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Plötzlich herztod

Datum 01.02.2010  14:01 Uhr

Sekundentod, Herzschlag oder plötzlicher Herztod: Das sind Begriffe für ein und dasselbe dramatische Ereignis. Wer zusammenbricht, braucht schnelle Hilfe. Denn schon nach wenigen Minuten treten irreparable Gehirnschäden auf, kurz darauf der Tod.

In den Blickpunkt der Medien gerät der plötzliche Herztod häufig dann, wenn bekannte Sportler, etwa der 800-Meter-Läufer René Herms im vergangenen Jahr, betroffen sind. Die Erkrankung trifft jedoch bei Weitem nicht nur Sportler. Häufig lässt sie sich auf vorher nicht diagnostizierte Herzerkrankungen zurückführen, bei Athleten in Einzelfällen auch auf Doping.

 

In Deutschland sterben Jahr für Jahr mehr als 100 000 Menschen am plötzlichen Herztod. Mit steigendem Alter nimmt das Risiko zu, Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Laut WHO-Definition handelt es sich um einen Tod innerhalb von 24  Stunden nach Beginn der Erkrankung oder Schädigung. Häufig findet man aber auch die definitorische Begrenzung auf Todesfälle kardialer Ursache, die innerhalb einer Stunde nach Auftreten erster Symptome eintreten. Etwa 80 Prozent der Betroffenen hatten zuvor bereits einen Herzinfarkt oder litten an einer koronaren Herzerkrankung. Jeder fünfte Patient wusste jedoch nichts von seiner Herzerkrankung.

 

Nur in 10 Prozent der Fälle führen ein zu langsamer Herzschlag (Bradykardie), ein Komplettausfall des Erregungsleitungssystems oder das Versagen eines Herzschrittmachers zum plötzlichen Herztod. In der Regel lassen vor allem tachykarde Erregungsleitungsstörungen wie Kammerflimmern, Kammerflattern und Kammertachykardien die Herzfunktion versagen. Dadurch kann das Herz lebenswichtige Organe nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgen.

 

Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder einen Herzschlag überstanden haben, zählen zu den Risikopatienten für einen plötzlichen Herztod. Weitere Risikofaktoren sind angeborene oder erworbene Herzklappenfehler, entzündliche Herzerkrankungen, Anomalien des Reizleitungssystems und genetische Veranlagung. Dem plötzlichen Herztod können typische Symptome wie Schwindel und kurzer Bewusstseinsverlust vorausgehen. Einige Betroffene werden aber so schnell bewusstlos, dass sie keine Hilfe mehr holen können. Sie sind nicht ansprechbar, der Puls an der Halsschlagader ist nicht tastbar und auch die Atmung setzt kurz darauf aus. Nun kommt es auf jede Minute an. Nur die Reanimation kann das Leben des Bewusstlosen retten. Mit jeder Minute, die nach dem Herzstillstand ohne Rettungsmaßnahmen vergeht, vergrößert sich die Gefahr von Folgeschäden, und die Überlebenschancen sinken um 10 Prozent. Nach etwa 10 Minuten besteht kaum noch Hoffnung.

Immerhin kann der Herztod bei jedem zehnten Betroffenen durch rechtzeitige Wiederbelebung abgewendet werden. So schnell es geht, sollte daher mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Effektivste Maßnahme ist eine möglichst schnelle Defi­brillation. Mit einem Elektroschock aufs Herz soll der Herzrhythmus wieder in Gang gesetzt und der Blutkreislauf reaktiviert werden. Ziel der Defi­brillation ist es, eine ausreichend große Mengen von Herzmuskelzellen gleichzeitig zu erregen.

 

Wenn kein Defibrillator zur Verfügung steht, sollten Ersthelfer möglichst schnell mit einer Herzdruckmassage beginnen. Dazu werden die Hände in der Mitte des Brustkorbs aufgesetzt. Das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmungen beträgt 30 zu 2. Das heißt nach 30 kurzen und kräftigen Kompressionen des Brustkorbs erfolgen zwei Atemspenden. Diese dauern je eine Sekunde; Ziel ist es, dass sich der Brustkorb deutlich hebt und senkt. Danach folgen erneut 30 Kompressionen. Das 30:2-Verhältnis können sich Laien auch für die Reanimation von Kindern merken. In allen Fällen startet die Wiederbelebung mit den Kompressionen, die früher häufig gelehrten zwei Beatmungen zu Beginn entfallen.

 

Experten zufolge können auch nicht ausgebildete Laien die Defibrillation mithilfe automatisierter Geräte durchführen. Aus diesem Grund installierte der Verein »München gegen den plötzlichen Herztod« 48 Defibrillatoren in Münchner U-Bahn-Stationen (siehe dazu das Interview Jede Minute zählt). Seit September 2009 gibt es auch vor vier Wiener Apotheken öffentlich zugängliche Defibrillatoren. Ziel sei es, so der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Dr. Friedemann Bachleitner-Hofmann, in den nächsten Jahren möglichst viele Apotheken mit diesen Geräten auszurüsten. Allerdings sei es nicht optimal, wenn die Geräte in der Apotheke aufgestellt sind. Sie müssten rund um die Uhr verfügbar sein und daher vor der Apotheke gut sichtbar angebracht werden.

 

Was reduziert das Risiko für einen plötzlichen Herztod? Zum einen die adäquate Behandlung einer Grunderkrankung wie Hypertonie oder Diabetes, zum anderen eine gesunde Lebensführung mit Nikotinverzicht, Sport und Gewichtsreduktion. Bei Hochrisiko-Patienten kann auch ein Defibrillator implantiert werden. Dieser stellt durch einen elektrischen Schock den normalen Herzrhythmus wieder her, sobald er einen krankhaft schnellen Herzrhythmus misst.

»Sudden Death« durch Cocain

Cocain erhöht nach einer Studie die Gefahr eines plötzlichen Herztods. Cocain-Genuss spielte bei mehr als 3 Prozent der Fälle von »Sudden Death« eine Rolle, berichteten kürzlich spanische Mediziner im »European Heart Journal« (doi:10.1093/eurheartj/ehp557). »Unsere Forschungen zeigen, dass der Cocain-Konsum Änderungen am Herzen und an den Arterien auslöst, die zu einem plötzlichen Tod führen können«, sagte der Leiter des Forschungsteams, Dr. Joaquín Lucena, vom Institut für Gerichtsmedizin in Sevilla. Dabei spiele es keine Rolle, wie viel Cocain konsumiert werde. »Jede Menge dieses Rauschgifts ist potenziell schädlich.« Die negativen Wirkungen von Cocain würden verstärkt, wenn ein Mensch neben der Droge auch noch Tabak oder Alkohol konsumiert. Die Mediziner hatten die Daten von 668 Menschen untersucht, die von 2003 bis 2006 im Südwesten Spaniens Opfer eines plötzlichen Herztods geworden waren. In Europa konsumieren nach ihren Angaben zwölf Millionen Menschen die Droge; das sind 3,7 Prozent der Bevölkerung von 15 bis 64 Jahren.

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