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Phytohormone

Die vermeintlich sanfte Alternative

Datum 15.02.2011  16:42 Uhr

Auf Phytohormonen ruhten große Hoffnungen: Sie sollten die positiven Effekte der Hormontherapie zeigen, aber möglichst ohne deren Neben­wirkungen. Doch für die meisten Indikationen ist eine Wirksamkeit noch nicht belegt und auch der Schaden ist nicht abschließend zu beurteilen.

In der Botanik werden unter Phytohormonen Substanzen verstanden, die das Wachstum und die Entwicklung einer Pflanze regulieren. In der Pharmazie sind Phytohormone etwas anderes: nämlich Pflanzeninhaltsstoffe, die im Menschen hormonelle Wirkung besitzen, sagte Professor Dr. Helga Stopper von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In den wissenschaftlichen Fokus sind sie gekommen, weil nach einer risikoarmen Alternative zur Hormontherapie bei postmenopausalen Frauen gesucht wurde. Zudem gibt es Berichte über Pflanzen­inhaltsstoffe, die eine Lebensqualitäts-steigernde und lebensverlängernde Wirkung besitzen sollen. Typische Beispiele für Phytohormone sind Isoflavone aus Soja oder Rotklee, Lignane aus Getreide und Leinsamen oder das estrogenartige Prenylnaringenin aus Hopfen. Aber auch die Anthocyane und Resveratrol haben eine geringe hormonelle Wirkung – sie binden an den Estrogenrezeptor, berichtete Stopper.

Mit der Nahrung nimmt der Mensch Phy­tohormone im Milligramm-Bereich auf, für Isoflavone sind dies etwa 2 mg, für Resveratrol 1 mg. »Die Blutspiegel, die darüber erreicht werden, liegen im nano­mo­laren Bereich«, so die Referentin. Dies wirft die Frage auf: Sind die Subs­tanzen wirksam? Epidemiologische Un­ter­suchungen weisen darauf hin, dass Isofla­vone aus Soja gegen Hitzwallungen helfen könnten. Denn während hierzu­lan­de etwa 80 Prozent der Frauen in den Wechseljahren die typischen klimakteri­schen Beschwerden durchmachen, sind dies in Japan nur 10 Prozent. Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass der Sojaver­zehr eine Rolle spielen könnte, zumal in einer Untersuchung das Risiko für Hitzewal­lungen mit zunehmendem Sojaverzehr sank.

 

»Interventionsstudien zeigen allerdings etwas anderes«, so Stopper. In verschiedenen Studien waren Pflanzen­extrakte gut wirksam – aber auf demselben Niveau wie Placebo. »Der starke Placeboeffekt ist typisch für klimakte­rische Beschwerden«, sagte Stopper. Insgesamt belege die aktuelle Datenlage keine signifikante Wirksamkeit der Phytohormone.

 

Ein ähnliches Bild ergebe sich auch für die Osteoporose. In einer Untersuchung mit Affen konnte die Einnahme von Isoflavonen das Krankheitsrisiko nicht senken. Die Humandaten seien sehr un­einheitlich, sagte Stopper. Ein günstiger Trend sei zu erkennen, insgesamt sei die Nutzbarkeit aber unklar.

 

Auch bei Krebs ist die Situation kompliziert. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass die Brustkrebsrate bei Asiatinnen deutlich niedriger ist als bei Europäerinnen. Dieser Unterschied wird ebenfalls mit dem hohen Sojaverzehr in Verbindung gebracht. Aktuellen Untersuchungen zufolge ist eine hohe Aufnahme von Isoflavonen in der Kindheit und Jugend nötig, um einen protektiven Effekt zu erzielen. »Isoflavone fördern die Ausdifferenzierung des Brustgewebes in der Pubertät, und eine gut ausdifferenzierte Brust ist besser gegen Krebs geschützt«, erklärte die Referentin. Eine Einnahme nach der Pubertät scheint diesen Effekt nicht zu bewirken.

 

Zu bedenken ist auch, dass Hormone grundsätzlich krebsfördernd sein können. Dabei sind zwei Situationen möglich: Zum einen kann die Substanz selbst mutagen sein, oder sie kann über die hormonelle Wirkung das Krebswachstum fördern. Einige Isoflavone, wie Genistein aus Soja, sind in vitro genotoxisch. Dies ist aber erst ab Konzentrationen der Fall, die in vivo nicht erreicht werden, so die Referentin. Hormone, ob endogene, synthetische oder pflanzliche, können generell aber die Tumorpromotion fördern. Soja-Isoflavone haben in Versuchen mit Mäusen, denen Tumorzellen implantiert wurden, das Wachstum dieser Zellen angeregt.

 

Insgesamt sei die Situation unübersichtlich, so Stopper. Die krebsfördernde Wirkung hänge sowohl von den endo­genen Hormonkonzentrationen als auch von der gewebespezifischen Verteilung der Rezeptoren ab. Hier bestehe noch erheblicher Forschungsbedarf. Bis genauere Daten vorliegen, sollte zur Vorsicht beim Einsatz mit Phytohormonen geraten werden. Das gilt besonders für Frauen, die ein hormonsensitives Mammakarzinom haben oder überwunden haben.

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