Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Eröffnung

Mehr Honorar schon 2015

Datum 14.05.2014  12:01 Uhr

Die wirtschaftliche Lage der deutschen Apotheken hat sich 2013 leicht stabilisiert. Für den Chef des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker, ist dennoch klar: Bereits im kommenden Jahr muss es eine weitere Honoraranpassung geben.

Mit Blick auf die Vergütung hätten die Apotheker »weiterhin Nachholbedarf«, sagte Becker bei der Eröffnung des DAV-Wirtschaftsforums in Berlin. 2013 war das Fixhonorar, das Apotheker für jede abgegebene Arzneimittelpackung erhalten, erstmals seit neun Jahren gestiegen. Für die Zukunft wünscht sich Becker eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Honorars. Was für andere Berufsgruppen völlig normal sei, müsse auch den Apothekern zustehen, sagte er. Eine Erhöhung der Vergütung 2015 »ist nicht nur angemessen, sondern absolut essenziell, soll der Beitrag der Apotheker zu einer funktionierenden und flächendeckenden Arzneimittelversorgung auch langfristig gesichert werden.«

 

Rechtliche Schritte geplant

 

Mit Sorge blickt Becker auf die aktuellen Geschehnisse in Hessen. Dort ­hatte die AOK vor einiger Zeit die ­Ver­sorgung ihrer Versicherten mit Zytostatika ausgeschrieben. Apotheken, die keinen Zuschlag erhalten hatten und Patienten dennoch mit diesen Präparaten versorgen, werden von der Kasse nun auf null retaxiert und erhalten somit kein Geld für ihre Leistung. »Damit stellt diese Krankenkasse ein wesentliches Fundament unseres gesamten Systems infrage: das Recht des Patienten zur freien Wahl der ihn versorgenden öffentlichen Apotheke«, so der DAV-Chef. Zusammen mit dem Hessischen Apothekerverband werde der DAV daher rechtliche Schritte gegen die AOK einleiten.

Tabelle 1: Medikamentöse Sekundärprävention bei Patienten nach Herzinfarkt

Wirkstoffe (Beispiele) Indikation Ziel Therapie­dauer Interaktionen Neben-
wirkungen
(Beispiele)
COX-Hemmung und TAH
ASS Thrombozyten- Aggregations­­hemmung Mortalität↓ Reinfarktrate ↓ Dauer-
therapie
andere Blutverdünner Blutungen, gastrointestinale Beschwerden
ADP-Antagonisten
Clopidogrel Prasugrel Ticagrelor Thrombozyten- Aggregations­hemmung, duale Anti-­Plättchen-Therapie (DAPT) Reinfarktrate ↓, Verhinderung thrombo- embolischer Ereignisse nach Stents BMS: 1 bis 12 Monate, DES: 6 bis 12 Monate, bei ASS-Unver­träglichkeit lebenslang CYP-3A4, 2C19 CYP-3A4, 2B6, 2C9, 2C19 CYP-3A4, p-Gp Blutungen, gastrointestinale Beschwerden
ACE-Hemmer
Ramipril, ­Lisinopril, Captopril Sekundär­-
prävention, ­reduzierte ­linksventrikuläre ­Funktion (LVF)
Reduktion der Nachlast Dauer-
therapie
mTOR-Inhibitoren, DDP-4-Inhibitoren, NSAR, Anti- diabetika, ­Lithiumsalze, ­Allopurinol, ­Immun- suppressiva Reizhusten,
akutes
Nierenversagen,
Leukopenie
AT1-Antagonisten (ARB)
Losartan, ­Irbesartan, Candesartan Unverträglichkeit von ACE-Hemmern, Herzinsuffizienz Reduktion der Nachlast Dauer-
therapie
2C9 (Losartan) Cave: kaliumsparende Diuretika Erhöhung von Kalium, Kreatinin, Transaminasen
HMG-CoA-Reduktase-Hemmer
Simvastatin, Atorvastatin, Pravastatin Sekundär-
prävention
LDL unter 70 mg/dl Dauer-
therapie
abhängig vom Wirkstoff, unter anderem 3A4, 2C9 Muskelschmerzen, Myopathien, Magen-Darm- Störungen
β-Rezeptoren-Blocker
Bisoprolol,­Metoprolol Sekundär-
prävention Reduktion von ­Arrhythmien/ ­Kammer-
flimmern
Mortalität ↓ Frequenz 60/min Dauer-
therapie
p-GP (Betablocker sind Substrate); Calcium-Kanal-Blocker Bradykardien, ­Verschlechterung ­peripherer Durch­blutungsstörungen, Reizschwellen-
erhöhung bei Schrittmacher
Calcium-Kanal-Blocker (Nicht-Dihdropyridine) als Alternative zu Betablockern
Verapamil, Diltiazem Unverträglichkeit von Betablockern Steigerung der Myokard-durchblutung Dauer-
therapie
CYP 3A4 unerwünscht starker Abfall des Blutdrucks, Kopfschmerzen, Hautrötung, Knöchelödeme

