Asthma behandeln, heißt inhalieren |
13.02.2007 15:39 Uhr |
<typohead type="3">Asthma behandeln, heißt inhalieren
Erstmalig im Davoser Seminarangebot war das neue Curriculum der Bundesapothekerkammer (BAK) »Pharmazeutische Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Asthma« zur qualifizierten und zertifizierten Fortbildung für Apotheker.
Die Intensiv-Fortbildung umfasste 20 Unterrichtseinheiten und stand unter Leitung von Dr. Eric Martin, Offizinapotheker aus Marktheidenfeld und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der BAK. In Zusammenarbeit mit Referenten der Allergieklinik Davos informierte Martin über medizinische Grundlagen und spezifische Therapien von asthmakranken Kindern und Jugendlichen sowie über die strukturierte und altersgerechte Pharmazeutische Betreuung und Gesundheitsberatung.
»Asthma behandeln, heißt inhalieren«, sagte Eugen Hodapp von der Allergieklinik Davos. Je nach Alter und Einatemleistung der Kinder, der Schwere der Erkrankung und Fertigkeit beziehungsweise Mitarbeit der Kinder gestalte sich dieses Ziel jedoch sehr individuell. In seiner Unterrichtseinheit gab der Schulungsleiter den Teilnehmern zunächst einige allgemeine Inhalationsregeln mit auf den Weg. So seien Zähne und Zunge bei Kindern häufig die erste Inhalationsbarriere. Daher gilt es zu lernen, die Lippen und Zähne fest um das Inhalierstück zu schließen und die Zunge unter das Mundstück zu halten. Zudem sollten die Kinder erlernen, so lange wie möglich einzuatmen, da sie beim Inhalieren oft zu flach und zu kurz einatmen. Auch das »Zwerchfellatmen« müsse immer wieder geübt werden, da Kinder sich häufig beim Pulverinhalieren eine Art Saugtechnik mit Schultern hochziehen angewöhnten. Alle Inhalationsgeräte müssten beim Einatmen immer in Sogrichtung, dass heißt horizontal zum Boden gehalten werden.
Da die Medikamente Zeit benötigten, um sich auf der Schleimhaut abzusetzen, sollten die Kinder die Luft anhalten werden und mindestens bis fünf zählen. Da jüngere Kinder noch nicht in Gedanken zählen können, sollten sie dies mit den Fingern der freien Hand erlernen. Viele Kinder atmeten beim Zählen wieder in ihre Backentaschen aus. In diesem Fall sollte das Kind trainieren, die Luft vorübergehend mit leicht geöffnetem Mund anzuhalten. Prinzipiell gelte: Dosieraerosole mit und ohne Inhalationshilfe ruhig und mit normaler Atmung so lange wie möglich einatmen. Pulverinhalatoren kraftvoll mit hohem Einatemfluss und ebenfalls so lange wie möglich einatmen.
Vorteil der Dosieraerosole sei, dass der Wirkstoff durch Treibgas oder eine Lösung freigesetzt werde und Patienten daher nur eine geringe Einatemleistung benötigen. Insofern könnten sie bei Kindern gut als Notfallmedikation eingesetzt werden. Nachteil bei Dosieraerosolen mit Treibgas sei deren hohe Freisetzungsgeschwindigkeit, die den Kindern Koordinationsprobleme bereite. Dies könne zu einer hohen Ablagerung des Wirkstoffs im Mund- und Rachenraum und einer geringen Aufnahme in die Atemwege führen. Daher sollten diese Dosieraerosole immer nur mit einer Inhalierhilfe verwendet werden. Dies gelte ebenfalls für moderne Sprays mit einer HFKW-Lösung, nicht jedoch für Autohaler mit einer HFKW-Lösung.
Vorteil der Pulverinhalatoren sei, dass sie handlich sind und eine hohe Akzeptanz bei Kindern haben. Nachteilig im Vergleich zu den Dosieraerosolen ist, dass sie eine höhere Einatemleistung benötigen und daher frühestens ab dem sechsten/siebten Lebensjahr und nicht als Notfallmedikament einsetzbar sind.
Grenzen unterliegen beide Inhalationsformen: Sie können keine ausreichende Wirkstoffexposition in den Atemwegen garantieren, wenn das Kind stark verschleimt ist, die Peak-flow-Kurve unter den kritischen Wert abfällt und das Kind starke allergische Atemwegsreaktionen zeigt. In diesem Fall ist in der Regel alternativ oder ergänzend eine Geräteinhalation mit einer hohen Anzahl an Atemzügen angezeigt.
Die genauen Schulungsinhalte des Curriculums sowie der Begleittext sind als PDF-Dokumente auf der Homepage der ABDA unter www.abda.de verfügbar (siehe Zertifikatsfortbildungen, Curricula der Bundesapothekerkammer). Zudem enthält die vierte Auflage (2005) des Asthma-Manuals zur Pharmazeutischen Betreuung aus dem Govi-Verlag ein neues Kapitel zu den Besonderheiten im Kindes- und Jugendalter, das von engagierten Ärzten der AG Asthmaschulung verfasst wurde.