzeren Bearbeitungszeiten. Das sind die Kosteneinsparungen, die sich niederschlagen. Wenn wir beim Teilergebnis vor Risikovorsorge um 10,7 Prozent zulegen, beim Volumen aber nur 8, 4 Prozent, dann hat das mit den günstigen Kosten zu tun. Bei der Aufwandsrentabilität haben wir uns also sehr gut entwickelt. Das belegt unsere Produktivität.
PZ: Die Gesundheitspolitik durchkreuzt allerdings die besten Businesspläne. Wie gehen Sie damit um?
Preuß: Natürlich beeinflussen die politischen Entscheidungsprozesse auch die der Bank. Wir müssen die Entscheidungen der Politik vorwegnehmen und antizyklisch reagieren. Es geht darum, möglichst frühzeitig die politischen Prozesse zu antizipieren und unsere Kunden auf Veränderungen offensiv vorzubereiten. Wenn wir kreditieren, dann wollen wir auch wissen, wie es dem Kreditnehmer in fünf Jahren geht. Im Gegensatz zu anderen Banken können wir das ganz gut.
Allerdings stehen wir zum Beispiel bei der Vermögensberatung und auch bei anderen Finanzgeschäften mitten im Wettbewerb mit anderen Anbietern. Eine Zeit lang haben sich andere Banken nicht für den Privatkunden interessiert. Jetzt springen sie alle wieder hinterher. Einige machen wieder auf Volumen. Da passiert es, dass wir bei Angeboten nicht mitgehen können, zum Beispiel, die unter unserem Einstandspreis liegen. Wir verfolgen weiterhin eine konsequente Geschäftspolitik auf der Basis einer guten Beratung und einer vernünftigen Leistung. Das geht eben nicht für »umsonst«. Da ziehen wir bei Baufinanzierungen gegenüber Konkurrenten auch schon einmal den Kürzeren.
PZ: Immer mehr Kunden und Mitglieder zählt die Apo-Bank. Ist die Breite ein Erfolgsgeheimnis?
Preuß: Die hohe Granularität unseres Portfolios ist ein Segen. Auch bei der Risikovorsorge liegen wir absolut gesehen sehr gut - trotz zunehmenden Geschäfts. Natürlich beneidet man uns überall um unsere geringe Riskovorsorge. Aber wir machen unsere Einzelwertberichtigungen auch wie ein gut vorsorgender Kaufmann und legen einiges zurück. Das bedeutet nicht, dass wir Geld verloren haben. Wir haben eine lebenslange Beziehung gegründet. Wenn wir den Kunden heute enttäuschen, verbauen wir uns das Geschäft von morgen. So haben wir in der Vermögensanlage eine offene Architektur, der Berater wählt also das Beste aus; die Bestperformer sind uns gerade gut genug für unsere Kunden. Wir denken da nicht nur an unsere eigenen Produkte; auch wenn die ganz gut aufgestellt sind. Das macht uns freier und der Kunde ist auf Dauer zufriedener.
PZ: Trotzdem bleibt ein gesundheits- wie wirtschaftspolitisches Restrisiko, beispielsweise bei der Frage nach der Zukunft des freien Heilberufs.
Preuß: Sie werden verstehen, dass wir als Bank, die vom Wohl der freien Heilberufe abhängt, eine Verfechterin der Freiberuflichkeit sind. Aber auch ich persönlich bin der Meinung, dass es unserer Wirtschaft gut tut, wenn mehr Menschen Verantwortung übernehmen und sich in der Wirtschaft einbringen. Täten dies mehr, hätte der Staat weniger Probleme. Denn Freiberufler können sich nicht auf den Segnungen des Sozialstaates ausruhen und die Hände in den Schoß legen. Punktum: Wir halten die Freiberuflichkeit ganz hoch, weil sie auch für unser Haus existenziell ist. Deshalb sehen wir mit großer Sorge beispielsweise das Problem der Bildung von Ketten, auch wenn wir das jetzt noch nicht haben. Bei einer Umfrage haben zahlreiche Apotheker kund getan, dass sie im Falle einer Zulassung von Apothekenketten verkaufen würden. Das ist erschreckend. Deshalb ist es sinnvoll, wenn sich Apotheken in Kooperationen und Verbünden zusammentun und sich, da wo es geht, gemeinsam aufstellen - und trotzdem weiterhin als freie Heilberufler den Markt gestalten.