Darüber hinaus machten auch Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln den Apothekern zu schaffen. Zuletzt hatten sich Berichte über nicht lieferbare Produkte gehäuft. Zwar seien Engpässe immer noch eine Ausnahme, so Becker. Aber: »Selbst selten auftretende Lieferschwierigkeiten sind in unserem Land und insbesondere dann, wenn es sich um therapieentscheidende Arzneimittel handelt, absolut inakzeptabel.« Krankenkassen und Politik nähmen das Thema jedoch nicht ausreichend ernst.

 

Ein gemischtes Fazit zog Becker mit Blick auf die Selbstverwaltung von Kassen und Apothekern. So sei beiden Seiten im vergangenen Sommer ein guter Kompromiss zum Kassenabschlag gelungen, der den Apothekern Planungssicherheit bis 2015 garantiere. Keine Einigung konnten GKV-Spitzenverband und DAV allerdings über die sogenannte Austausch-Verbotsliste finden. Sie soll all jene Wirkstoffe aufführen, die in der Apotheke grundsätzlich nicht ausgetauscht werden dürfen. Nach dem Willen der Bundesregierung wird sich nun der Gemeinsame Bundesausschuss um die Aufstellung kümmern. Anders als die Kassen sind die Apotheker in diesem Gremium jedoch gar nicht vertreten. »Die Apotheker und ihre pharmazeutische Kompetenz können in einer derart wichtigen Angelegenheit nicht außen vor gelassen werden«, so Becker.

 

Auch um verbindliche Regelungen zu Nullretaxierungen ringen Kassen und Apotheker seit langer Zeit. Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Parteien beim GKV-Spitzenverband scheine man auch auf dem Rücken der Apotheker austragen zu wollen, sagte Becker. Diese müssten Nullretax-Regelungen nun in Verhandlungen mit den einzelnen Kassenverbänden umsetzen. »Dafür sehe ich zurzeit deutlich bessere Chancen, als auf Bundesebene mit dem GKV-Spitzenverband zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen.«

 

Nachbesserungen nötig

 

Positiv bewertet Becker hingegen den Start des Nacht- und Notdienstfonds. Nach einigen Kinderkrankheiten zu Beginn laufe der Betrieb nun »stabil und ruhig«. Nachbesserungsbedarf sieht der DAV-Chef allerdings bei der Finanzierung des Fonds. Dieser speist sich aus einem Zuschlag von 16 Cent, die Apotheker für jede abgegebene Rx-Packung erhalten und an den Fonds weiterleiten. Mit diesem Geld werde die von der Politik zugesagte Summe in Höhe von 120 Millionen Euro pro Jahr jedoch nicht erreicht. »Nachbesserungen in Form eines höheren Nacht- und Notdienstzuschlags sind unabdingbar«, so Becker. /

Viertes Standbein: ­CSE-Hemmer

 

Statine sind neben ACE-Hemmern und Betablockern ein weiteres wichtiges Standbein in der Sekundärprophylaxe des Herzinfarkts. Die Studienlage zeigt sehr deutlich, dass eine Cholesterolsenkung sowohl die Infarkthäufigkeit als auch die Gesamtmortalität senken kann (7-10).

 

Dabei können die LDL-Werte sogar helfen, das Risiko für einen weiteren Infarkt abzuschätzen. Bei LDL-Werten über 160 mg/dl liegt die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten fünf Jahren einen weiteren Infarkt zu erleiden, immerhin bei 50 Prozent; bei Werten über 190 mg/dl sogar bei fast 100 Prozent (11). Der LDL-Zielwert für die ­Sekundärprophylaxe liegt bei unter 70 mg/dl (3).

