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Gesundheitssystem

Selektivverträge sind Insellösungen

02.02.2010  16:51 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / In einigen Jahren, wenn alte Menschen überwiegen, steigt höchstwahrscheinlich der Bedarf an medizinischer Versorgung. Zugleich wird die Zahl der Ärzte abnehmen, sagen auch Ärztevertreter.

Über die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems und damit auch über Nachwuchsprobleme, Fehlversorgung und Direktverträge diskutierten in Berlin Vertreter von Krankenkassen, der Ärzte und des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA). Eingeladen hatte das Forum Gesundheitspolitik Hauptstadt Berlin, das Arzneimittelhersteller ins Leben gerufen haben.

 

Den Direktverträgen, die Krankenversicherungen seit knapp drei Jahren schließen können, traute dabei niemand eine generelle Gestaltungskraft zu – selbst die Kassenvertreter nicht. Selektivverträge seien kein Ersatz für das bestehende System der Kollektivverträge zwischen Kassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV), urteilte Karl-Heinz Schönbach vom AOK Bundesverband. Derzeit machten sie im Übrigen bloß einen geringen Umsatzanteil aus.

Der unparteiische Vorsitzende des GBA, Dr. Rainer Hess, bezeichnete Selektivverträge als ein Hilfsmittel, um neue Strukturen zu erproben. Falls diese sich als überlegen erwiesen, müssten sie zur Regelversorgung werden. »Selektivverträge lösen keine Strukturprobleme, sie schaffen Insellösungen und verkomplizieren die Probleme, die wir sowieso schon haben«, sagte er. Der Vorstandvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, betonte, dass Direktverträge mit Ärzten Versorgungsdefizite fördern. »Selektivverträge gefährden das Sicherheitsnetz der Kollektivverträge«, betonte er. Sie führten dazu, dass der KBV die Mitglieder wegrennen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung nicht mehr wettbewerbfähig sei. In Zeiten von drohendem Ärztemangel werde dies dazu führen, dass es keine niedergelassenen Mediziner mehr gebe, die mit den Kassen Verträge schließen wollen, prognostizierte der KBV-Chef.

 

58 000 Ärzte fehlen

 

Zu den Problemen, die es schon heute gibt, gehört die ärztliche Versorgung auf dem Land. Sie wird in Zukunft wohl noch schwieriger werden. Denn obschon Deutschland an Bevölkerung verlieren wird, gehen Experten davon aus, dass der Bedarf an ärztlichen Behandlungen steigt, weil die Zahl der alten Menschen wächst. Dem stünden jedoch stark rückläufige Ärztezahlen gegenüber, erklärte Köhler. Nach Berechnungen der KBV fehlen im Jahr 2020 rund 58 000 Vertragsärzte, weil Nachwuchs für diejenigen Mediziner fehlt, die in den Ruhestand gehen. Dadurch werde es zu Defiziten in der Versorgung kommen, sagte der Vorstandsvorsitzende der KBV.

 

Als Reaktion auf die Ärzteverknappung schlägt Köhler eine kleinräumige Versorgungsplanung vor, die Sektorgrenzen überwindet. Demnach sollen ambulante und stationäre Versorgung nicht mehr isoliert gesteuert werden, wie es bisher der Fall ist. An die Stelle träte eine gemeinsame Bedarfsplanung für Arztpraxen und Kliniken. Die Fachärzte in den Krankenhäusern würden bei der Zulassung von niedergelassenen Fachärzten berücksichtigt und doppelte Facharztschienen abgebaut.

 

Köhler beklagte, dass nur wenige Ärzte bereit seien, den Sitz ihrer Praxis im Laufe ihres Erwerbslebens zu verlegen. Die meisten Hausärzte ließen sich an ihrem Geburtsort nieder und die Fachärzte in der Nähe der Klinik, an der sie ihre Weiterbildung absolviert hätten. Um Mediziner zu bewegen, sich auf dem Land niederzulassen, soll es freie Arztsitze nach Köhlers Vorstellung nur noch dort geben, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Die Kassenärztlichen Vereinigungen, so schlägt der KBV-Chef vor, sollten Arztsitze in Ballungsräumen aufkaufen, um die Versorgung umzusteuern. Ein Vorschlag, den Ärzte heftig kritisieren, wie Köhler einräumte. /

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