PZ: Im Markt kann man nur gestalten, wenn es Chancen gibt und weniger Regulierung. Wie sehen Sie die jüngsten Entwicklungen?
Preuß: Ich bin nach wie vor sehr optimistisch, weil die Marktentwicklung auch immer Chancen bietet, auch gesundheitspolitisch. Natürlich sind die Veränderungen nicht immer negativ, sondern bergen auch Chancen. Daran müssen wir alle denken. Wir haben ja auch im Apothekenmarkt zum Beispiel nach dem Einbruch von 1992 gesehen, dass wir, trotz immer wiederkehrender Dellen, ein kontinuierliches Wachstum erleben.
PZ: Was sind die Indikatoren dieses Wachstums?
Preuß: Der Markt wächst weiter und dafür ist nicht zuletzt die Morbidität verantwortlich. Es gibt hoch wirksame Medikamente, es gibt eine hervorragende Medizintechnik, und die Leute wollen alle alt werden. Dafür sind die Menschen sogar bereit, eine Menge Geld auszugeben. Zurzeit signalisieren Politik und Krankenkassen aber, das dem Einzelnen immer noch Leistungen zustehen - obwohl die Rationierung unausgesprochen längst voranschreitet. Der Patient wird im Falle des Falles darauf bestehen, dass ihm das Beste verschrieben wird, auch wenn er selber dafür oder für die Differenz aufkommen muss. Darin liegen die Marktchancen begründet.
PZ: Marktwachstum und ethisches Handeln, wie soll das zusammenpassen?
Preuß: Wenn ich den Heilberuf verantwortlich ausführe, dann muss ich für den Patienten das Beste wählen. Dann muss ich dem Patienten Alternativen aufzeigen. Er soll entscheiden, ob er das will, was die Kasse für ihn bezahlt und vorsieht, was möglicherweise aber nicht der letzte Stand der Wissenschaft ist. Der Arzt und der Apotheker sollen vergütet werden für eine gute Beratung, für eine optimale Leistung für den Patienten. Das tut allen Beteiligten gut. Es geht nicht darum, dass es einige schwarze Schafe gibt, die sich bereichern wollen; die gibt es in jeder Branche, auch bei den Bankern. Wichtig ist, dass sich die allermeisten ordentlich um den Patienten kümmern und das Beste für ihn wollen. Trotzdem ist auch die Wirtschaftlichkeit wichtig. Man kann nicht nur Ethik im Blick haben und die Ökonomie bleibt auf der Strecke. Auch da gilt: leben und leben lassen.
PZ: Nicht jeder Patient kann sich eine solche Programmatik leisten.
Preuß: Es gibt Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, die muss man steuerfinanziert unterstützen. Aber all die Pseudo-Armen, die von den Kassen und vom Staat unterstützt werden wollen, die müssen zur Kasse gebeten und in die Verantwortung genommen werden. Wir werden hoffentlich dazu kommen, dass der Patient Wahltarife hat, mit einem festgelegten Basisbeitrag und weiteren Optionen. Da muss er sich entscheiden, ob er ein weiteres Mal in Urlaub fährt oder beispielsweise auch etwas für seine Gesundheit, seine Vorsorge tun will.
PZ: Sie bleiben dabei, dass es immer noch Chancen gibt?
Preuß: Ohne jeden Zweifel: Der Gesundheitsmarkt wird weiterhin stark wachsen. Das pfeifen die Spatzen buchstäblich von den Dächern. Aber unter der GKV-Knute müssen Ärzte und Apotheker leiden. Die Leistungserbringer werden vom Gesetzgeber zu manchen unsinnigen Dingen gezwungen; zum Beispiel immer weniger echte Versorgung anbieten zu dürfen, immer länger zu arbeiten, ob in der Klinik oder als Landarzt; in der Bürokratie zu ersticken. So kann es tatsächlich nicht weitergehen. Und doch zeigt dies auch den Weg für die Zukunft. Denn es wird zu einer Ausweitung bei der Privatliquidierung kommen. Man muss bei den Klagen genau hinhören. Faktisch gibt es heute schon eine Quersubventionierung von der PKV für die GKV.
