Pharmazeutische Zeitung online
Innovative Arzneimittel

Verband legt Preisbildungsmodell vor

16.02.2010  16:15 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Die Pharmaindustrie will sich nicht zum Sündenbock für ausufernde Kosten im Gesundheitswesen stempeln lassen. Deshalb legte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) ein eigenes Preisbildungskonzept für patentgeschützte Medikamente vor.

Dr. Bernd Wegener wurde deutlich, sehr deutlich. »Selbst wenn die Hersteller gar nichts verlangen würden, würden manche Medikamente in der Apotheke noch zehn Euro kosten«, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) vergangene Woche in Berlin.

Wegener suchte angesichts der derzeitigen Debatte um die von einigen Krankenkassen mittlerweile erhobenen Zusatzbeiträge den Weg in die Öffentlichkeit, um sich zu wehren.

 

Industrie weist Schuld von sich

 

In Namen der Pharmaindustrie hatte Wegener wieder einmal einen Schwarzen Peter zurückzuweisen, der aus seiner Sicht allzu häufig bei seiner Branche landet. Die Schulddebatte über die hohen Kosten im Gesundheitswesen fasste der BPI-Chef so zusammen: »Schuld sind wie üblich die pharmazeutischen Unternehmen, und zwar alle, weil sie die Unverschämtheit besitzen, wirksame Arzneimittel zu entwickeln und herzustellen.«

 

Dass es in seinem Verband auch schwarze Schafe gebe, räumte er ein. Dann rechnete Wegener der versammelten Hauptstadtpresse griffig vor, dass manch ein Cholesterinsenker vom Produzenten für weniger als einen Euro abgegeben werde, dank Großhandelsspanne, Apothekeraufschlag und Mehrwertssteuer am Ende aber an die elf Euro koste.

 

Man hätte den BPI-Vorsitzenden allerdings missverstanden, wollte man daraus eine gezielte Attacke gegen Großhandel und Apotheker oder Wirklichkeitsverdrehung aufgrund eines besonders drastischen Einzelbeispiels herauslesen. Zum einen machte er durchaus klar, dass im Durchschnitt 60 Prozent der Arzneimittelausgaben an die Hersteller gehen und nur der Rest an die anderen Handelsstufen und in die Mehrwertssteuer fließe. Dass er die in diesem Mittelwert aufgehenden Nöte der Generikahersteller etwas ausführlicher darlegte als die Situation der forschenden Hersteller, erscheint nachvollziehbar.

 

Zum anderen flogen die Giftpfeile in die Richtung zurück, aus der sie den BPI trafen. Die Krankenkassen seien nicht in der Lage, ihre Haushalte in Ordnung zu halten. Eine Replik gab es auch in Richtung des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), der Präparate für »Nischenindikationen« für ein Viertel der Arzneimittelkosten verantwortlich gemacht hatte. Wegener stellte klar, dass damit zum Beispiel Aids-Medikamente gemeint sind, die das Leben der Patienten verlängern und lebenswert machen. Außerdem habe die jetzt so verwunderte Politik zu Zeiten der großen Koalition die Zusatzbeiträge bewusst eingeführt, um den Wettbewerb innerhalb der GKV zu schüren, sagte Wegener.

 

Weil eben jene politische Klasse in Gestalt von Bundesgesundheitsminister Phi­lipp Rösler (FDP) kurz darauf die Industrie eingeladen hatte, um den eigenen Gesprächswillen zu verkünden, musste sich Wegener mit der Darlegung seiner Argumente, Forderungen und Vorschläge sputen. Die Krankenkassen forderte der BPI-Chef zu mehr Transparenz auf. So sollten sie offenlegen, wie viel sie durch die verschiedenen Rabattverträge tatsächlich einsparten. Nur so sei zu ermitteln, wie die finanzielle Lage tatsächlich sei. Der GKV-Arzneimittelpreisindex sei jedenfalls seit 2001 deutlich rückläufig.

 

Mehrwertsteuer für Arzneien senken

 

Daneben plädierte Wegener für eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel, was die GKV um mehr als 2,5 Milliarden Euro entlasten würde. Außerdem forderte er, dass endlich kostendeckende Beitragssätze für Bezieher von Arbeitslosengeld II eingezahlt werden müssten. »Der Staat stiehlt sich hier aus der Verantwortung«, so Wegener.

 

Der BPI präsentierte nun ein eigenes Preisbildungskonzept für neue Medikamente während ihres Patentschutzes. Die volle Erstattung auf Basis des Herstellerpreises direkt nach Zulassung soll fortbestehen. Dann sollen Einzelverträge zwischen Kassen und Herstellern möglich und stets vorrangig sein. Sobald 30 Prozent der GKV darüber abgedeckt sind, soll der durchschnittliche Erstattungsbetrag für alle Kassen gelten. Andernfalls seien nach fünf Jahren zentrale Vereinbarungen erforderlich. Die vertragsärztliche Wirtschaftlichkeitsprüfung und andere GKV-Regulierungen gelten nach diesem BPI-Konzept bei Einzelverträgen nicht. Grundlage für die zentralen Verhandlungen soll der Nutzen des Arzneimittels sein, der innerhalb einer Frist von fünf Jahren festgestellt werden soll – durchaus mit Beteiligung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), wie Wegener verdeutlichte. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa