Dem Vergessen ein Schnippchen schlagen |
17.02.2009 16:47 Uhr |
<typohead type="3">Dem Vergessen ein Schnippchen schlagen
»Hatte man früher geglaubt, dass sich der Sitz des Gedächtnisses im Bauch oder im Herzen befindet, so weiß man seit mehr als 500 Jahren, dass es sein Zuhause im Gehirn hat«, so Dr. Hiltrud von der Gathen zu Beginn des Seminars »Erfolgreiche Strategien zur Gedächtnisoptimierung«.
Physiologische Grundlage des Lernens ist die neuronale Plastizität. Der Prozess der synaptischen Verknüpfung bleibt lebenslang erhalten, nimmt mit zunehmendem Alter aber ab. »Neue Gedächtnispotenziale lassen sich erschließen, indem man vor allem die rechte Hirnhälfte trainiert«, sagte die Apothekerin aus Castrop-Rauxel. Dem Hemisphärenmodell zufolge ist die rechte Hirnhälfte zum Beispiel für Gefühl, Kreativität und Bilder verantwortlich und könnte als Künstlerin bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu arbeitet die linke Hälfte eher wie ein Buchhalter. Sie steht zum Beispiel für Logik, Analyse und Regeln. Bei den meisten Menschen dominiert die linke Hälfte. Bei Merkprozessen wie dem Auswendiglernen von Vokabeln kommt man von der Gathen zufolge mit der rechten Seite besser voran. »Malen Sie merkwürdige Bilder, benutzen Sie alle Sinne dabei, bringen Sie Bewegung ins Bild und übertreiben Sie bei der Größe«, gab die Apothekerin Ratschläge fürs »Bildermalen«.
Im Folgenden stellte von der Gathen das Dreispeichermodul der Informationsverarbeitung vor. Danach speichert das Ultrakurzzeitgedächtnis nur für 20 Sekunden, das Kurzzeitgedächtnis für circa 20 Minuten und das Langzeitgedächtnis ab 20 Minuten bis lebenslang. Längst nicht alles, was wir wahrnehmen, landet im Langzeitgedächtnis zum Glück. »Vergessen ist in einem gewissen Maße also wichtig, damit das Gehirn nicht mit unnötigen Dingen überfrachtet wird«, fuhr die Referentin fort. Gemäß der Vergessenskurve nach Ebbinghaus vergisst der Mensch die meisten wahrgenommenen Ereignisse innerhalb von 24 Stunden. Bereits nach 20 Minuten ist ungefähr die Hälfte bereits wieder gelöscht. »Durch ständige Wiederholungen kann man dem Vergessen aber ein Schnippchen schlagen«, sagte von der Gathen. Informationen können so ins Langzeitgedächtnis gelangen. Die erste Wiederholung sollte bereits nach 20 Minuten stattfinden, die zweite nach 60 bis 70 Minuten. »Ursache für das Vergessen ist also nicht ein schlechtes Gedächtnis, sondern der Mangel an Wiederholungen und das ungeordnete oder nicht gruppierte Ablegen von Informationen im Gehirn«, fasste von der Gathen zusammen. Letzteres, das Prinzip der Ordnung, hatte bereits Cicero als eine der Grundlagen der Gedächtniskunst erkannt.