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Präoperative ASS-Therapie

Kein Nutzen, kein Risiko

26.04.2016  16:17 Uhr

Von Ulrike Viegener / Viele Menschen mit Koronarsklerose stehen unter einer Dauermedikation mit Acetylsalicylsäure (ASS). Eine aktuelle Studie untersuchte die Frage, ob die antithrombotische Behandlung wegen eines eventuell erhöhten Blutungsrisikos vor ­einer Bypass-Operation unterbrochen werden sollte.

Bislang ist es gängige Praxis, ASS mehrere Tage vor einem koronarchirurgischen Eingriff sicherheitshalber abzusetzen, um ein eventuell erhöhtes Blutungs­risiko infolge der Thrombozyten­aggregations-Hemmung auszuschließen. 

 

24 Stunden nach der Operation wird die ASS-Therapie in der Regel fortgeführt. In der besonders kritischen Phase vor, während und kurz nach der Bypass-Operation sind die Patienten also gegen kardiovaskuläre Komplika­tionen nicht geschützt. Eine im »New England Journal of Medicine« veröffentlichte Studie überprüfte vor diesem Hintergrund die Nutzen-Risiko-Relation einer ASS-Gabe vor einer koronarchirurgischen Intervention (DOI: 10.1056/NEJMoa1507688).

 

Dazu erhielten in einer randomisierten doppelblinden Multicenter-Studie 1047 Koronarpatienten ein bis zwei Stunden vor der Bypass-Operation 100 mg ASS, während die 1053 Vergleichspatienten Placebo bekamen. Bei allen Studienteilnehmern bestand ein erhöhtes Risiko für perioperative Komplikationen. Warfarin und Clopidogrel mussten mindestens sieben Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden. Vor der Bypass-Operation sowie ein, zwei und drei Tage danach ebenso wie bei der Entlassung wurde ein 12-Kanal-EKG aufgezeichnet. Außerdem wurden nach der Operation engmaschig infarktrelevante Laborparameter erhoben. Primäre Studienendpunkte waren letale und nicht letale thrombotische Komplika­tionen innerhalb von dreißig Tagen.

 

Widerspruch zu früheren Ergebnissen

 

In puncto Nutzen einer perioperativen ASS-Medikation waren in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede festzustellen: Unter ASS traten thrombotische Komplikationen bei 202 Patienten und unter Placebo bei 215 Patienten auf. Das entspricht 19,3 versus 20,4 Prozent. Auf der Risikoseite kam die Studie zu folgenden Ergebnissen: Schwere Blutungen, die eine Reopera­tion erforderlich machten, wurden unter ASS bei 1,8 und unter Placebo bei 2,1 Prozent der Bypass-Patienten gesehen, eine Herztamponade bei 1,1 versus 0,4 Prozent. Eine signifikante Interak­tion zwischen ASS und dem Antifibrino­lytikum Tranexamsäure, mit dem jeweils die Hälfte der Patienten in beiden Gruppen zusätzlich behandelt wurde, war nicht festzustellen.

 

Unter dem Strich konstatieren die Autoren um Dr. Paul S. Myles von der Universität in Melbourne, Australien, dass es für die Prognose nicht relevant zu sein scheint, ob ASS vor einer Bypass-Operation abgesetzt wird oder nicht. Damit widersprechen sie dem Ergebnis einer Metaanalyse von mehr als 2000 Fällen aus 13 randomisierten Studien, die bei kontinuierlicher ASS-Gabe vor koronarchirurgischen Eingriffen annähernd eine Halbierung der perioperativen Herzinfarktrate, aber andererseits auch eine erhöhte Rate von Blutungskomplikationen ermittelt hatte (DOI: 10.1093/bja/aev164). /

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