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Parkinson

Dopamin rauf, Acetylcholin runter

Datum 16.02.2009  14:30 Uhr

Pharmacon Davos 2009

<typohead type="3">Parkinson: Dopamin rauf, Acetylcholin runter

 

Was haben Ottfried Fischer, Muhammad Ali und Michael J. Fox gemeinsam? Alle drei leiden an Morbus Parkinson, der zweithäufigsten neurodegenerativen Erkrankung des Nervensystems. Die verfügbaren Therapieoptionen führen zwar nicht zur Heilung, können den Krankheitsverlauf aber um Jahre verschieben.

 

»Nach dem Auftreten der ersten Parkinson-Symptome beträgt die Lebenserwartung durchschnittlich noch neun Jahre, wenn keine Behandlung erfolgt«, informierte Professor Dr. Holger Stark von der Universität Frankfurt am Main. Eine frühe Diagnose und eine sachgerechte Therapie verschieben den Krankheitsverlauf jedoch um durchschnittlich sechs bis zwölf Jahre, so der Pharmazeut. Wichtig sei deshalb, die Frühsymptomatik zu erkennen. So solle man bei Wirbelsäulenbeschwerden (aufgrund einer veränderten Haltung) im Alter immer an eine mögliche Parkinson-Erkrankung denken. Zudem seien zum Beispiel eine kleiner und undeutlicher werdende Schrift und Geruchsstörungen mögliche Frühwarnzeichen. Die vier klassischen Kardinalsymptome der sogenannten Schüttellähmung (Akinese, Rigor, Ruhetremor und Haltungsinstabilitäten) treten erst später auf.

 

Die Ursache der Erkrankung ist der Untergang dopaminerger Nervenzellen im Gehirn, vor allem in der Substantia nigra. Warum es dazu kommt, ist bislang nicht eindeutig geklärt. »Eine Rolle scheinen Proteinablagerungen, zum Beispiel von α-Synuclein, zu spielen«, informierte Stark. Als Folge des Untergangs dopaminerger Zellen entsteht so ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter Dopamin und Acetylcholin.

 

In der Behandlung kommt es darauf an, die Dopaminwirkung zu erhöhen beziehungsweise die von Acetylcholin zu senken. Anticholinergika führen allerdings bei älteren Patienten manchmal zur Verwirrtheit. Daher sind sie Stark zufolge erst Mittel der dritten oder vierten Wahl.

 

Um Dopamin zu erhöhen, kommt dessen Vorstufe L-Dopa zum Einsatz. Der Grund: Als biogenes Amin kann Dopamin die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. »In Kombination mit einem peripher wirksamen Decarboxylasehemmer wie Carbidopa oder Benserazid ist L-Dopa Goldstandard in der Parkinson-Therapie«, sagte Stark. Da die Aminosäure mit solchen aus der Nahrung konkurriert, sollte der Apotheker immer raten, L-Dopa 30 bis 90 Minuten vor oder nach den Mahlzeiten einzunehmen. Zu Beginn der Therapie sei das Ansprechen auf L-Dopa meist sehr gut, später leiden jedoch viele Patienten an motorischen Spätkomplikationen.

 

Eine andere Möglichkeit, die Dopaminverfügbarkeit zu erhöhen, ist die Hemmung des enzymatischen Abbaus mit MAO-B-Hemmern wie Selegilin und Rasagilin und COMT-Hemmern wie Tolcapon und Entacapon. Bei Letzteren sollten Apotheker auf eine mögliche Rotfärbung des Urins hinweisen. Diese beruht auf einer Komplexbildung mit Eisen und ist völlig ungefährlich. Bei MAO-Hemmern ist wegen möglicher Schlafstörungen die Empfehlung angebracht, die Mittel besser morgens und nicht zur Nacht einzunehmen.

 

Die Dopamin-Rezeptoragonisten lassen sich in die Ergolin-Derivate (zum Beispiel Cabergolin und Pergolid) und die Nicht-Ergolin-Derivate unterteilen. Erstgenannte Substanzen sind nur Mittel der dritten oder vierten Wahl und dürfen aufgrund möglicher Herzklappenfibrosen nur unter strenger Überwachung zum Einsatz kommen, so Stark. Anders die Nicht-Ergolin-Derivate wie Pramipexol und Ropinirol: Sie haben eine hohe Selektivität für D2- und D3-Rezeptoren. In der Beratung sollten Patienten unbedingt auf die Möglichkeit plötzlich auftretender Schlafattacken (cave: Autofahren) hingewiesen werden. Dopamin fungiert als wichtiger Antriebsfaktor im Gehirn und ist für das Belohnungssystem des Körpers von Bedeutung. »Das erklärt, warum Dopamin-Agonisten auch ungewöhnliche Nebenwirkungen wie Spielsucht, Hypersexualität und Kaufrausch auslösen können«, sagte Stark. Insgesamt hätten Dopamin-Agonisten eine große Perspektive. Nach fünf Jahren leiden nämlich nur rund 15 Prozent der Ropinirol-Patienten an Dyskinesien, unter L-Dopa sind es etwa 35 Prozent, so Stark.

 

Abschließend ging er auf die NMDA-Rezeptor-Antagonisten Amantadin und Memantin ein, die letztlich cholinerge Neuronen hemmen. Beim Wirkstoff Budipin seien viele Interaktionen zu beachten. Er ist nur im Direktbezug erhältlich. Zukünftig könnten auch Adenosin-A2A-Rezeptorantagonisten bei Morbus Parkinson zum Einsatz kommen. »Ein Kandidat, die Substanz Istradefyllin, wird derzeit in einer Phase-II-Studie geprüft«, informierte Stark. Abschließend hob der Pharmazeut noch den Nutzen zusätzlicher, nicht medikamentöser Maßnahmen wie Physiotherapie und Sprachtherapie hervor.

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