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Glücksspielautomaten

SPD will Spielsucht bekämpfen

Datum 27.03.2012  17:34 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Spielautomaten gibt es an fast jeder Ecke. Sie treiben in Deutschland Hunderttausende Menschen in die Sucht. Die SPD fordert daher, diese Form von Glücksspiel stärker zu regulieren.

In Deutschland hat der Staat ein Monopol auf Glücksspiele. Er kann die Angebote kontrollieren und so die Gefahren von Wett- und Glücksspielsucht bekämpfen. Wie das Monopol konkret ausgestaltet ist, entscheiden die Bundesländer im Glücksspielstaatsvertrag. Eine Ausnahme sind jedoch die Automatenspiele. Sie gelten offiziell nicht als Glücks-, sondern lediglich als Geschicklichkeitsspiel. Wer unter welchen Voraussetzungen Spielautomaten aufstellen darf, regelt das Wirtschaftsministerium in der Gewerbe- und in der sogenannten Spielverordnung. Die soll in Kürze neu gefasst werden. In seinem Entwurf sieht Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) allerdings nur sehr behutsame Regeln für die Automatenindustrie vor.

 

Gewinne begrenzen

 

Der SPD gehen diese Pläne nicht weit genug. Ihre Suchtexpertin Angelika Graf bezeichnete den Vorschlag aus dem Ministerium als »Placebo-Reform«. Gemeinsam mit ihren Kollegen in der SPD-Fraktion hat sie einen Antrag vorgelegt, der auf striktere Regeln setzt und das Suchtpotenzial beim Automatenspiel deutlich mindern soll. So wollen die Sozialdemokraten, dass der maximale Verlust pro Stunde und Automat künftig nur noch bei 40 und nicht wie bisher bei 80 Euro liegt. Auch der höchste Gewinn soll nur noch 250 Euro betragen (bisher 500 Euro).

Darüber hinaus will die SPD das Spiel am Automaten deutlich entschleunigen. Derzeit dauert ein Spiel teilweise nur fünf Sekunden lang. Durch die schnelle Abfolge einzelner Partien verlieren Spieler leicht die Kontrolle über ihr Verhalten. Der SPD-Antrag sieht daher vor, dass ein Spiel mindestens 15 bis 20 Sekunden dauern muss. Spielsüchtige sollen sich außerdem selbst sperren lassen können. So würden sie beim Glücksspiel an eine selbst gesetzte Grenze stoßen. Heute ist das bereits in staatlichen Spielcasinos möglich. Die SPD will diese Möglichkeit auch auf Automatenspiele ausweiten.

 

Bei einer Expertenanhörung im Gesundheits­aus­schuss des Bundestages bekam der Vorstoß der Sozialdemokraten breite Unterstützung. Spieler, die sich in Casinos hätten sperren lassen, würden häufig auf Automaten in Spielhallen ausweichen, sagte Ilona Flüchtenschnieder-Petry von der Landesfachstelle Glücksspielsucht in Nordrhein-Westfalen. »Wir brauchen unbedingt ein einheitliches Sperrsystem.« Zudem seien die Spielsüchtigen heute deutlich jünger als noch vor einigen Jahren. Eine Ausweispflicht könne helfen, Jugendliche besser zu schützen.

 

Deutschlandweit leben rund 500 000 Spielsüchtige. Weitere 800 000 gelten als problematische Spieler. Der Fachbeirat Glücksspielsucht, ein Expertengremium, das die Länder in Fragen zum Glücksspiel berät, schätzt die direkten und indirekten Folgekosten der Spielsucht in Deutschland auf mindestens 40 Milliarden Euro. Damit wäre die Glücksspielsucht aus volkswirtschaftlicher Sicht die teuerste aller Suchterkrankungen (zum Vergleich: Tabakkonsum 33,7 Milliarden). Die Zahl liegt auch deshalb zu hoch, weil Spielsüchtige häufig in die Kriminalität abrutschen, um ihre Schulden zu decken.

 

Automaten nur in Casinos

 

Der Hamburger Wirtschaftsrechtler Professor Dr. Michael Adams bezeichnete das Automatenspiel als brandgefährlich. »Spielautomaten weisen das mit Abstand höchste Suchtpotenzial aller Spiele auf«, sagte er. Rund 80 Prozent der Spielsüchtigen, die eine Beratungsstelle aufsuchten, seien abhängig vom Automatenspiel. Die Hersteller bauten mit ihrem Geschäftsmodell gerade auf kranke Menschen. »Mehr als jeder zweite Euro der Einnahmen in der Automatenindustrie stammt von einem Spielsüchtigen.« Adams forderte daher, Automaten nur noch in Casinos zu erlauben, so wie es bereits in der Schweiz der Fall ist. »Damit wäre die Verfügbarkeit der Automaten deutlich eingeschränkt.«

 

Der Vorstand der Deutschen Automatenindustrie, Paul Gauselmann, wies diesen Vorschlag entschieden zurück. »Das Schweizer Modell bedeutet unser Aus«, sagte er. Zudem würden die Spieler auf das illegale Glücksspiel im Internet ausweichen, wenn es Automaten nur noch in Casinos gäbe.

 

Die Stellungnahmen der meisten Experten im Bundestag seien »eine schallende Ohrfeige für Bundeswirtschaftsminister Rösler«, sagte SPD-Suchtexpertin Graf im Anschluss an die Anhörung. Ob der FDP-Minister seinen Entwurf zur neuen Spielverordnung noch überarbeiten wird, ist unklar. Immerhin fordert auch seine Parteikollegin, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, striktere Regeln für Automatenspiele. /

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