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Was Hänschen nicht lernt

08.04.2008  17:28 Uhr

<typohead type="3">Was Hänschen nicht lernt

Von Ulrike Abel-Wanek

 

15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland zwischen 3 und 17 Jahren sind zu dick, wie aus einer Untersuchung des Robert-Koch-Institus hervorgeht. Außerdem bewegen sie sich zu wenig und sind motorisch ungeschickt, Purzelbäume können nur noch wenige schlagen. Das bundesweite Präventionsprojekt »TigerKids«soll helfen, zu einem gesunden Lebensstil zurückzufinden.

 

Es gab eine Zeit, da waren Hamburger noch Bürger einer norddeutschen Großstadt und keine kalorienreichen Fleischklopse in watteweichen Brötchen. Ein typisches Fast-Food-Kindermenü aus Burger, Pommes und einem süßen Getränk enthält bis zu 1200 Kalorien. Zu viel für eine Mahlzeit, denn ein sieben- bis neunjähriges Kind benötigt insgesamt nur 1800 Kalorien täglich. »Bei Kindern von heute stimmt die Energiebilanz nicht mehr«, weiß Ernährungswissenschaftlerin Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund. »Sie nehmen zwar nicht mehr Kalorien zu sich als vor einigen Jahren, aber sie verbrauchen viel weniger.« Bei diesem Missverhältnis sei Übergewicht dann die Folge.

 

Rennen, hüpfen, springen: Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, der jedoch schon bei Drei- bis Sechsjährigen häufig gebremst wird. Spielkonsolen und Flimmerkiste scheinen attraktiver zu sein als Bolz- und Spielplätze. »Sie gehen nicht mehr so oft draußen spielen wie früher. Viele Eltern und Kinder haben Angst vorm Autoverkehr. In der Wohnung zu spielen, ist heute attraktiver«, sagt der Sportwissenschaftler Professor Dr. Klaus Bös, Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft an der Universität Karlsruhe.

 

»Die Lebensumstände von Familien mit Kindern haben sich geändert«, beobachtet auch Maria Noe. Sie ist die Leiterin der Kindertagesstätte »Kinderarche« im bayerischen Alzenau und arbeitet seit 30 Jahren als Erzieherin. »Viele Eltern sind den ganzen Tag berufstätig, und die Kinder sind von 7.30 bis 17 Uhr, hier.« Da bleibe nicht mehr viel Zeit, um nachher noch draußen herumzutollen oder in den Sportverein zu gehen. Der Kita komme dadurch eine große Verantwortung für die gesunde Entwicklung der Kinder zu. Schon hier müsste der Nachwuchs dazu motiviert werden, Äpfel und Tomaten statt Pommes zu essen und sich mindestens eine Stunde pro Tag zu bewegen. Den Kindern das spielerisch und ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln, ist das Ziel des Präventionsprojekts »TigerKids«, an dem auch die »Kinderarche« teilnimmt.

 

Das von der Stiftung Kindergesundheit gemeinsam mit dem Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München entwickelte Konzept ist nachgewiesenermaßen effektiv: Die Erzieher und Erzieherinnen vermitteln den Drei- bis Sechsjährigen Tag für Tag, welche Vielfalt an gesunden Lebensmitteln und Getränken es gibt. Dabei hilft der »schlaue Tiger«, die Leitfigur des Projekts. Er zeigt ihnen zum Beispiel als Lokführer eines Holzzuges, dass sie von Obst und Gemüse, Getreideprodukten, Wasser und Saftschorlen in den vorderen Waggons so viel essen und trinken dürfen, wie sie wollen. Fleisch, Milchprodukte und Eier sollten sie dagegen nicht in rauen Mengen verzehren. Butter und Süßigkeiten sind reiner Luxus und liegen im letzten Waggon. Regelmäßige körperliche Aktivität steht außerdem ganz oben auf dem Programm, inaktive Beschäftigungen wie Fernsehen und Computerspiele gilt es, auf etwa eine Stunde täglich zu reduzieren.

 

»TigerKids« komme bei Kindern und Eltern sehr gut an, sagt die Pädagogin Noe. Einmal im Monat frühstücken Mütter und Väter gemeinsam mit ihren Kindern in der Kita, gemeinsame Einkäufe stehen auf dem Programm und wöchentlich einen Euro ist den Eltern zusätzlich das gesunde Essen für ihren Nachwuchs wert.

 

Damit die Erzieherinnen und Eltern die Vorgaben des Programms richtig vermitteln, übernehmen lokale AOK-Mitarbeiter vor Projektbeginn deren Schulung und informieren auch im Rahmen von Elternabenden. Die AOK fördert das Projekt im Rahmen ihrer Initiative »Gesunde Kinder, gesunde Zukunft«.

 

Bundesweit beteiligen sich heute rund 1000 Kindergärten an »TigerKids«, bis Ende 2009 sollen es 5000 Einrichtungen sein. Das Projekt wurde im Oktober 2003 im Rahmen einer Pilotstudie in vier Landkreisen Bayerns gestartet und wissenschaftlich überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass »TigerKids« nachhaltig wichtige Risikofaktoren für Übergewicht günstig beeinflusst. Die teilenehmenden Kinder aßen auch zu Hause mehr Obst und Gemüse, tranken nicht mehr als ein Glas süße Limonade oder süßen Saft pro Tag und brachten eine gesündere Pausenverpflegung mit in den Kindergarten. 94 Prozent der Erzieherinnen sprachen sich für eine landesweite Ausdehnung von TigerKids aus. Das Weißbuch der Europäischen Kommission stellt das Projekt als eines von zwei europäischen Modellprojekten für eine erfolgreiche Übergewichtsprävention heraus.

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