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Sanierungsfall

10.02.2006  10:36 Uhr

Sanierungsfall

Ruhige Wintertage haben etwas Trügerisches. Blauer Himmel, eine strahlende Sonne und die Erkenntnis, dass die Tage wieder länger werden. Doch der romantische Blick aus der warmen Stube nach draußen trügt. Es ist immer noch kalt, sogar lausig kalt. Und - egal, was uns die Metereologen über steigende Temperaturen erzählen - es erfriert sich leicht in den Straßen Berlins.

 

Wintertage funktionieren irgendwie ein bisschen wie die große Koalition. Die Schicksalsgemeinschaft aus Union und SPD vermittelt das Gefühl, dieses Jahr sei ein gutes Jahr; und die nächsten Jahre würden noch viel besser. Man ist versucht, es ihr zu glauben. Und doch nagt der Zweifel. Vielleicht bleibt am Ende doch nicht mehr als die Hoffnung auf Besserung und Wärme. Vielleicht ist es nur ein schönes Wintermärchen.

 

Es ist immer noch kalt in Berlin, Wintersonne hin oder her. Vielleicht ist die Kanzlerin deswegen so häufig weg. Und vielleicht schaut sich die Gesundheitsministerin auch deswegen lieber in den USA um als in Pankow, ihre Staatssekretärin weilt lieber in der Schweiz als in Schönefeld.

 

Gründe wegzufahren gibt es genug: Die Heizung fällt immer häufiger aus in diesem Land. Unsere Sozialsysteme waren unsere Heizung, gaben das Gefühl wohliger Wärme. Egal ob Pflege, Gesundheit oder Rente - es will nicht mehr richtig warm werden. Das System hat einen Schaden, für Neues reichen weder Kapital noch Mut. Die Macht der Gewohnheit lässt uns festhalten am Liebgewonnenen. Es war immer so schön warm.

 

Dabei ist das System schon seit Jahren ein Sanierungsfall. Doch die Reparaturen waren schlampig. Jetzt soll es wieder besser werden, versprechen Union und SPD. Eine neue Devise lautet: Wenn alle länger arbeiten, dann sind alle auch weniger zu Hause. Und das rettet die Heizung wieder über ein paar Winter.

 

Apotheker sind - wie auch Ärzte - wichtige Träger des Systems, Energieträger. Sie sorgen dafür, dass das System immer weiter läuft. Denn ohne Brennstoff spendet diese Heizung keine Wärme.

 

Doch es wird kälter und kälter in Berlin, in Itzehoe, Memmingen und Cottbus. Die Koalitionäre wundern sich. Dabei sind sie es, die die Versorgung herunterfahren. Kein Wunder, wenn das System seinen Geist aufgibt.

 

Dabei ist der Sanierungsfall hausgemacht. Denn das System würde die Menschen weiter wärmen, wenn man ihm nicht den Brennstoff vorenthielte. Natürlich muss es von Zeit zu Zeit modernisiert werden. Doch auch eine neue oder modernisierte Heizung läuft nur, wenn sie etwas zum Verbrennen hat. Die Politik will aber keinen Scheit mehr aufs Feuer legen, die Heizung nicht rechtzeitig modernisieren und schon gar keine neue kaufen. Und so wird es immer kälter.

 

Manche werden auch übermorgen immer noch in der wohlig warmen Stube sitzen und nach draußen gucken - und nicht den blassesten Schimmer haben, dass die Heizung bald ganz den Geist aufgibt. Dann ist vielleicht schon wieder Frühling. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Und Deutschland wartet aufs nächste Wintermärchen.

 

Thomas Bellartz

Leiter der Hauptstadtredaktion

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