 

Von dualer Antiplättchen- zur Triple-Therapie

 

Der Einsatz der dualen Antiplättchentherapie (DAPT), das heißt einer zweifachen Plättchenhemmung, zum Beispiel mit ASS plus Clopidogrel, hat massiv zur Mortalitätsreduktion nach Stent­implantation beigetragen. Je nach eingesetztem Material wird eine DAPT von mindestens einem Monat (bare metal stent, BMS) oder mindestens sechs Monaten (drug eluting stent, DES) empfohlen. Die maximale Therapielänge beträgt momentan laut Fachinformationen und aktuellen Leitlinien in beiden Fällen zwölf Monate. Ein längerer Einsatz wird kontrovers diskutiert; dabei sind Risiken wie erhöhte Blutungsneigung und assoziierte Komplikationen und Benefit (Mortalitäts­reduktion) abzuwägen. Es gibt noch keine Studien hierzu.

 

Die ISAR-SAFE-Studie wollte eine Therapiedauer von sechs gegen zwölf Monate Clopidogrel nach DES testen (12). Aufgrund zu niedriger Beteiligung wurde die Studie vorzeitig abgebrochen, denn statt der erwarteten 6000 Patienten wurden nur gut 4000 rekrutiert. Die Ergebnisse waren statistisch nicht signifikant (12).

 

Was tun, wenn der Patient mit Herzinfarkt bereits vorher eine orale Anti­koagulation (OAK) eingenommen hat oder während des DAPT-Zeitraums eine solche benötigt, zum Beispiel wegen Vorhofflimmerns? Je nach patientenindividuellem Blutungsrisiko, das mithilfe des sogenannten HASBLED-Scores ermittelt werden kann, gibt es zwei Szenarien (3).

 

  • Hohes Blutungsrisiko (HASBLED > 2): Der Patient erhält einen Monat eine Dreifachtherapie mit Aspirin, Clopidogrel und OAK, danach für weitere elf Monate eine Zweifachtherapie aus dem OAK plus entweder ASS oder Clopidogrel.
  • Niedriges Blutungsrisiko (HASBLED < 2): Die Dreifachtherapie aus ASS, Clopidogrel und OAK wird für sechs Monate gegeben; danach folgen sechs Monate mit OAK und ASS oder Clopidogrel.

AMTS-Hinweise für die Sekundärprophylaxe

Ältere Patienten stellen immer eine besondere Patientengruppe dar, da sich mit höherem Alter einige pharmakokinetische und pharmakodynamische Eigenschaften ändern. Durch den abnehmenden Körperwasseranteil bei steigendem Fettanteil kann sich das Verteilungsvolumen von Arzneistoffen ändern (16). Lipophile Arzneimittel wirken nicht mehr so gut, während hydrophile Wirkstoffe bei gleicher Dosierung dann UAW hervorrufen. Bei Patienten mit Herzinfarkt in der Vorgeschichte ist zu bedenken, dass die Sensitivität der Beta-Rezeptoren mit steigendem Alter abnimmt (16) und somit β-Rezep­to­renblocker eventuell keine so starke Blutdrucksenkung mehr hervorrufen wie in jüngeren Jahren. Dazu kommt, dass eine neuere Studie den Einsatz und Nutzen von Betablockern bei über-65-jährigen Patienten wieder einmal insgesamt infrage stellt.

 

Bezüglich anticholinerger Nebenwirkungen (17) ist zu bedenken, dass bei älteren Menschen aufgrund einer Verringerung der cholinergen Reserven die Anfälligkeit für periphere und zentrale anticholinerge Störungen erhöht ist (11). Selbst bei therapeutischen Dosen, zum Beispiel von Amitriptylin oder Tolterodin, können bereits anticholinerge Effekte auftreten.

 

Nach der ESC-Leitlinie sollte die antithrombotische Therapie auf das Körpergewicht und die Nierenfunktion der älteren Patienten ausgerichtet sein. Die Leitlinie fordert auch eine dosisadaptierte Behandlung mit Betablockern, ACE-Hemmern, Sartanen sowie Statinen (3).

 

Zur weiteren Bewertung der Therapie von Patienten über 65 Jahren lohnt es sich, die FORTA-Liste zu nutzen. Diese Liste – FORTA steht für »Fit for the Aged« – ist eine indikationsbezogene Bewertung von Arzneimitteln im Alter (18, 19) und wurde im Titelbeitrag der PZ 31/2017 ausführlich erklärt. Wirkstoffe sind unter unterschiedlichen Indikationen gelistet und können sowohl mehrfach gelistet sein als auch je nach Indikation eine positivere oder negativere Bewertung erhalten. Tabelle 2 zeigt die Bewertung der »klassischen« Medikamente nach Herzinfarkt gemäß FORTA-Liste.

 

Was tun bei Diabetes, Herz- und Niereninsuffizienz?

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa