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Serie Apothekerberufe

Mittendrin statt nur dabei

22.03.2016  10:27 Uhr

Von Christina Müller, Berlin / Der Gemeinsame Bundesausschuss ist einer der wichtigsten Entscheidungsträger im deutschen Gesundheitswesen. Er bewertet etwa den Zusatznutzen neuer Arzneimittel und legt darüber hinaus den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung fest. Mit der PZ spricht die Apothekerin Dr. Carina Mohn exklusiv über ihren Arbeitsalltag in der Abteilung Arzneimittel in der Geschäftsstelle des Gremiums.

Der Stadtteil Tiergarten ist nach Berlin-Mitte so etwas wie das zweite Epizentrum der Gesundheitspolitik in der Hauptstadt. Viele der großen Player haben dort ihren Sitz – etwa die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Deutsche Krankenhausgesellschaft.

Auch der G-BA ist vor Ort, dessen Geschäftsstelle zwischen all den anderen grauen Gebäuden kaum auffällt. Die schlichte Betonfassade verrät nichts darüber, welches Gewicht die Beschlüsse haben, die hier fallen. Im Inneren sitzen Männer in Anzügen und Frauen in Kostümen hinter Glastüren an großen runden Tischen und diskutieren rege – vielleicht über aktuelle Nutzenbewertungen.

 

In einem der zahlreichen, spärlich eingerichteten Konferenzräume hat Dr. Carina Mohn auf ihrem Stuhl Platz genommen. Die Apothekerin arbeitet seit 2012 als Referentin in der Geschäftsstelle des G-BA. Sie ist eine von 15 Pharmazeuten, die in der Abteilung Arzneimittel für das Gremium tätig sind. Unter anderem beraten sie und ihre Kollegen den Unterausschuss Arzneimittel, der die Beschlüsse vorbereitet, zu fachlichen Fragen. »Häufig betrifft das die frühe Nutzenbewertung«, erklärt Mohn. Beispielsweise bei der Auswahl der zweckmäßigen Vergleichstherapie greift der Unterausschuss auch auf die Expertise der Apotheker zurück.

 

Mohns Spezialgebiete sind die verordnungsfähigen Medizinprodukte und die Austauschbarkeit von Darreichungsformen. »Medizinprodukte werden ja nur ausnahmsweise in die Arzneimittelversorgung aufgenommen«, erläutert sie. »Das sind die sogenannten stofflichen Medizinprodukte.«

 

Möchte ein Hersteller, dass sein Präparat in der GKV verordnungsfähig wird, muss er beim G-BA einen Antrag stellen. Über einzelne Produkte dürfe sie nicht sprechen, so Mohn. »Aber Themen, die immer wieder aufkommen, sind zum Beispiel Laxanzien oder Mittel gegen Kopfläuse.«

 

Der Wunsch, aktiv im Gesundheitssystem mitzuwirken, kam bei ihr gegen Ende der Promotion im Jahr 2012 auf. Ihre Doktorarbeit habe sie am Institut für klinische Pharmazie der Universität Bonn geschrieben. Das Thema habe zwar wenig mit der heutigen Tätigkeit beim G-BA zu tun gehabt. Dennoch profitiere sie von den Erfahrungen, die sie während der Promotion gesammelt hat. »Man lernt vor allem, selbstständig zu arbeiten, sich zu organisieren, Daten zu strukturieren und auszuwerten und die Ergebnisse zu interpretieren«, fasst Mohn zusammen.

Den Horizont erweitern

 

Darüber hinaus habe sie im praktischen Jahr sechs Monate in Schottland verbracht. »Dort hatte ich Einblicke in die Arbeit von Krankenhausapothekern. Es hat sicherlich meinen Horizont erweitert, ein völlig anderes Gesundheitssystem kennenzulernen«, berichtet Mohn. Auch von den erworbenen Sprachkenntnissen profitiere sie heute, etwa wenn sie mit den Publikationen der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA arbeite.

 

Während ihrer Promotion ist sie auch in der Lehre tätig gewesen und hat sich in diesem Zusammenhang viel mit klinischen Studien, Pharmakoepidemiologie und Arzneimittelinformation beschäftigt. Das habe ihr geholfen, sich in der Berufswahl zu orientieren, sagt sie. »Mir ist klar geworden, dass ich zwar in der Arzneimittelversorgung arbeiten möchte, aber nicht primär in der Offizin.«

 

Die frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln sei zu diesem Zeitpunkt noch ein sehr junges Instrument gewesen und habe im Fokus der Fachmedien gestanden. »So bin ich auf den G-BA aufmerksam geworden«, sagt Mohn. »Und die Anforderungen in der Stellenausschreibung, die ich gefunden habe, passten perfekt zu mir.«

 

Ihren Alltag in der Geschäftsstelle des G-BA beschreibt Mohn als vielfältig. »Ich sammele Informationen zu den jeweiligen Themen und tausche mich oft intensiv mit Kollegen aus anderen Abteilungen aus, nehme an Sitzungen teil und bereite Beschlüsse für den Unterausschuss vor,«, berichtet sie.

Als besonders reizvoll bewertet sie die Nähe zur Gesundheitspolitik. »Wenn sich auf politischer Ebene etwas ändert, sind wir oft unmittelbar betroffen, weil der G-BA zum Beispiel neue Aufgaben übertragen bekommt. Das finde ich sehr spannend.«

 

Für ihre Arbeit seien vor allem das umfassende naturwissenschaftliche Wissen, aber auch die speziellen medizinisch-pharmakologischen Kenntnisse von Vorteil. »Durch die breite Aufstellung und das analytische Denken, das ich als Apothekerin mitbringe, kann ich mich schnell in einzelne Indikationsgebiete einarbeiten und mir einen Überblick verschaffen. Es tauchen auch immer wieder pharmakokinetische und technologische Fragen auf, da nützt mir genau dieses vernetzende Wissen aus dem Pharmaziestudium.«

 

Abstrakte Denkweise

 

Dennoch hält Mohn es für wichtig, sich nach dem Studium gezielt fortzubilden, um sich für eine Aufgabe beim G-BA zu qualifizieren – sei es durch eine Promotion, ein Aufbaustudiengang in Public Health oder praktische Tätigkeiten etwa bei einer Krankenkasse oder anderen Institutionen im Gesundheitswesen. »Das ist aus meiner Sicht hilfreich, um sich auf die hier gefragte abstrakte Denk- und Arbeitsweise einzustellen.« /

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