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Demografischer Wandel

»Wir haben als Generation versagt«

14.05.2014  12:01 Uhr

Die extremen finanziellen Belastungen durch den demografischen Wandel dürfen nicht auf die heutige junge Generation unter 30 abgewälzt werden. Das steht für den Demografen Bernd Raffelhüschen fest. Stattdessen sollte jeder die Pflegegekosten im ersten Jahr selbst übernehmen und auch die Beschäftigungsdauer sollte nicht mit 63 Jahren enden.

»Ich hoffe, Sie sind alle gut ausgeschlafen, denn das müssen Sie jetzt für dieses Thema auch sein«, sagte Professor Raffelhüschen, Direktor des Instituts für Finanzwissenschaft und des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg. Mit Witz und pointierten Aussagen zog er sein Publikum in Berlin in den Bann.

Beispiel: Er sei früher in Nordfriesland noch da zur Welt gekommen, wo er auch gemacht wurde. Deshalb sei es nicht zu hohen Kreissaalkosten gekommen. »Die Kosten im ersten Lebensjahr sind hoch, danach geht es so und mit 45 bis 50 beginnt der exponentielle Zerfallsprozess«, sagte Raffelhüschen.

 

Keine Standardlösung

 

Als Volkswirt und Wissenschaftler kennt er die Zahlen und weiß somit auch, dass sein Forschungsschwerpunkt, der demografische Wandel, nicht spaßig ist. Schließlich sieht sich die Menschheit mit dem Problem von geringen Geburtenraten konfrontiert, bei gleichzeitig immer älteren Menschen, die früher oder später zu Pflegefällen werden. Die Tatsache, dass ganz viele ganz lange von ganz wenigen finanziert werden müssen, sei nicht schön, sagte Raffelhüschen. Doch für das Problem des demografischen Wandels gebe es keine Standardlösung, weil es an Vergleichsmaterial fehle. Wie sich die Situation beispielsweise bis 2064 tatsächlich entwickelt, das wisse niemand, schließlich gebe es das Fach Zukunftsforschung nicht in der Wissenschaft, so Raffelhüschen.

 

Der Verantwortung nachkommen

 

Nach Angaben des 56-Jährigen ist es wichtig, das Problem nicht auf die jungen Menschen von heute abzuschieben. »Wir als Generation haben versagt. Sie alle, die hier sitzen, sind das Problem«, mahnte er die Zuhörer. Die Babyboomer-Generation der heute 50-Jährigen soll nach Meinung des Wissenschaftlers ihrer Verantwortung nachkommen und mehr zahlen. So schlägt er vor, dass jeder das erste Jahr Pflege aus der eigenen Tasche finanziert und erst wenn die Belastungen und Risiken zu hoch werden, die Gemeinschaft einspringe. Zudem solle das Renteneinstiegsalter höher angesetzt werden. Auch für eine Verschärfung der Praxisgebühr sprach sich der Demograf aus. »Es muss Schluss sein, mit den Leistungsgeschenken.«

Von Caroline Wendt, Saarbrücken / Beipackzettel sind oft eng beschrieben und voller Fachausdrücke. Dabei sollen sie doch der Patienteninformation dienen. Neue Studien zum Thema zeigen, dass bessere Lesbarkeit große Wirkung zeigt.

Die Pflegesituation wird sich Raffelhüschen zufolge extrem verändern und verteuern. »Dass Deutschland altert, ist ein Phänomen, das ich von hier aus sehen kann«, scherzte der Professor mit Blick auf seine Zuhörer. Insbesondere bei Frauen steige die Lebenserwartung oftmals auf 90 Plus, weshalb es hier schon beinahe eine Pflegegarantie gebe. Heute würden bis zu 70 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause von der Frau oder der Tochter gepflegt. Das sei natürlich kostengünstig für das System, »aber glauben Sie, dass Ihre Frau oder sogar Ihre Ex Sie pflegen wird?«, fragte er in die Runde. In Zukunft würden viel mehr Menschen stationär gepflegt werden müssen, da sich die Lebensumstände änderten. Dadurch sei mit einer Kostenexplosion im Pflegebereich zu rechnen. Die steigende Zahl der Demenzkranken sei eine zusätzliche Belastung in der stationären Pflege, so der Experte.

 

Direkt ans Publikum gerichtet, sagte Raffelhüschen: »Wie wollen Sie Ihren Kindern erklären, dass diese durchschnittlich später um die 8 Prozent Pflegebeitrag zahlen müssen, während Sie nur 1,7 bis 2 Prozent eingezahlt haben?« Es gelte, unmittelbar Verantwortung zu übernehmen.  /

»Obwohl die Problematik bekannt ist, gibt es bisher kaum wissenschaftliche Studien«, kritisierte Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes, bei einem Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG). Der Dozent nahm dies zum Anlass, seine Studenten auf das Thema anzusetzen. Auf der Tagung stellte Lehr nun die Ergebnisse dreier Studien vor.

 

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