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Periodische Fiebersyndrome

Neue Indikationen für Canakinumab

01.03.2017  09:19 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, Stuttgart / Für Patienten mit sogenannten hereditären periodischen Fiebersyndromen (HPF) könnte bald eine neue Therapieoption zur Verfügung stehen. Der Anti-Interleukin-1β-Antikörper Canakinumab (Ilaris®) ist bereits zugelassen für Patienten mit Cryoporin-assoziierten periodischen Syndromen (CAPS). Drei weitere HPF-Formen sollen nun folgen.

Die neuen Indikationen sind das Tumor­nekrosefaktor-Rezeptor-assoziierte periodische Syndrom (TRAPS), das Hyperimmunoglobulin-D-Syndrom (HIDS)/Mevalonatkinase-Defizienz (MKD) und das familiäre Mittelmeerfieber (FMF). Alle drei gehören zu den seltenen Erkrankungen. Die europäische Zulassungsbehörde EMA empfahl die Zulassung von Canakinumab für diese HPF-Formen im Dezember 2016.

Periodische Fiebersyndrome sind mono­genetisch bedingte, autoinflammatorische Erkrankungen. »Bei etwa 90 Prozent der Betroffenen beginnen die Symptome im Kindesalter«, erklärte Professor Dr. Jasmin Kümmerle-Deschner von der Universität Tübingen bei einer Pressekonferenz von Novartis in Stuttgart. Typisch sind wiederholte Fieber­attacken, Hautausschläge und Schmerzen in Gelenken, Bauch- und Brustraum. Die einzelnen HPF-Formen unterscheiden sich im Zeitpunkt des ersten Auftretens, in der Dauer der Fieberschübe und den beteiligten Organen und Geweben. Entwickelt sich eine Amyloidose, könne es zu Nierenschäden bis hin zur Dialysepflicht kommen, so die Ärztin.

 

Horror autoinflammaticus

 

Inzwischen sind viele genetische Mutationen bekannt, die das angeborene Immunsystem stören und eine überschießende Freisetzung des Zytokins IL-1β bewirken können. Dies ist die Basis für autoinflammatorische Erkrankungen. Die Folge sind wiederkehrende Fieberschübe mit hohen Entzündungswerten im Blut. Die Kinderrheumatologin sprach von einem »horror auto­inflammaticus«. Die Therapie ziele ab auf eine schnelle Krankheitskontrolle, Vermeidung von Spätfolgen und Verbesserung der Lebensqualität.

 

Der Interleukin-Inhibitor Canakinumab wurde in der randomisierten Phase-III-Studie CLUSTER (NCT02059291) bei 181 Patienten mit TRAPS, HIDS/MKD oder FMF geprüft, berichtete Dr. Julia Weber-Arden von Novartis. Das Design entsprach einer sogenannten Umbrella-Studie: Wie ein Regenschirm über­spannte sie drei Kohorten mit genetisch unterschiedlichen Syndromen, deren Zielmolekül aber immer IL-1β ist. Eingeschlossen wurden Patienten, die in der zwölfwöchigen Screeningphase einen Schub erlitten hatten. Über eine Studien­dauer von 16 Wochen habe der Antikörper die Fieberschübe rasch und dauerhaft unterdrückt. »In allen drei Kohorten war Canakinumab Placebo signifikant überlegen«, sagte Weber-Arden.

 

Die empfohlene Dosis beträgt subkutan 150 mg alle vier Wochen und ist steigerbar. Laut Novartis soll auch eine neue Formulierung (150 mg/ml Lösung zur Injektion) auf den Markt kommen.

 

Bei Patienten mit familiärem Mittelmeerfieber wird der IL-1β-Antikörper mit Colchicin kombiniert, berichtete Dr. Arnd Giese von der Ruhr-Universität Bochum. Das FMF ist das häufigste Krankheitsbild unter den periodischen Fiebersyndromen und kommt vor allem in der östlichen Mittelmeerregion vor. 81 Prozent der Patienten in Deutschland hätten einen türkischen Migrationshintergrund, so der Arzt.

 

Der autoinflammatorischen Erkrankung liegen Mutationen im MEFV-Gen (Mediterranean Fever Gene, Marenostrin) zugrunde, das für das Protein Pyrin kodiert. Die Patienten erleiden fiebrige Schübe mit hohen Entzündungswerten und sehr schmerzhafter Bauchfell-, Rippenfell-, Herzbeutel- und/oder Gelenk­entzündung. Die Schübe sind selbstlimitierend und halten bis zu drei, maximal sieben Tage an. Fast alle Patienten hätten starke Bauchschmerzen, sagte der Gastroenterologe. Da die Symptome einer akuten Blinddarmentzündung ähneln, würden viele am Blinddarm operiert.

 

Standard Colchicin

 

Die prophylaktische Gabe von Colchicin kann Frequenz und Dauer der Attacken vermindern und die Entwicklung einer renalen Amyloidose verhindern. Allerdings reicht diese Standardtherapie bei 5 bis 10 Prozent der Patienten nicht aus. Die europäische Rheumaliga EULAR empfehle dann zusätzlich eine IL-1β-Blockade oder – bei starker Gelenk­beteiligung – einen TNF-α-Blocker. /

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