PZ: Die Politik tut sich trotzdem schwer.
Preuß: Das stimmt, aber ich bin zuversichtlich, weil ich glaube, das die Politik handeln wird, weil sie handeln muss. Wir können nicht mehr Beiträge lohnbezogen erheben; das kann auf Dauer nicht funktionieren. Man muss auf das Gesamteinkommen abstellen und die Politik muss endlich Grundleistungen definieren. Beispielhaft ist die Diskussion um die Rentenversicherung. Da regt sich keiner mehr auf. Jeder weiß, dass man ohne zusätzliche private Absicherung nicht mehr weit kommt. Zu dieser Erkenntnis müssen wir im Gesundheitswesen noch kommen. Aber die Chance, so hat es zumindest den Anschein, wird im Moment wieder einmal vertan.
PZ: Die Apo-Bank hat ihre Umstrukturierung hinter sich und den Vertrieb angekurbelt. Wie ist die Umstrukturierung gelaufen?
Preuß: Sehr gut. Wir haben unsere internen Prozesse entschlackt, Aufgaben aus unseren Filialen herausgenommen und zentralisiert. Da machen wir beispielsweise in Stapelverarbeitung einiges viel kostengünstiger als früher.
Wir haben aber keine Jobs abgebaut, sondern haben Aufgaben verlagert. Nun widmen sich die Berater wieder verstärkt dem Kunden und damit der Beratung und dem Vertrieb unserer Produkte. Andere Mitarbeiter der Filialen unterstützen den Vertrieb gezielt. Ein Viertel unserer Vertriebskapazitäten sind Assistenten und ein weiteres Viertel Berater. Jahrelang konnten sich die Berater nur ums Neugeschäft kümmern. Der Kunde, der sich nicht rührte, wurde auch nicht angesprochen. Heute machen wir mehr und aktiver Vorschläge. Da belegen die Zahlen, dass wir da über Jahre hinaus Zuwächse verbuchen können und damit auch Marktanteile generieren.
PZ: Ein wachsender Markt ist gut und schön. Aber wie sieht es bei den Insolvenzen aus?
Preuß: Keine Frage, es gibt mehr Insolvenzen als früher, die nehmen zu. Aber das sind immer noch Einzelschicksale, die in der Gesamtzahl nicht erschreckend sind. Die Zuwachsraten allerdings sind dagegen dramatisch. Und wir als Bank werden aufpassen, dass wir nicht genau diejenigen, die das Schicksal ereilt, in den Büchern haben.
PZ: Wen trifft es und warum?
Preuß: Meistens liegt es daran, dass es Ewig Gestrige sind, die sich nicht umstellen wollen, nicht die Zeichen der Zeit erkennen und auch solche, die ihr privates Verhalten nicht ändern. Das erleben wir jetzt auch mit dem AVWG, dass die Apotheker zunächst einiges kosten wird. Darauf muss man reagieren. Wer zu spät oder gar nicht reagiert, darf sich dann später nicht wundern.
PZ: Zum Abschluss: Die Apo-Bank war zuletzt, wenn überhaupt, dann wegen der Finanzmisere der BKK für Heilberufe in den Schlagzeilen. Nun hat das Landgericht Düsseldorf Ihnen Recht gegeben.
Preuß: Wir haben von Anfang eine sehr klare und eindeutige Rechtsauffassung gehabt, die jetzt mit dem Urteil vom 2. Mai bestätigt wurde. Wichtig ist für uns die Urteilsbegründung. Alle unsere Argumente wurden aufgegriffen. Wir hätten ja laut BKK den Kredit gar nicht geben dürfen. Das wurde als Kreditaufnahmeverbot ausgelegt, auch wenn es das gar nicht gibt. Problematisch war für die BKK wie für alle anderen Krankenkassen, dass Beitragssätze politische Preise sind. Frau Schmidt hatte den Kassen die Beitragssatzerhöhung verwehrt, obwohl der Politik die defizitäre Lage der Kassen bewusst war. Das Gericht hat erkannt, dass nicht die Apo-Bank oder andere Kreditinstitute für die Fehler von Kassen und Politik einstehen müssen.